Wie wär's mit Mark Hughes?

Von Haruka Gruber
Mark Hughes wurde am 19. Dezember von ManCity gefeuert. Sein Nachfolger: Roberto Mancini
© Getty

Bernd Schuster ist der Favorit auf die Veh-Nachfolge beim VfL Wolfsburg, aber es gibt etliche weitere Optionen. Zum Beispiel ein deutscher Aufsteiger, ein Rentner oder ein Star-Trainer aus dem Ausland.

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Es ist das Eingeständnis eines missglückten Experiments: Armin Veh sollte als Nachfolger von Felix Magath dessen erfolgreiche Arbeit fortsetzen.

Doch nach sieben Bundesliga-Spielen in Folge ohne Sieg und dem Abrutschen auf Platz zehn zog der VfL Wolfsburg die Konsequenzen und stellte den Trainer frei.

Zunächst wird Lorenz-Günther Köstner, der die zweite Mannschaft des VfL betreut, das Profi-Team übernehmen und bei der nächsten Partie in Hamburg auf der Bank sitzen.

Favorit auf Vehs Nachfolge ist nach übereinstimmenden Medienberichten Real Madrids Ex-Coach Bernd Schuster, die ebenfalls gehandelten Matthias Sammer und Huub Stevens sagten bereits ab.

Die zuletzt ins Gespräch gebrachte Personalie Guus Hiddink dürfte reine Spekulation bleiben, immerhin gehört der Niederländer zu den drei, vier besten Trainern der Welt und gab angeblich sogar Juventus Turin einen Korb.

Doch wer könnte neben Schuster zu den Kandidaten gehören?

Lösung 1: Die deutsche Variante

Bernd Schuster (50, letzter Verein: Real Madrid)

Was für ihn spricht: Großer Name für einen großen Geldgeber. Schuster gehört zu den Trainern von internationalem Renommee und wäre daher die logische Lösung für den Weltkonzern VW. Zudem ist er sehr gut vernetzt und leistete in Spanien für Levante sowie Getafe exzellente Arbeit. Bei Real scheiterte er mehr an seiner Attitüde als an seiner fachlichen Qualifikation.

Was gegen ihn spricht: So exzentrisch er als Spieler war, so unberechenbar ist er auch als Trainer. Siehe seinen zumindest zur Hälfte selbst provozierten Rauswurf bei Real. Schuster gilt als eigenbrötlerischer Querdenker - ein K.o.-Kriterium für das auf Image bedachte Wolfsburg?

Holger Stanislawski (40, aktueller Verein: FC St. Pauli)

Was für ihn spricht: Der Prototyp des modernen Trainers. Redegewandt und kompetent (Jahrgangsbester bei der Trainerausbildung), gleichzeitig teamorientiert und extrem engagiert. Unter ihm wurde aus dem Drittligisten St. Pauli ein Bundesliga-Aufstiegskandidat. War bereits in Bochum, Mönchengladbach oder zuletzt in Hannover im Gespräch. Der Sprung in die Bundesliga ist eine Frage der Zeit.

Was gegen ihn spricht: Kennt als Manager/Trainer nur das idealistische Fußball-Biotop St. Pauli, wo ihm als Kultfigur die Sympathien zufliegen. In Wolfsburg jedoch regiert der Kapitalismus. Vieles dreht sich um schnöde Punkte, Stars und VW-Subventionen in dreistelliger Millionenhöhe. Der radikale Kulturwechsel - womöglich zu radikal für Stanislawski?

Hans Meyer (67, letzter Verein: Borussia Mönchengladbach)

Was für ihn spricht: Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Hoeneß, beide retteten die Hertha 2004 vor dem Absturz in die 2. Liga. Obwohl Meyer bevorzugt mit drei Stürmern agiert, standen seine Mannschaften defensiv weitestgehend sicher - auch wenn seine Methoden nicht unbedingt modern waren. In Nürnberg führte er etwa den Libero wieder ein, was sich als Schlüssel im Abstiegskampf entpuppte. Hat Meyer auch eine Idee, um die wackelige VfL-Abwehr zu stabilisieren?

