"Ich bin für viele die letzte Rettung"

Von Interview: Florian Regelmann
Holger Fischer hat schon Spieler von allen Bundesliga-Klubs betreut
© Michael Berger
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SPOX: Wie erklären Sie sich, dass sich die Verletzungen im Sport allgemein zu häufen scheinen?

Fischer: Ein Problem entsteht immer dann, wenn Sportler zu schnell hoch kommen und das Unterbewusstsein nicht so schnell mitkommt. Deswegen spricht man ja auch immer von der typischen zweiten Saison. Oder wenn wir die WM 2006 nehmen. In der Saison danach haben sich 16 Nationalspieler schwer verletzt. Nicht weil sie schlecht gearbeitet hätten, sondern auch weil die Umstände eine große Rolle spielen. Das waren plötzlich alle Heroen. Mit Erfolg ist immer schwieriger umzugehen als mit Misserfolg. In solch einer Situation werden die meisten Fehler gemacht.

SPOX: Die allgemeine Meinung ist eine andere. Die Belastung war einfach zu groß.

Fischer: Das ist totaler Unfug. Das menschliche System ist so angelegt, dass 100 Spiele in einer Saison überhaupt kein Problem sein können. Ein Fußballer muss körperlich gesehen 100 Spiele im Jahr machen können. Das Problem sind wie gesagt die Umstände und dass der Körper auf den seelischen Zustand der Spieler reagiert. Das Leben, das die Jungs im Profi-Fußball führen, ist wider die Evolution. Normalerweise müssen junge Männer in dem Alter experimentieren und Erfahrungen sammeln, aber das können sie alle nicht.

SPOX: Ihr Ziel ist es, Körper, Geist und Unterbewusstsein in Einklang zu bringen?

Fischer: Richtig. Körper, Geist und Seele sind die drei Ebenen des Menschen. Wenn sich ein Ungleichgewicht ergibt, reagiert der Körper regulativ. Wenn ich mir zum Beispiel in die Hand schneide, tut der ganze Körper alles dafür, dass es zuheilt. Die Frage ist, wieso er das bei Krankheiten nicht tut? Obwohl wir immer bessere Apparaturen und immer besser ausgebildete Ärzte haben, werden die Menschen immer kränker. Da muss ja etwas dahinter stecken.

SPOX: Vielleicht weil der Mensch eben auch ganz vielen störenden Einflüssen ausgesetzt ist.

Fischer: Dazu kommen Blockaden, Traumata, unterdrückte Schmerzen, ganz oft auch ein mangelndes Selbstbild. Mediziner sind auf die Anatomie beschränkt, Heiler können vielleicht Symptome beseitigen, aber das Problem, die geistig-seelische Grundthematik, ist ja dann immer noch da. Ich habe die Gabe, die drei Ebenen zu vereinen.

SPOX: Wie viele Spitzensportler kommen zu Ihnen?

Fischer: Es gibt in der Bundesliga keinen Verein, wo ich noch mit keinem Spieler gearbeitet hätte. Es gibt einige, die sich öffentlich dazu bekennen. Andere tun das trotz der Erfolge nicht. Das muss jeder selbst entscheiden. Manchmal werde ich auch eingeflogen. Alles streng geheim.

SPOX: Die Spieler, die es öffentlich nicht zugeben, machen das aus einer gewissen Angst. Auch im Sport ist jeder Athlet mit Angst- oder Drucksituationen konfrontiert. Wie geht man am besten damit um?

Fischer: Grundsätzlich ist es so, dass kein Mensch von morgens bis abends nur positiv denkt. Das können wir gar nicht. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille und eine Seite besteht aus Ängsten, Zweifeln und Unsicherheiten. Ich kann das alles nicht wegdrücken, sondern muss lernen, damit umzugehen.

SPOX: Dann komme ich mit der 'think positive'-Einstellung aber nicht viel weiter?

Fischer: Seit es diese Philosophie gibt, gibt es immer mehr depressive Menschen. Ich habe am Anfang auch gedacht, dass ich wohl zu blöd bin und es einfach nicht schaffe, diese Einstellung umzusetzen, aber es geht schlichtweg nicht.

