Ze Roberto: Einer für die Bayern?

Von Oliver Kucharski
Zieht das Trikot schonmal aus: der Bald-Münchner Ze Roberto
© Getty

Ze Roberto steht bei den Bayern auf der Liste, Mario Gomez verdient uneingeschränkte Bewunderung, Lucien Favre rastet endlich mal aus - und die Alternative Liste des 7. Spieltages geht erstmals für einen Schalker auf die Knie!

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1. Rückkehr: Klar: Los geht's mit Ze Roberto. Weil der die Bayern vernascht hat. Im Alleingang. Ze Roberto. Ausgerechnet. Der Ex-Bayer. Erst kurz vor Spielbeginn wieder fit geworden. Geschichten, wie sie nur der Fußball schreibt. Grandios. Unfassbar. Toll. Und weil die Bayern-Fans gerade alle so rumheulen, wie man diesen Ze Roberto nur gehen lassen konnte, hier kurz mal schnell zur Beruhigung: Ze Roberto hat soeben die zwei wichtigsten Bedingungen des klassischen Bayern-Transfers erfüllt: Er ist 1.) der beste Spieler eines der härtesten Konkurrenten und hat 2.) im direkten Duell phantastisch gespielt. Wenn also alles normal läuft, wechselt er kommende Saison zurück nach München. 10 Millionen Ablöse. Drei Jahre Vertrag. Jede Wette.

2. Hollandisierung: Wobei die Bayern derzeit schon so bisschen Anlass zur Sorge geben. Allen voran Uli Hoeneß. Irgendwie ist der nicht mehr der Alte. Da reisen die Bayern also ohne Tor und ohne Punkt aus Hamburg ab, stehen auf Platz sieben, und was macht Hoeneß? Bleibt locker! Ganz entspannt! Findet das: total okay! Man hätte ja super gespielt! Nur halt bisschen Pech gehabt! Aber doch auch: echt tollen Fußball gespielt! Und das wäre also total prima alles! Mit Verlaub: Schön spielen, nichts gewinnen - man sollte es mit der Hollandisierung des FCB auch nicht zu weit treiben!

3. Mental Breakdown: Weder toll noch erfolgreich spielten wie immer die Berliner, und wie immer viel zu nüchtern, sachlich und freundlich nahm das Trainer Lucien Favre hin. Von DEM wünschte man sich mal einen Ausbruch. So eine richtig fiese Hass-Tirade. Gegen alles und jeden. So einen richtig feinen Mental Breakdown. Vielleicht so in dieser Art: "Elendes Journalistenpack!! Was soll ich denn machen?? Habt Ihr Euch diese Trümmertruppe mal angeguckt?? Kann ich was dafür?? Hab ich die ganze Kohle verprasst?? Im letzten Jahr hatten wir Woronin, Pantelic, Simunic - und Glück für drei Leben!! Jetzt: haben wir hier die Realität!! Und die ist hässlich!! Hässlich, versteht Ihr??" Nicht, dass das die Lage in Berlin irgendwie verbessern würde. Es wäre aber wenigstens mal gesagt.

4. Blei-Leibchen: Bisschen zu viel sagt im Moment Mario Gomez. Finden jedenfalls die Herren Lattek, Netzer und Rummenigge. Die jammern nämlich öffentlich rum, dass Gomez zu viel und zu öffentlich rumjammert. Dabei hat der ja Recht. Denn 1.) hat Gomez in zehn Spielen sechs Tore und zwei Assists hingelegt. Und 2.) trägt der ein irre schweres Trikot. So ein handelsüblicher Hundert-Euro-Schein zum Beispiel wiegt 1,1 Gramm - und ganze 300.000 davon haben die Bayern für ihn hingeblättert. Und jetzt läuft Mario Gomez also mit einem 330 Kilo schweren Leibchen herum. Jeder normale Mensch würde da zusammen brechen. Ein breitschultriger Recke wie Gomez dagegen lässt sich gerade mal zu etwas öffentlichem Jammern hinreißen. Das verdient Respekt!

