Vieles spricht für Klose

Von Thomas Gaber
Bayern-Trainer Louis van Gaal (r.) hat im Sturm freie Auswahl. Nur einer kann im Moment spielen
© Getty

Louis van Gaal hat sich bis auf weiteres auf ein 4-3-3 festgelegt. Vier Stürmer kämpfen beim FC Bayern um einen Platz. Welcher passt am besten zu Ribery und Robben? Luca Toni ist vorerst raus.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Bayern-Trainer Louis van Gaal sieht seine Mannschaft vor dem Duell mit dem Hamburger SV im psychologischen Vorteil. "Der HSV hat im Pokal verloren. Und Niederlagen haben immer Einfluss. Wir dagegen haben fünf Spiele in Folge gewonnen und haben daher eine bessere Ausgangsposition."

Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass van Gaal großen Respekt vor dem Gegner hat: "Der HSV ist eines der besten Teams der Liga. Sie haben einige Spieler, die aufgrund ihrer individuellen Qualität ein Spiel entscheiden können."

Härtefälle und unzufriedene Spieler

Die hat auch van Gaal, vor allem in der Offensive. Arjen Robben, Franck Ribery, Mario Gomez, Luca Toni, Miroslav Klose, Ivica Olic. Enorme Qualität für drei Positionen.

Bis auf weiteres hat sich der Coach auf ein System festgelegt. "Ich habe Franck Ribery und Arjen Robben. Da werde ich mein System nicht so schnell ändern", sagte van Gaal am Freitag. Ribery und Robben sind im 4-3-3 auf den Flügeln gesetzt, wenn sie fit sind. In der Mitte bleibt nur Platz für einen Stürmer.

Toni noch einmal "strafversetzt"

Toni wurde von van Gaal wieder in die zweite Mannschaft geschickt. "Er braucht Spielrhythmus", so der Niederländer. Toni wird am Sonntag gegen Erzgebirge Aue zum zweiten Mal in der 3. Liga spielen.

Da Olic derzeit die besten Karten hat, werden in Hamburg voraussichtlich Gomez und Klose auf der Ersatzbank sitzen. Brutaler war der Konkurrenzkampf im Bayern-Sturm wohl noch nie. "Für ein paar Trainer ist das mit Sicherheit ein Problem, aber nicht für van Gaal. Wenn er da ein Problem sieht, dann wird er knallhart durchgreifen. Der lässt sich von niemandem etwas sagen", sagt Ex-Bayern-Stürmer Alexander Zickler im Gespräch mit SPOX.

Van Gaal kann verstehen, dass Spieler enttäuscht sind, wenn sie nicht zum Einsatz kommen. "Aber wir sind eine Profimannschaft. Die Spieler, die nicht regelmäßig spielen, müssen arbeiten. Sie haben in jedem Training die Chance, sich zu empfehlen. Sie müssen zeigen, was sie wert sind", meint der Coach.

Wer ist am besten für die Mittelstürmer-Position geeignet?

Wie wertvoll sind die vier Stürmer für den FC Bayern? Und wer ist am besten geeignet für die Mittelstürmer-Position im 4-3-3?

Mario Gomez: Der 30-Millionen-Einkauf war anfangs gesetzt und erzielte seine Tore: sechs in neun Pflichtspielen. Doch Gomez erledigte seinen Job offensichtlich nicht nach dem Geschmack des Trainers. Zwei Mal wurde Gomez in der Pause ausgewechselt, in Haifa kam er erst nach 64 Minuten.

Ex-Bayern-Stürmer Roy Makaay, der zwischen 2003 und 2007 in 178 Spielen 102 Tore für die Bayern erzielte, hält den 24-Jährigen für einen "Riesenstürmer, um den sich keiner Sorgen machen muss." Gomez müsse sich aber erst an die für ihn ungewohnte Situation in München gewöhnen. "Stuttgart hat immer mit zwei Mann vorne gespielt. Das 4-3-3 ist für Gomez eine Umstellung", sagte Makaay dem "Münchner Merkur".

Gomez hat exzellente Vollstrecker-Qualitäten. Er erzielt seine Tore meist mit dem ersten Kontakt - eine günstige Eigenschaft im 4-3-3, wenn die Bälle von den Flügeln in die Mitte gespielt werden.

