Borussias neue Posterboys

Von Anant Agarwala
Jeweils der erste Scorer-Punkt beim Debüt gegen Bochum: Patrick Herrmann (l.) und Fabian Bäcker
© Imago

In der Winterpause spielten sich die Youngsters Patrick Herrmann und Fabian Bäcker in die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach und feierten ein furioses Bundesliga-Debüt. Beide Talente beleben durch ihre Schnelligkeit und ihren Zug zum Tor die Gladbacher Offensive. Doch die Verantwortlichen der Borussia sind sich einig: langsam heranführen und die Euphorie kleinhalten.

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Eingewechselt, sofort die Kapitänsbinde, sofort eine Torvorlage - und das mit 18 Jahren. So viel Glück hat nicht jeder Bundesliga-Debütant, doch Patrick Herrmann kam in den Genuss. Zu verdanken hatte der Außenbahnspieler diesen Traumeinstand zwei Teamkollegen. Der Brasilianer Dante verweigerte die Binde, die Herrmann von Filip Daems bei seiner Einwechslung in die Hände gedrückt bekommen hatte, und Fabian Bäcker verwertete seine Flanke zum 1:2-Anschlusstreffer gegen Bochum.

Herrmanns Bundesliga-Erfahrung nach dieser Episode: exakt 20 Sekunden. 20 schöne Sekunden, nach denen der Teenager die Kapitänsbinde zwar an Tobias Levels weiterreichen musste, die ihn aber ein Leben lang in Erinnerung bleiben werden.

Der rasante Beginn seiner Bundesliga-Karriere passt zu Herrmann, es ist schließlich diese enorme Geschwindigkeit, die auch sein Spiel auszeichnet. Und dass ausgerechnet Fabian Bäcker, der ebenfalls gegen Bochum debütierte, seine Vorlage cool ins Tor bugsierte, ist auch kein Zufall. Noch am Abend vor dem Spiel hatten die Zimmerpartner über ein solches Szenario geflachst, Herrmann hätte "aber nie gedacht, dass es wirklich passiert". Die beiden kennen sich bestens aus der gemeinsamen Zeit bei der A-Jugend der Borussia.

"Haben das Zeug, sich durchzusetzen"

Trainer dort: Sven Demandt, mit Düsseldorf und Leverkusen einst selbst in der Bundesliga aktiv. "Beide haben das Zeug, sich dauerhaft durchzusetzen", berichtet Demandt im Gespräch mit SPOX.

"Sie haben gezeigt, dass sie uns weiterhelfen können", gab auch Sportchef Max Eberl nach dem Spiel zu, doch er ist sich mit Coach Michael Frontzeck einig, die Euphorie um die beiden Talente klein zu halten.

Viele hatten Bäcker beim Gastspiel in Berlin vor Wochenfrist in der Startelf erwartet, doch mitnichten. 90 Minuten wärmte der Stürmer nur die Bank.

Demandt unterstützt diese Vorgehensweise: "Es ist genau richtig, ihnen die Zeit zur Entwicklung zu geben. Wenn sie dann mal eingewechselt werden, haben sie nichts zu verlieren. Man darf nicht vergessen, dass Patrick noch A-Jugend spielen könnte und Fabi in der Hinrunde bei der zweiten Mannschaft nicht so gut gespielt hat."

Herrmann besticht durch Schnelligkeit

Geduld ist angesagt, bei den Youngstern genauso wie bei den Fans. Im offiziellen Borussia-Forum fordert der Anhang schon seit der treffsicheren Vorbereitung (u.a. zwei Tore gegen den BVB) das Startelf-Debüt Bäckers. So schreibt User "toom" etwa: "Bei Wenger oder Magath hätte er nach einer solchen Vorbereitung gespielt."

Herrmann kam gegen Berlin immerhin zu seiner zweiten Einwechslung. Für Demandt ist es auch Herrmann, der Jüngere der beiden Talente, der zurzeit die besseren Einsatzchancen bei den Profis hat: "Aufgrund seiner Position als offensiver Außenbahnspieler hat er im Moment die besseren Chancen, gerade, während Karim Matmour noch beim Afrika-Cup ist."

In der A-Jugend hat Herrmann in einem 4-3-3 als rechter Außenstürmer gespielt, "seine optimale Position". Doch auch im 4-4-2 von Michael Frontzeck sei er zu gebrauchen: "Für einen Offensivspieler hat er eine gute Rückwärtsbewegung", lobt Demandt. Doch es ist vor allem seine Schnelligkeit, auch mit dem Ball am Fuß, die Herrmann schon jetzt für die Profis interessant macht. Denn: "Die Robustheit im direkten Zweikampf fehlt noch."

"Weiß, wo das Tor steht"

Die Gefahr abzuheben, sieht Demandt weder bei Herrmann noch bei Bäcker gegeben: "Beide sind charakterlich top. Sehr ehrgeizig, sehr lernwillig. Sie wissen die Situation richtig einzuschätzen."

Der 19 Jahre alte Bäcker mache sich eher zu viele Gedanken, wenn es mal nicht so läuft. "Bei Fabi hängt viel am Selbstvertrauen, darüber definiert er sich als Stürmer." Demandt selbst musste selten psychologische Aufbauarbeit leisten, Bäcker traf in den zwei Jahren A-Jugend 42 Mal, und das, obwohl er immer mal wieder in die 2. Mannschaft hochgezogen wurde. "Er weiß, wo das Tor steht und hat im Abschluss sehr gute Qualitäten."

Ausbaufähig sind seine Fähigkeiten mit dem Rücken zum Tor: Ball annehmen, abschirmen, ablegen - die Voraussetzungen für einen Stoßstürmer gehen Bäcker noch ab. Daher meint Demandt: "Seine optimale Position ist die um einen solchen Spielertypen herum. Beispielsweise als zweite Spitze neben Friend oder Bobadilla."

Ähnlich wie Herrmann hat Bäcker das Plus einer guten Grundschnelligkeit, das die körperliche Unterlegenheit gegen erfahrene Bundesligaverteidiger ausgleichen kann.

Bäckers Poster hängt schon

Bei der Borussia träumt man davon, dass nach Marcell Jansen und Marko Marin die nächsten Eigengewächse groß rauskommen. Wie von allen Spielern, die aus der eigenen Jugend den Sprung in die Bundesliga geschafft haben, erinnern im Jugendinternat noch große Poster an die beiden Nationalspieler, die der Borussia zusammen etwa 18 Millionen Euro einbrachten.

Poster, vor denen Bäcker in seiner Internatszeit oft stand und auf eine ähnliche Karriere hoffte. Der erste Schritt ist nun getan, auch sein Poster hängt.

Patrick Herrmann kann es jeden Tag  bewundern, er wohnt als A-Jugendlicher noch im Internat und werkelt bis zum Sommer an seinem Fachabitur. So ganz nebenher möchte er "Bundesligaminuten und Erfahrung sammeln". Spätestens am Tag seines Auszugs im Sommer wird auch sein Poster an den Internatswänden montiert.

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