"Beim Kopfsprung gab's Probleme"

Von Interview: Daniel Börlein
Lukas Schmitz von Schalke studierte bereits Politik-, Verwaltungs- und Sportwissenschaften
© Getty

Nach erst vier Punkten aus sieben Spielen hängt Schalke 04 im Tabellenkeller fest und rangiert auf einem Abstiegsplatz. Im Interview spricht Lukas Schmitz über berechtigte Kritik an der Mannschaft, Wege aus der Krise, Raul, Thilo Sarrazin und ein gescheitertes Sportstudium.

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SPOX: Herr Schmitz, Sie waren einer der Newcomer der letzten Saison. Ihr Durchbruch hat allerdings auch Ihre ursprünglichen Pläne durchkreuzt. Eigentlich wollten Sie studieren.

Lukas Schmitz: Ich habe letzten Sommer an der Ruhr-Uni in Bochum die Aufnahmeprüfung zum Studiengang Sportwissenschaften gemacht. Dann hat es allerdings mit dem Fußball geklappt und fürs Studium war erstmal keine Zeit mehr.

SPOX: Wie lief es denn bei der Aufnahmeprüfung?

Schmitz: Beim Schwimmen hatte ich mit dem Kopfsprung vom Einer ein bisschen Probleme, aber ansonsten bin ich ohne Defizite durchgekommen. (lacht)

SPOX: Sie haben bis vor einiger Zeit auch ein Fernstudium in Politik- und Verwaltungswissenschaften absolviert. Auch das fiel dem Fußball zum Opfer.

Schmitz: Es war für mich einfach nicht möglich, das unter einen Hut zu bringen. Profi-Fußballer werden war schon immer das große Ziel. Als ich die Chance bekommen habe, habe ich alles auf diese Karte gesetzt. Darum habe ich mich auch aus meinem Politik- und Verwaltungswissenschaften-Studium exmatrikuliert.

SPOX: Politikwissenschaft ist nun nicht gerade ein gewöhnlicher Studiengang für einen jungen Fußballer. Sind Sie ein politisch interessierter Mensch?

Schmitz: Es ist schon so, dass ich in der Zeitung mehr lese als den Sportteil. Für das Studium blieb durch den Fußball leider keine Zeit mehr. Aber trotzdem finde ich es wichtig, darüber Bescheid zu wissen, was in der Tagespolitik geschieht und was in Deutschland und Europa los ist.

SPOX: In Deutschland hat zuletzt unter anderem Thilo Sarrazin die Schlagzeilen bestimmt.

Schmitz: Wenn man das nicht aktiv ausgeblendet hat, kam man ja nicht drumherum. Ich habe sein Buch nicht gelesen, deshalb finde ich es schwierig, dazu Stellung zu beziehen. Aber viele seiner Aussagen, die durch die Medien gegangen sind, konnte ich nicht nachvollziehen. Ich habe auch viele türkische Freunde. Da war das natürlich auch ein Thema.

SPOX: Sie haben studiert, beschäftigen sich mit Politik, lesen gerne Bücher - Sie bedienen nicht unbedingt das Klischee des typischen Fußball-Profis.

Schmitz: Das mag sein. Für mich ist es wichtig, dass ich mich gerade in der fußballfreien Zeit auch mit anderen Dingen beschäftige. Ansonsten bestimmt der der Fußball voll und ganz mein Leben.

SPOX: Seit Sie im vergangenen Jahr den Sprung in den Profi-Fußball schafften, bleibt dafür deutlich weniger Zeit.

Schmitz: Das kann man so sagen. Bei mir hat sich ja eigentlich der komplette Tagesablauf geändert. Vorher war ich Schüler und Zivi. Da lief der Fußball so nebenher. Seitdem ich bei Schalke im Profikader stehe, hat sich natürlich alles gedreht. Jetzt, wo wir auch noch in der Champions League spielen, sind wir ständig unterwegs. Alles richtet sich nach dem Fußball.

SPOX: Nachdem Sie vor einem Jahr den Sprung zu den Profis schafften, ging es quasi immer nur bergauf. In dieser Saison sieht das anders aus - bei Ihnen wie auch bei der kompletten Mannschaft. Woran liegt's?

Schmitz: Das hat ganz sicher mehrere Gründe. Es hat sich in der Mannschaft einfach viel verändert. Deshalb sind wir noch nicht so eingespielt. Zudem ist es so, dass wir im letzten Jahr häufig das 1:0 gemacht haben, auch wenn wir nicht besonders gespielt haben. Jetzt kriegen wir das 0:1, auch wenn wir nicht schlecht spielen. Und dann tun wir uns schwer. Ich denke, dass wir noch ein bisschen Zeit brauchen und dann auch gemeinsam aus dieser Situation heraus kommen werden.

SPOX: Sie klingen optimistisch. Andererseits haben sich zuletzt Führungsspieler wie Christoph Metzelder oder Manuel Neuer öffentlich recht kritisch über die aktuelle Situation auf Schalke geäußert.

Schmitz: Christoph und Manuel haben als erfahrene Spieler Dinge öffentlich angesprochen. Das machte auch Sinn. Gerade in einer solchen Phase.  Wir müssen jetzt versuchen, durch Leistung und Zusammenhalt die richtigen Antworten auf dem Platz zu geben. Dann kommen wir auch aus dieser Situation heraus.

SPOX: Metzelder soll Marcelo Bordon als Abwehrchef und Leader ersetzen. Mit Bordon haben weitere Führungsspieler wie Kuranyi, Westermann und Rafinha den Klub verlassen. Hat Schalke aktuell das Problem, dass Leute fehlen, die vorneweg gehen?

Schmitz: Spieler wie Bordon, Kuranyi oder Rafinha waren lange im Verein und dadurch natürlich richtig integriert. Dass das bei einem neuen Spieler noch nicht so sein kann, ist selbstverständlich. Aber ich denke, wir haben genügend Leute in der Mannschaft, die Führungsaufgaben übernehmen können.

SPOX: Wie läuft die Integration um Raul und die anderen Neuen?

Schmitz: Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Natürlich braucht auch das noch etwas Zeit. Bei Raul ist es so, dass er sehr umgänglich ist und sich keine Extrawurst gönnt. Ich habe das Gefühl, dass er sich in der Mannschaft wohlfühlt.

SPOX: Durch die namhaften Neuzugänge ist es um Schalkes junge Spieler wie Joel Matip, Christoph Moritz oder Sie recht ruhig geworden. Bedauern Sie das?

Schmitz: Das war mir von Beginn an klar. Wenn du als junger Spieler quasi aus dem Nichts kommst, dann bist du erstmal interessant für die Öffentlichkeit. Dass sich das mittlerweile relativiert hat, ist keine Überraschung. Für mich ist das öffentliche Interesse um meine Person auch nicht wichtig. Ich will auf Schalke sportlich eine gute Rolle spielen. Das ist mein Ziel.

SPOX: Ist es aber nicht angenehm, positive Schlagzeilen über sich zu hören oder zu lesen?

Schmitz: Es ist nicht so, dass ich die Medien nach tollen Meldungen über mich durchsuche. Aber man bekommt es natürlich mit, weil man auch darauf angesprochen wird. Und natürlich beeinflusst das. Aber es bringt mich nicht weiter und macht mich nicht besser. Deshalb versuche ich das auszublenden und konzentriere mich auf das Wesentliche.

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