Was gegen ihn spricht: Bereits im Rentner-Alter, dementsprechend kommt Meyer nur als kurzfristige Lösung in Betracht. Und: Taktisch greift Meyer nur ungern auf die Mittelfeld-Raute zurück. Der Kader des VfL ist jedoch genau auf diese Formation ausgerichtet. Beispielsweise musste Spielmacher Misimovic damals in Nürnberg unter Meyer als linker Flügelspieler auflaufen und war so seiner Stärken beraubt.

Lösung 2: Ausländer mit Bundesliga-Erfahrung

Eric Gerets (55, aktueller Verein: Al-Hilal, Saudi-Arabien)

Was für ihn spricht: Arbeitete bereits 2004/05 in Wolfsburg und führte den VfL zwischenzeitlich auf Platz eins, wobei die Mannschaft am Ende bis auf Platz neun durchgereicht wurde. Dennoch ein Trainer mit hervorragender Reputation, stand mit Kaiserslautern im Pokalfinale und wurde in drei europäischen Ligen Meister (Türkei, Niederlande, Belgien) sowie in Frankreich (2009 mit Marseille) Vizemeister. Ging des Salärs wegen im Sommer nach Saudi-Arabien, doch VW sollte in der Lage sein, ein ähnlich hohes Gehalt zu offerieren.

Was gegen ihn spricht: Wolfsburg sucht nach dem verunglückten Experiment mit Veh angeblich wieder einen Schleifer vom Schlage Magaths. Gerets ist die Definition des Trainer-Hardliners. Nur: In Deutschland gilt er als fast schon zu konsequent, nachdem in Kaiserslautern und Wolfsburg bereits nach einigen Monaten tiefe Risse zu Mannschaft/Klubführung entstanden waren.

Lucien Favre (52, letzter Verein: Hertha BSC)

Was für ihn spricht: Erst im Nachhinein ist erkennbar, welch gute Arbeit Favre in Berlin geleistet hat. Holte aus einem mittelmäßigen Kader fast das Optimum heraus und verpasste die Champions League nur knapp. Zwischenmenschlich werden ihm Schwächen nachgesagt, doch fußball-didaktisch gibt es kaum einen Besseren als den Schweizer. Sein Steckenpferd ist die disziplinierte Spielorganisation - also genau das, was Wolfsburg die Saison über schmerzlich vermisst.

Was gegen ihn spricht: Unterhielt in Berlin mit Hoeneß ein von Misstrauen geprägtes Zweckbündnis, welches am Ende zerbrach, weil der eine dem anderen den Erfolg nicht gönnte. Angeblich trieb Favre die Demission seines Kontrahenten voran, weshalb Hoeneß nach zwölf Jahren die Hertha verließ. Zankapfel war wiederholt die Einkaufsstrategie des Vereins, was zu einer chaotischen und kostspieligen Transferpolitik führte. Zuletzt waren versöhnlichere Stimmen zu hören - aber ob das für eine erneute Zusammenarbeit reicht?

Marcel Koller (49, letzter Verein: VfL Bochum)

Was für ihn spricht: Eloquent und erfahren. Stieg mit Bochum auf und hielt den Klub trotz niedrigen Etats drei Jahre in Folge in der Bundesliga. Entdeckte bei seiner vorherigen Station Köln einen damals unbekannten 18-Jährigen namens Lukas Podolski.

Was gegen ihn spricht: Steckt in der Schublade "Trainer-Softie" und ist im Grunde nur bei Abstiegskandidaten ein Thema (Nürnberg, Hannover). Stuttgart suchte ähnlich wie Wolfsburg einen autoritären Coach und entschied sich lieber für seinen Landsmann Christian Gross. Koller verfügt wohl nicht über den wohlklingenden Namen, um für den VfL in Frage zu kommen.

Lösung 3: Ausländer ohne Bundesliga-Erfahrung

Mark Hughes (46, letzter Verein: Manchester City)

Was für ihn spricht: Sollte als Ex-Bayern-Stürmer auch bei VW-Boss und FCB-Aufsichtsratsmitglied Martin Winterkorn ein Begriff sein. Knüpfte als Trainer nahtlos an seine erfolgreiche Spielerkarriere an, ob nun als Waliser Nationalcoach oder in Blackburn. Nur seinem Riecher für Schnäppchen (Santa Cruz, Samba, Pedersen, Bentley) war es zu verdanken, dass sich die Rovers in den Top Ten Englands etablierten. Und: Durch seine Tätigkeit beim Scheich-Klub ManCity lernte Hughes, sich mit anspruchsvollen Investoren zu arrangieren.

