Verteilung der TV-Millionen steht vor Reform

SID
Bis 2013 will Reinhard Rauball jedoch keine Veränderung an der Verteilung der TV-Gelder vornehmen
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Die Verteilung der TV-Millionen an die Fußball-Bundesligisten steht vor einer tiefgreifenden Reform. Ab 2013 könnten die Traditionsklubs mehr Geld als die Emporkömmlinge bekommen. Doch die Gegner formieren sich bereits.

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Mehr Millionen für die Traditionsklubs, weniger Einnahmen für die gesponserten Emporkömmlinge: Die Verteilung der TV-Gelder an die Fußball-Bundesligisten steht vor einer tiefgreifenden Reform.

"Für den kommenden TV-Vertrag kann dieses Gedanken-Modell durchaus eine interessante Diskussionsgrundlage sein", sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball der Bild-Zeitung und griff damit einen Vorschlag der Chefetage des Tabellenführers Borussia Dortmund auf. Namhafte Gegner des Modells wie Rudi Völler und Dieter Hoeneß kündigten Widerstand an.

Watzke mit Vorschlag

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte zuletzt "einen Mix nach dem holländischen Modell" ins Gespräch gebracht.

"Fünfzig Prozent des Fernsehgeldes oberhalb des Sockelbetrages werden nach dem Erfolgsprinzip verteilt und fünfzig Prozent nach einer Regel, die auf weichen Faktoren beruht", sagte Watzke, der sich eine solche Lösung auch mit Blick auf die 412 Millionen Euro, die derzeit pro Saison unter den Bundesligisten verteilt werden, wünscht.

Bei den "weichen" Faktoren hatte Watzke mehrere Aspekte ins Spiel gebracht: "Wie viele Sympathisanten hat ein Klub, wie viele Fans fahren zu Auswärtsspielen, was sagt die Gesellschaft für Konsumforschung? Jeder wird doch von seinem Gefühl sagen: Natürlich hat Schalke 04 im Gesamtbild der Liga eine höhere Bedeutung als der VfL Wolfsburg.

Aber das wird nicht abgebildet, wenn es um die Verteilung des Geldes geht." In der Bundesliga fließen derzeit lediglich die Tabellenplätze der vergangenen Jahre ein.

Erste Kritik an Watzke

Die betroffenen Klubs haben naturgemäß eine ganze andere Sicht der Dinge und sparen nicht mit Kritik an Watzke. "Das erschließt sich mir nicht. Da fehlt mir eine richtige Begründung. Vielleicht fällt dem Herrn Watzke ja morgen ein, dass die Mannschaft mit gelben Trikots mehr Geld bekommen soll", erklärte Wolfsburgs Manager Hoeneß.

Auch Bayer Leverkusens Sportdirektor Völler hält nichts vom Vorschlag Watzkes.

"Ich kann dieses Modell in der Form nicht unterstützen. Warum sollte ich Vereine bevorteilen, die schon allein aufgrund ihres großen Einzugsgebietes mehr Zuschauer haben? In Dortmund kommen auch 70.000 oder 80.000, wenn die mal schlecht dastehen. Das ist an sich kein sportliches Verdienst. Deshalb wäre es keine gerechte Lösung", sagte der Weltmeister von 1990.

Völler: Leistungsbezug ist gerecht

Völler baut auf die Überparteilichkeit des früheren Dortmunder Klubchefs Rauball: "Ich glaube, dass die Lösung mit Leistungsbezug, die die DFL seit Jahren praktiziert, sehr gerecht ist. Wie ich Herrn Rauball kenne und schätze, wird er für alle als Liga-Präsident und nicht als Präsident von Borussia Dortmund handeln."

Für Rauball kam der Vorstoß aus Dortmund nicht überraschend. "Ich kenne den Vorschlag von Herrn Watzke. Für die Laufzeit des bestehenden Vertrages, also bis 2013, werden wir in eine Verteilungsdiskussion nicht neu einsteigen. Der Kompromiss des vergangenen Jahres trägt sowohl dem Leistungs- als auch dem Solidaritätsgedanken Rechnung", sagte Rauball.

Nach Ansicht Watzkes habe die Liga allerdings schon vor Jahren "einen kapitalen Fehler gemacht, als sie Wolfsburg und Leverkusen, zwei Klubs, die Töchter von Dax-Unternehmen sind, einen Sonderstatus eingeräumt hat, ohne dafür eine Gegenleistung zu bekommen", sagte Watzke:

"Dieser Fehler ist nicht mehr zu korrigieren. Man hätte sagen können: Die kriegen nur die Hälfte des Fernsehgeldes, der Rest wird in einen Solidarfonds eingezahlt. Ich glaube, keiner der beiden Dax-Konzerne hätte sich daran gestört."

Aachen und Dresden auch Traditionsvereine

Die bei Watzkes Modell nötige Definition eines Traditionsvereins wird sich nach Ansicht Rauballs allerdings schwierig gestalten. "Das lässt sich nicht nach Meisterschaften und Bundesliga-Jahren berechnen.

Für mich sind zum Beispiel auch Alemannia Aachen oder Dynamo Dresden Traditionsvereine", sagte Rauball: "Ein Verein muss über Jahrzehnte für die Fans und die entsprechende Region eine große Bedeutung haben - und Identifikation vermitteln. Dann handelt es sich in meinen Augen um einen Traditionsverein."

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