Mainz deutscher Meister - warum nicht?!

Von Thomas Gaber
Jubel auf Mainzer Art: Lewis Holtby, Elkin Soto, Andre Schürrle und Adam Szalai (v.l.)
© Getty

Mainz 05 bleibt das Maß der Dinge in der Bundesliga. Der Saisonstart ist keineswegs sensationell. Hinter der Erfolgsserie steckt Methode. SPOX kommentiert den Höhenflug der Tuchel-Truppe.

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Kommentar Zum dritten Mal hat eine Mannschaft in der Bundesliga die ersten sieben Spiele gewonnen. 1995 waren's die Bayern unter Otto Rehhagel, 2001 war's Kaiserslautern unter Andreas Brehme, 2010 ist es Mainz 05.

Dem Münchner Dream Team mit den Neuzugängen Jürgen Klinsmann, Ciriaco Sforza und Andreas Herzog war ein Rekordstart durchaus zuzutrauen. Wie Kaiserslautern vor neun Jahren dazu kam, kann nicht einmal Brehme erklären.

Die Mainzer Siegesserie ist ungewöhnlich, aber keineswegs sensationell. Trainer Tuchels Rotation ist ungewöhnlich, aber keineswegs willkürlich. Tuchel entscheidet nicht nach dem Hölzchenzieh-Prinzip, welche Spieler er aufstellt. Er passt sein System und sein Personal an die Stärken und Schwächen des Gegners an und lag damit sieben Mal richtig.

Der Begriff Matchplan ist plötzlich en vogue, wie die Boygroup Bruchweg Boys, die es sogar schon ins Sport-Studio geschafft hat. Die Mannschaft ist bislang von Verletzungen weitgehend verschont geblieben und gegen Hoffenheim kam auch noch das nötige Glück dazu.

Mainz hat einen Lauf. Einspruch! Mainz hat keinen Lauf, sagt Tuchel, sein Team arbeite eher verdammt hart. Das behaupten auch 17 andere Bundesligisten von sich. Mainz arbeitet nicht härter als der Rest, aber effizienter.

Die 05er haben ihre Siege auf unterschiedliche Weise eingefahren. Comeback in Wolfsburg, Coolness in Bremen, Dominanz gegen Köln, taktische, spielerische und mentale Reife in München. Das Team kombiniert sämtliche Attribute, die nötig sind, um erfolgreich zu sein.

Und offensichtlich glauben sie ihrem Chef jedes Wort. Tuchel hat seine Spieler im Griff, die jungen wie Holtby und Schürrle und die alten wie Karhan und Noveski. Mainz wird Rückschläge verkraften müssen, aber Mainz ist gefestigt.

Die Bayern entwickelten sich 95/96 unter Rehhagel zum FC Hollywood. Einen Selbstzerfleischungsprozess wird es in Mainz nicht geben. Auch keinen Absturz a la Kaiserslautern anno 01/02, denn Mainz hat einen klaren Plan und vernünftige Leute im Umfeld.

21 Punkte nach sieben Spielen sind eine echte Hausnummer. Maßgebend im Kampf um den Titel sind stets die Bayern. Und die sind unglaubliche 13 Punkte zurück. An den Titel glauben die Münchner derzeit nicht mal selbst.

Am nächsten kommt Mainz noch der BVB. Nicht absichtlich, eher logisch. Dortmund holte nach den Rekordstarts von Bayern und Lautern jeweils den Titel. Das könnte auch 2011 passieren.

Mainz wird jedenfalls nie schlechter als Platz fünf stehen und am Ende mindestens auf einem Europa-League-Platz landen. Die nächsten drei Gegner heißen Hamburg, Leverkusen und Dortmund. Hält die Siegesserie auch gegen diese drei Teams an, ist Mainz noch mehr zuzutrauen. Auch der Titel.

Bei aller Neutralität ist zu hoffen, dass Mainz in sportlicher Hinsicht wirklich Mainz bleibt. Dieses Team macht Freude.

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