Ribery und Robben spielen auf der "falschen" Seite

Doch Ribery und Robben spielen auf der "falschen" Seite. Rechtsfuß Ribery spielt links und zieht mit seinem starken rechten Fuß am liebsten nach innen. Gleiches bevorzugt Robben als Linksfuß auf rechts. Die beiden bringen nur selten Flanken vor das Tor. Der Stürmer in der Mitte muss bei Bayern mehr am Kurzpassspiel teilnehmen und in die Tiefe gehen.

Der Sprint in den Raum zeichnete Gomez zu seiner Zeit in Stuttgart aus. Aber der Unterschied bei Bayern ist: hier hat er weniger Platz, die Gegner stehen tiefer. In Stuttgart konnte er höher anlaufen und mit viel Tempo in den Raum stechen. Bei Bayern sind die Räume enger, der Abstand zum Tor kürzer. Das Timing muss besser passen. Das klappte bisher selten.

Noch ist Gomez nicht richtig angekommen in München. Günter Netzer sagt: "Bei einem Spieler seiner Klasse muss man erwarten, dass er sich durchsetzt."

Ivica Olic: Neben Thomas Müller die Überraschung der noch jungen Saison. Olic ist in punkto Fleiß und Leidenschaft vorbildlich. Diese Charaktereigenschaften schätzt van Gaal. Zudem erzielte Olic zwei Bundesliga-Tore und bereitete eins vor. Er wurde von den Bayern-Fans zum Spieler des Monats August gewählt und die SPOX-User gaben ihm bei der Wahl zum besten Neuzugang der Bayern über 35 Prozent der Stimmen. Gomez lag unter zehn Prozent.

Olic entspricht van Gaals Vorstellungen eines Mittelstürmers. Er ist permanent unterwegs, weicht oft auf die Flügel aus und schafft im Zentrum so Platz für Ribery und Robben oder für nachrückende Mittelfeldspieler. Olic ist wendig, kann gut den Ball behaupten und seine Mitspieler einsetzen. "Ich spiele gerne in der Mitte. Man hat zwar nicht so viel Platz, aber damit komme ich zurecht", sagt der Kroate, der sich selbstbewusst für die derzeitige Nummer eins im Bayern-Sturm hält.

Miroslav Klose: Kein anderer Bayern-Stürmer lebt derart von seiner Fitness wie Klose. Nur wenn Klose in einwandfreiem körperlichem Zustand ist, kann er der Mannschaft weiterhelfen. "Fitness ist bei mir Grundvoraussetzung, um Leistung zu bringen. Wenn ich fit bin, spiele ich auch", sagt Klose, der nach der Länderspielpause Anfang September ein zehntägiges Aufbauprogramm absolvierte.

Mit seiner Dynamik, seiner Schnelligkeit, seiner Kopfballstärke und seinem exzellenten Auge für den Nebenmann ist Klose der kompletteste Bayern-Stürmer. Er ist sich für defensive Arbeit nicht zu schade und geht verloren gegangenen Bällen gerne selbst nach.

Die Position des Mittelstürmers müsste ihm liegen. Er geht weite Wege, ist stark im Eins-gegen-Eins auf engem Raum und hat ähnliche Qualitäten im Torabschluss wie Gomez.

Luca Toni: Wochenlang war der Weltmeister von 2006 wegen einer hartnäckigen Achillessehnenverletzung außer Gefecht. Am vergangenen Freitag spielte Toni für die zweite Mannschaft des FC Bayern in der 3. Liga gegen Jahn Regensburg, konnte sich beim 0:5 aber selten in Szene setzen. Toni bekam wenige brauchbare Bälle und hatte Pech bei einem Kopfball an die Latte.

Er hält sich für fit genug, um wieder regelmäßig für die erste Mannschaft zu spielen. Van Gaal ist anderer Meinung. Am Wochenende wird Toni erneut für die kleinen Bayern spielen.

Im Pokal gegen Oberhausen durfte er 25 Minuten lang für die Profis ran und bereitete das 4:0 von Thomas Müller vor. "Die Vorlage war fantastisch", sagte van Gaal nach dem Spiel.

Toni ist der robusteste Bayern-Stürmer. Er ist nicht der Beweglichste, versteht es aber, sich mit Körpereinsatz die Gegenspieler vom Leib zu halten und den Ball zu behaupten. Dadurch benötigt er nicht so viel Raum wie etwa Gomez.

Toni braucht normaleweise nicht viele Chancen für ein Tor, Ende der letzten Saison ließ er aber reihenweise beste Möglichkeiten aus. Technisch hat Toni Defizite und ist daher als mitspielender Stürmer eher ungeeignet.

Alle Infos und News zum FC Bayern München