Trochowski: Der Vertreter der Vertreter

Von SPOX
Piotr Trochowski stand zuletzt nicht mehr in der Startelf des HSV
© Getty

Piotr Trochowski ist beim Hamburger SV nur noch ein Mitläufer, in Wolfsburg ist Verlass auf die Allzweckwaffe, der FC Bayern hat plötzlich ein Luxusproblem auf links und Köln keine andere Wahl, als Podolski und Novakovic spielen zu lassen.

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Hamburger SV: Die Saison begann für Piotr Trochowski nicht unbedingt berauschend, immerhin jedoch ganz ordentlich. Vor allem aber: Troche stand in der Startelf, und der HSV eilte von Sieg zu Sieg. Längst Vergangenheit: Gewonnen haben die Norddeutschen nur zwei der letzten zehn Spiele, und Trochowski ist mittlerweile nur noch Ergänzungsspieler. Seinem einzigen guten Auftritt in den letzten Wochen gegen Schalke, folgte eine ganz schwache Vorstellung gegen Gladbach und die abermalige Verbannung auf die Bank - obwohl seine Paradeposition am linken Flügel durch Jansens Ausfall eigentlich frei wäre. Trochowski allerdings ist derzeit nur noch der Vertreter der Vertreter. Denn: Labbadia setzt derzeit lieber auf Pitroipa als Jansen- und auf Torun als Elia-Ersatz.

Hannover 96: Wer ganz tief im Abstiegskampf steckt, darf einen Punktgewinn in Hamburg getrost als Erfolg ansehen. Der Schlüssel dazu: Eine starke Defensivleistung im vom Slomka neu eingeführten 4-1-4-1-System. Eine der Überraschungen darin: Youngster Manuel Schmiedebach. Der 21-Jährige durfte in Hamburg halbrechts in der offensiven Viererkette ran, ist so etwas wie Slomkas neue Allzweckwaffe und einer der wenigen Gewinner der letzten Wochen in Hannover. Denn: Schmiedebach hat bewiesen, dass er vielseitig einsetzbar ist und seine Leistungen auch unter Druck abrufen kann. Und solche Männer kann 96 derzeit gut gebrauchen.

VfL Wolfsburg: Eigentlich ist die Wölfe-Saison schon lange als total verkorkst abgehakt, wäre da nicht das erfolgreiche Abschneiden in der Europa League, in der der VfL noch aufs Halbfinale hoffen darf. Und plötzlich läuft es auch in der Bundesliga: Sechs Siege gab's in den letzten sieben Partien. Da lässt sich auch verschmerzen, wenn - wie gegen Hoffenheim - mit Andrea Barzagli mal nur ein fitter gelernter Innenverteidiger zur Verfügung steht. Denn: Sascha Riether vertrat Madlung und Simunek hervorragend und war zusammen mit Dzeko bester Mann auf dem Platz. Gegen Nürnberg wird Riether seinen Platz allerdings wohl wieder räumen, weil Madlung und Simunek zurückkehren und Alleskönner Riether auch auf anderen Positionen glänzt.

SC Freiburg: Gegen Bochum hätte der SC einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machen können. Die Breisgauer scheiterten aber an ihrer miserablen Chancenverwertung. Auf den ersten Blick umso erstaunlicher, dass Trainer Robin Dutt den einzigen Torschützen des Spiels, Papiss Cisse, wohl wieder auf die Bank beordern wird. Auf den zweiten Blick aber ein nachvollziehbarer Strategiewechsel. Schließlich fehlte Cedric Makiadi gegen Bochum verletzt und der SC wirkte im 4-1-4-1 mit Mo Idrissou als einziger Spitze in der Rückrunde deutlich stabiler und hätte sogar dem FC Bayern beinahe ein Bein gestellt. Auch gegen die offensiv starken Bremer kann Freiburg in diesem System hinten dicht machen und mit Nadelstichen immer wieder für Durcheinander in der Werder-Defensive sorgen. Cisse wird in Spielen gegen Gegner dieses Kalibers als Joker gebraucht.

Bayern München: Der FC Bayern ist auf der Suche nach einem neuen Linksverteidiger. Das ist schon längere Zeit kein Geheimnis mehr. In dieser Saison versuchten sich zu Beginn der Saison mehr schlecht als recht Edson Braafheid (mittlerweile Celtic Glasgow) und Danijel Pranjic (mittlerweile zentrales Mittelfeld) auf dieser Position. Also musste Louis van Gaal improvisieren. Der Niederländer stellte zunächst Holger Badstuber auf diese Position, dann Diego Contento und als dieser ausfiel durfte sich auch David Alaba links hinten versuchen. Gegen Stuttgart und Schalke war wieder Contento an der Reihe und machte seine Sache sehr ordentlich. Vor allem in der Offensive hat der 19-Jährige deutliche Vorteile gegenüber Badstuber, der in der Innenverteidigung besser aufgehoben ist. Gegen die defensiv ausgerichteten Teams in der Bundesliga ein gutes Argument für weitere Einsätze.

1. FC Nürnberg: Seinen ersten richtig großen Auftritt hatte Ilkay Gündogan ausgerechnet im bayerischen Derby gegen den FC Bayern. Der 19-Jährige erzielte in seinem elften Bundesliga-Spiel seinen ersten Treffer und rettete dem Club damit einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf. Mittlerweile ist Gündogan nicht mehr wegzudenken aus dem Nürnberger Spiel, weil der Mittelfeldspieler sowohl offensiv Akzente setzen als auch defensiv Lücken schließen kann. Heißt: Lässt Nürnberg-Coach Hecking etwas mutiger agieren, rückt Gündogan an die Seite von Bunjaku, Frantz und Risse, setzen die Franken eher auf die Defensive, besetzt Gündogan den Platz neben Ottl. Für die eigentlich dafür vorgesehenen Tavares, Nordtveit, Broich und Mnari ist deshalb vorerst kein Platz.

1. FC Köln: Der FC lieferte gegen Hertha mal wieder einen Offenbarungseid. Ohne große Gegenwehr ließ sich das Team vom Tabellenletzten auseinander nehmen. Trainer Zvonimir Soldo kann sich zwar über die Rückendeckung des Vereins freuen, bekommt aber seine Mannschaft nicht in den Griff. "Meine Spieler machen sich kaputt, was wir uns mühsam erarbeitet haben. Die machen mich fertig", sagt der Kroate.

Gegen Berlin fehlte es dem Team zum wiederholten Mal an Einstellung. Dazu leistete man sich Undiszipliniertheiten wie Kapitän Mohamad (Rot) und Zoran Tosic (Gelb-Rot). Soldo scheint das Innenleben seiner Mannschaft über den Kopf zu wachsen. "Wenn hier so weitertrainiert wird, fliegt der eine oder andere aus dem Kader", schimpfte er deshalb. Nur fehlen ihm dazu einfach die Alternativen. Aus diesem Grund werden in Hoffenheim auch wieder Lukas Podolski und Milivoje Novakovic gemeinsam auflaufen, obwohl ihr Zusammenspiel praktisch nicht existent ist. Beim FC läuft derzeit einiges falsch, der Abstand auf die Abstiegsränge beträgt sechs Punkte - noch!

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