SPOX: Wie viel entscheidet sich denn im Spitzensport im Kopf, wie es so schön heißt?

Fischer: Man kann den Erfolg schon bis zu einem gewissen Grad programmieren, aber es ist ein Prozess. Ich halte nichts davon, jemanden über Scherben laufen zu lassen. Das kann man von mir aus mal machen, aber das ist Entertainment. Ich habe gemerkt, dass ein Punkt kommt, an dem man dann weiß, ob einer das Zeug nach ganz oben hat oder nicht. Wer am besten mit negativen Erfahrungen umgehen kann, kommt am weitesten nach oben.

SPOX: Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang Visualisierungen?

Fischer: Grundsätzlich ist es sicherlich gut, positive Bilder zu erzeugen, aber es ist kein Allheilmittel. Bei Videoanalysen sollte dagegen nicht nur auf negative Szenen eingegangen werden. Erstens weiß jeder Fußballer selbst, was er für einen Mist gespielt hat und zweitens hören die Spieler irgendwann auch gar nicht mehr zu. Ich habe selbst mit Profis gesprochen, die mir gesagt haben, dass ihnen das am Allerwertesten vorbei geht. Es ist viel wichtiger, in die andere Richtung zu gehen. Was war gut? Welches Ziel habe ich als nächstes? Wie kann ich es in etwas Positives ummünzen?

SPOX: In Ihrem Begleitbuch geht es ja genau darum, positiv mit sich selbst umzugehen. Auch wenn es vielleicht etwas aus dem Zusammenhang gerissen ist: Was bringt es mir konkret, wenn ich fünfmal untereinander den Satz schreibe: "Ich erlaube mir, der wichtigste Mensch im Universum zu sein."

Fischer: Prinzipiell geht es im Arbeitsbuch darum, mit beiden Gehirnhälften zu arbeiten, der rationalen linken und der emotionalen rechten. Solche Aufgaben helfen dabei. Dazu kommt: Mit der eigenen positiven Seite arbeitet leider kaum einer. Sie beschäftigen sich zwar mit sich selbst, aber nur mit ihren Ängsten. Wenn ich die Menschen frage, was sie auszeichnet, kommen selten Antworten, die wirklich mit ihnen zu tun haben. Viele sind gut, trauen sich aber nicht ins Rampenlicht. Es geht darum, dass wir zwei Systeme haben. Während das negative automatisch kommt, muss ich mir das positive immer selbst erarbeiten. Wenn ich mir einen Ferrari kaufe, freut mich das zunächst ungemein, aber nach einem Jahr ist es auch ein Auto wie jedes andere. Was mir heute Spaß macht, macht mir morgen keinen Spaß mehr, weil ich es schon kenne. Das ist aber auch das Geniale am Menschen. Mensch sein heißt, sich zu entwickeln.

SPOX: Und Sie helfen den Leuten dabei?

Fischer: Ich helfe den Leuten nicht, das würde bedeuten, dass ich mich über sie stelle. Ich unterstütze lediglich und helfe den Leuten, sich selbst zu helfen. Ich sehe mich als Verbindungsglied zwischen zwei Welten, weil ich mit einem Medium arbeite, welches der Esoterik zugeschrieben wird, ich aber konservativ bin. Ich will, dass die Menschen Verantwortung für sich selbst übernehmen und mein Erfolg zeigt, dass der Ansatz nicht so falsch sein kann. Wenn einige mich als Scharlatan oder Ähnliches bezeichnen, sollen sie das tun. Man kann im Leben nicht nur Fans haben.

SPOX: Letzte Frage: Sie arbeiten nebenher auch noch als Songwriter. Wie passt das denn zusammen?

Fischer: Ich verarbeite die Prozesse, die ich auslöse, in Gedichten und diese werden dann vertont. Aufgrund der Grundstruktur der Texte gehen sie direkt ins Unterbewusstsein, wenn man sie hört. Ich war immer schon ein Pionier und habe auch im Musikbereich noch einiges vor. Im Moment arbeite ich gerade wieder an etwas ganz Neuem. Es hat etwas mit Rock zu tun und es geht um eine Form der Musik, die es bis jetzt noch nicht gibt.

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