Zurück im Kreis der Großen

Von SPOX
Unter Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hat sich Nuri Sahin zu einem Spitzenspieler entwickelt
© Imago

Nach Jahren kontinuierlicher Arbeit ist Borussia Dortmund wieder im Kreis der Spitzenteams der Bundesliga angekommen. Seit dem 8. Spieltag grüßt der Revierklub sogar erstmals nach neun Jahren wieder von der Tabellenspitze. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Entwicklung eines Talents zum Spitzenspieler, ein Trainer als Sympathieträger und ein neues Selbstverständnis gehören dazu.

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1. Mentalität & Reife

Trainer Jürgen Klopp hatte schon vor der Saison darauf hingewiesen, dass man in der Vorbereitung den Schwerpunkt auf eine dominantere Spielweise gelegt habe. Im Vorjahr war die Borussia Weltmeister darin, Führungen wieder herzuschenken. Weil man sich oft entweder zu sicher fühlte und die Offensivbemühungen einstellte.

Oder man - etwa gegen Topteams - Angst vor der eigenen Courage bekam. In dieser Spielzeit ist auffällig, dass Dortmund unabhängig vom Spielstand konsequent auf das nächste Tor drängt und somit den meisten Gegnern ein mögliches Comeback erschwert.

Das Spiel in Köln war zwar in gewisser Weise ein Rückfall in alte Zeiten. Nuri Sahin gab zu, dass man dem FC in der zweiten Hälfte das Feld überlassen habe. Dafür zeigte sich dort ein zweiter Aspekt der neue Reife des BVB: Das Wissen um die eigene Stärken und die Sicherheit, dass man jederzeit zurückschlagen kann.

Unmittelbar nach dem Ausgleich durch Lukas Podolski legte der Gast den Schalter wieder um, drängte auf den Sieg - und wurde belohnt. Klopp wird es trotzdem lieber sein, wenn sich sein Team in Zukunft gar nicht erst in diese Situation bringt.

2. Neuzugänge

Mit Robert Lewandowski, Ersatz-Keeper Mitchell Langerak, Lukasz Piszczek, Antonio da Silva und Shinji Kagawa hat Sportdirektor Michael Zorc die Mannschaft nur punktuell verstärkt. Der BVB ist damit der krasse Gegenentwurf zu Schalke 04, das mehr oder weniger aus Zwang das ganze Team umkrempelte.

Die wenigen Neuen kamen in eine bereits intakte Mannschaft, die ihnen die Eingewöhnung leicht machte. Kagawa und Co. zahlten sofort zurück, indem sie die Qualität deutlich anhoben. Insbesondere der Japaner erwies sich als Schnäppchen. Doch auch in Bezug auf die Kaderbreite hat man sich verbessert.

War Klopp in den vergangenen Jahren fast schon darauf angewiesen, immer die gleiche Elf spielen zu lassen, kann der Trainer mittlerweile dank der starken Neuzugängen und Youngster wie Mario Götze problemlos und ohne Qualitätsverlust rotieren.

3. Der Klopp-Faktor

Auch wenn der Sympathieträger jetzt schon in seiner dritten Saison beim BVB arbeitet: Abnutzungserscheinungen sind keinesfalls erkennbar. Klopp ist nach wie vor die Gallionsfigur der "neuen" Borussia und steht für Emotionen gepaart mit fußballerischem Sachverstand.

Genau das scheint sein Geheimnis zu sein: Dass er eben nicht nur ein Motivationskünstler ist. Jürgen Klinsmann etwa hatte man genau das stets zum Vorwurf gemacht.

Klopp dagegen kann seine Spieler heiß machen, hat darüber hinaus aber eine klare Vorstellung, wie seine Jungs taktisch spielen sollen.

Und diesen Plan kann er aufgrund seiner Eloquenz jedem vermitteln. Die Fans hat er sowieso auf seiner Seite.

4. Nuri Sahin

Wohl kein Spieler verkörpert Dortmunds Aufschwung so sehr wie der 22-Jährige. Von Ex-Coach Bert van Marwijk gefördert, galt Sahin als eins der größten Talente Europas, ehe er unter Thomas Doll stagnierte. Nach einem Jahr in Rotterdam kam Sahin als gereifte Persönlichkeit zurück und traf in Klopp auf einen Coach, der ihn ideal protegierte.

Nachdem er von Doll - wenn überhaupt - nur auf dem Flügel eingesetzt wurde, gab ihm Klopp die Chance, sich in der Zentrale zu beweisen. Dort blühte Sahin auf, lief Tamas Hajnal schnell den Rang ab und schaffte den Sprung vom ewigen Talent zum etablierten Bundesliga-Star.

Und nicht nur das: In dieser Spielzeit ist der Mittelfeldstratege vielleicht der beste Spieler der gesamten Liga. Er ist für seine Kollegen Vorbild in punkto Kampf und Einsatz und zeigt dazu spielerische Extraklasse. Dass er außerdem wichtige Tore erzielen kann, bewies er gegen Wolfsburg, Bayern und zuletzt Köln.

5. Die Konkurrenz

Fünf Klubs, die vom Selbstverständnis um die vorderen Plätze, wenn nicht gar die Meisterschaft, mitspielen müssten, schwächeln. Aus unterschiedlichen Gründen: Beim VfB Stuttgart passt derzeit gar nichts, Werder Bremen hat auch und vor allem mit Verletzungsproblemen zu kämpfen.

Schalke hat sich nach einem massiven Umbruch noch nicht wieder gefunden, von einem offensichtlichen Qualitätsverlust ganz abgesehen.

Wolfsburg und sein neuer Trainer Steve McClaren haben schon zwei sicher geglaubte Siege verschenkt. Und die Bayern? Tja, die Bayern beklagten sich anfangs über viele WM-Fahrer, haben inzwischen aber eher mit ihrer Einstellung zu kämpfen als mit müden Beinen.

Der Sieg über Hannover war vielleicht die Wende zum Guten. Dem BVB haben die schlechten Starts der Spitzenklubs natürlich in die Karten gespielt. Bis auf Bremen hat man all diese Teams schon geschlagen.

Borussia Dortmund: Der Tabellenführer im Steckbrief