Was gegen ihn spricht: Bei seinem ersten Topklub ManCity wurde er trotz Einkäufen von über 150 Millionen Euro in der Premierensaison nur Zehnter und kassierte mehr Niederlagen (18) als Siege (15). In dieser Spielzeit zeigte sich City verbessert, dennoch erfüllte Hughes nicht die Erwartungen und wurde gefeuert. Auffällig in der Ära Hughes: die poröse Abwehr. Ein Grundübel, das Wolfsburg bekannt vorkommen sollte.

Marco van Basten (45, letzter Verein: Ajax Amsterdam)

Was für ihn spricht: Wolfsburg präferiert einen Trainer, der kraft seines Ansehens und seiner weltmännischen Aura den VfL und VW auch international vertreten kann. Der ehemalige Stürmer-Superstar van Basten erfüllt demnach perfekt die Anforderung. Verfolgt die Coaching-Philosophie der harten Hand und legte sich als junger Oranje-Coach furchtlos mit Altgedienten wie Mark van Bommel und Edgar Davids an. Das machte Eindruck. Angeblich plant Wolfsburg, in Kürze mit van Basten Gespräche zu führen.

Was gegen ihn spricht: Sein hoher Bekanntheitsgrad als Trainer steht in keiner Relation zu seinen wenigen Erfolgen. Mit den Niederlanden schied er bei der WM 2006 (Achtelfinale) und EM 2008 (Viertelfinale) bereits in der ersten K.o.-Runde aus, in Amsterdam trat er 2009 nach einem Jahr zurück, weil er mit Ajax die Champions League verpasst hatte.

Fatih Terim (56, letzte Station: türkisches Nationalteam)

Was für ihn spricht: Trägt nicht umsonst den Spitznamen "Imperator". Sturkopf ist noch die harmloseste Bezeichnung für den Mann, der einen diktatorischen Führungsstil pflegt. Dies jedoch mit Erfolg: Als erfolgreichster Trainer der türkischen Geschichte gewann er mit Galatasaray den UEFA-Cup und arbeitete unter anderem bei Milan und in Florenz. Führte die Türkei 2008 ins EM-Halbfinale, ist nach der verpassten WM jedoch auf Jobsuche. Wie er betont nicht in seiner Heimat, sondern in einer der Topligen Europas.

Was gegen ihn spricht: Terim ist derart kompromisslos, dass er sich selbst mit Milan-Vizeboss Adriano Galliani oder Vittorio Cecchi Gori, dem damaligen Mäzen von Florenz, anlegte. Es gibt entweder 100 Prozent Terim oder gar keinen Terim. Ein Absolutismus, der Wolfsburg verschrecken könnte.

Die Evergreen-Lösung:

Jürgen Klinsmann (45, letzter Verein: FC Bayern München)

Was für ihn spricht: Hat in Deutschland mittlerweile Lothar Matthäus als Dauerbrenner bei fast jeder Trainer-Spekulation abgelöst - obwohl Klinsmann erst nach der WM 2010 wieder einen Job anstrebt. Verfügt auch nach dem Bayern-Desaster über eine globale Strahlkraft, mit der sich Wolfsburg gerne schmücken würde.

Was gegen ihn spricht: So enthusiastisch Klinsmann bei der WM 2006 bejubelt wurde - mittlerweile zweifeln etliche Beobachter am Coaching-Sachverstand des ehemaligen DFB-Teamchefs. Die Bayern werfen ihm fehlende Kenntnisse in der Trainings- und Taktiklehre vor, einige seiner damaligen Spieler unterstellten ihm Charakterschwäche. Spätestens seit selbst das kriselnde Liverpool vor einigen Wochen deutlich machte, kein Interesse an Klinsmann zu haben, gilt er derzeit als nicht vermittelbar für einen europäischen Topklub. Auch nicht für Wolfsburg?

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