Gomez: Neuanfang für den Millionen-Mann

SID
Mario Gomez genießt den Jubel der Fans nach dem klasse Auftritt gegen Hannover
© Getty

Der vergangene Samstag war für Mario Gomez womöglich ein Wendepunkt in seiner Zeit beim FC Bayern München. Der Nationalspieler hofft auf den Durchbruch beim deutschen Rekordmeister.

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Wäre es nach Louis van Gaal gegangen, hätte Mario Gomez am vergangenen Samstag nicht gegen Hannover 96 gespielt. Und folglich auch keine drei Tore geschossen. Gomez wäre schon gar nicht mehr beim FC Bayern München gewesen.

Denn als der Angreifer am 30. August dieses Jahres bei Karl-Heinz Rummenigge vorstellig wurde und einen Tag vor dem Ablauf der Transferfrist um die Freigabe für einen Wechsel zum FC Liverpool ersuchte, sagte der Klub-Chef sinngemäß: Mario, vergiss es. Van Gaal allerdings hatte ihm zuvor zu verstehen gegeben: Mario, du kannst gehen.

Was Gomez angeht, haben Rummenigge, der ehemalige Weltklasse-Stürmer, und van Gaal, der ehemalige Mittelfeldstratege, wohl verschiedene Ansichten. "Ich habe immer gesagt, dass ich Mario für unseren komplettesten Stürmer halte", sagte Rummenigge nach dessen Dreierpack am Samstag gegen Hannover.

Van Gaal schien dagegen nicht so recht zu wissen, was er mit dem sensiblen Gomez noch anfangen sollte. Zuletzt war der Mann mit der Rückennummer 33 in den Augen des Trainers überzählig. Er brauche nur zwei Stürmer, habe aber vier, sagte van Gaal. Und Gomez war im Wettstreit mit Thomas Müller, Ivica Olic und Miroslav Klose eher die Nummer vier.

Gomez: "Letzten Herbst habe ich in zehn Spielen 15 Tore gemacht"

Es gab eine Phase vor gut einem Jahr, da war Gomez nach seinem Wechsel aus Stuttgart der beste Torschütze der Münchner. "Im letzten Herbst habe ich in zehn Spielen 15 Tore gemacht", hat er nachgerechnet, und in der Tat war er ein Teil des Torjäger-Duos "Golic" - Olic der andere.

Aber, und auch das hat Gomez festgestellt, "das wird immer schnell vergessen, im Fußball zählt nur die Aktualität." Und in München zählt meist auch, was van Gaal sagt. Immer häufiger hieß es, der 35 Millionen Euro teure Luxusartikel müsse an sich arbeiten, sei zu unbeweglich und zu kombinationsschwach - kurzum: Er passe nicht ins System.

Gegen Hannover kam Gomez wohl wirklich nur zum Einsatz, weil Miroslav Klose verletzt ausfiel, ebenso Olic und noch ein paar mehr Spieler, und weil van Gaal das Spiel doch mit elf Mann beginnen wollte. Das Ergebnis ist bekannt, weniger, ob dies nun der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist.

Van Gaal jedenfalls schien durchaus beeindruckt, für das Spiel in der Champions League am Dienstag gegen den rumänischen Meister CFR Cluj stellte er Gomez selbstverständlich eine Einsatzgarantie aus. Er wäre ja schön doof, sagte der Trainer sinngemäß, einen Stürmer rauszunehmen, der gerade mal drei Tore geschossen hat.

Gomez: "Ich bin kein Spieler der in fünf Minuten glänzen kann"

"Ich habe immer gesagt: Wenn ich Spiele von Anfang an bekomme, fit und gesund bin, werde ich Tore machen", hat Gomez gesagt und wieder mal betont: "Ich bin kein Spieler, der in fünf Minuten glänzen kann, sondern der sich in ein Spiel hineinfightet."

Vergangene Woche beim EM-Qualifikationsspiel in Kasachstan hat er freilich nach seiner Einwechslung für Klose auch ein Tor geschossen - was widerlegt, dass er keine Tore schießen kann, wenn er von der Bank kommt. Aber vielleicht ist es auch einfach nur so, dass Gomez ab und zu mal eine Streicheleinheit braucht, Vertrauen spüren will und muss.

Van Gaal: "Gomz ist ein ganz wichtiger Spieler"

"Ich glaube nicht, dass sich viel verändert hat. Mein Wunsch ist weiterhin, immer ein Tor zu machen, und der Druck wird immer derselbe sein", sagte Gomez zwei Tage nach seinem Dreierpack gegen Hannover, der ihm angeblich nicht wie eine Erlösung vorkam: "Für mich ist kein Knoten geplatzt. Ich habe lange nicht von Anfang an gespielt und wenn, dann habe ich viele Tore gemacht. Ich hoffe, dass mir das Auftrieb und Sicherheit vor dem Tor gibt. Aber es werden auch Spiele kommen, in denen es nicht so läuft."

Aber: Es ist nun die Phase, in der Gomez seine Karriere in München noch mal so richtig in Schwung bringen kann. "Mario Gomez hat es ganz alleine geschafft, sich aus dem Schlamassel rauszuziehen", sagt Sportdirektor Christian Nerlinger.

Seit jenem Tag im August, sagt Rummenigge zufrieden, "hat er Gas gegeben." Und Louis van Gaal sagt nun, dass Mario Gomez in den kommenden Spielen "ein ganz wichtiger Spieler" für den FC Bayern sein wird.

Mario Gomez im Steckbrief