5. Würfelspiele: Mal wieder tierisch gelobt wird Markus Babbel. Weil sein wöchentliches Aufstellungs-Gewürfel ergeben hatte: Cacau und Pogrebdingsda raus, der Rumäne und der Schieber rein. "Babbel, Du Teufelskerl", schrien daraufhin die Medien, weil Schieber sogleich doppelt traf. Doch sachte! Diese eine Flanke von rechts zum Beispiel, von Hilbert total hilbertmäßig reingemurmelt und vom stolzen Nikolov völlig zu Recht nur lustlos weggepatscht, so dass Schieber nur noch einschiebern musste: Also bitte! Den hätte Gomez selbst mit Bleiweste unterm Trikot gemacht!

6. Erfolgs-Story: Über das Jammern längst hinaus ist Jammer-Ikone Luca Toni. Denn der Italiener nimmt's jetzt nur noch positiv und freut sich drüber. Weil er bei Louis van Gaal nicht ran darf, spielt er halt für die Zwote. Und holt sich da seine Erfolgserlebnisse. Mit Erfolg. Nach dem 0:5 gegen Regensburg gab es jetzt immerhin ein 2:3 gegen Aue. Ein Assist dabei: Luca Toni! Sollte es weiterhin so bergauf gehen für den Weltmeister, dann ist der Klassenerhalt mit den Amateuren vielleicht doch keine Utopie mehr. Erfolg ist eben, was Du draus machst!

7. Maschinenraum: Keinen Erfolg hatte Maniche im Derby gegen Leverkusen, weshalb der Ur-Kölner aber mal so richtig angepisst war und übelst um sich trat. Und zwar genau in den Maschinenraum der Herren Adler und Vidal. "So nicht, Maniche", dachte sich da der Boulevard und taufte ihn fortan den "Portufiesen" - mit "f" statt mit "g", und da kann sich die AL leider auf den Kopf stellen, etwas Schenkelklopferiges fällt ihr auch nicht ein. Journalistisch gesehen ein fieser Tritt ins Gemächt!

8. Apropos Fiesling: Seit Wiesn-Gate ist Jens Lehmann ja noch schlechter auf das miese Journalistenpack zu sprechen. Und um das gleich mal deutlich klar zu machen, rempelte er also vor dem Spiel diesen braven und von der verdammten Medienkrise doch eh schon fies ins Gemächt getretenen Fotografen um. Nur weil der dort blöd in der Gegend herum hockte, wo der Welttorhüter just in diesem Moment entlang zu schreiten gedachte. Und als der brave und von der verdammten Medienkrise doch eh schon fies ins Gemächt getretene Fotograf dann auch noch ein erstauntes "Hee!" jammerte: Da hat er wirklich Glück gehabt, der dreiste Fotograf - kurzzeitig sah das ja wirklich so aus, als würde er nun gleich mächtig eine gezimmert bekommen. Obacht also, don't mess with the Jens!

9. Und apropos Wiesn: Da die AL ja erWIESNermaßen (Sorry!) ein großer Fan der anbiedernden, platten und populistischen Scheiße ist, möge Clemens Tönnies hiermit also einen Ehrenpreis erhalten: Weil die Fans ständig die eigene Truppe auspfiffen, machte der Fleischer voll auf volksnah und kumpelte 90 Minuten lang mit dem Fanvolk im Fanblock herum. Und das: ist wirklich so unfassbar anbiedernd und platt und populistisch, dass sich da auch die AL mal nicht zu schade ist, bewundernd auf die Knie zu sinken. So wird's gemacht!

10. Bewundernd auf den Knien: Ein geiler Marketing-Gag ist ja der Japaner Makoto Hasebe beim VfL Wolfsburg. Dachten viele. Schließlich ist er der Grund dafür, dass alberne Japaner alberne Schildmützen mit der Aufschrift "VfL Wolfsburg" tragen und das japanische Fernsehen quasi 24/7 vom geilsten Klub der Erde berichtet, damit noch mehr alberne Japaner noch mehr alberne Schildmützen kaufen. Wie gesagt: dachten viele. Wir ja auch. Doch dann: Machte dieser Teufelskerl von Hasebe ein Tor. Mit dem Hinterkopf. Aus der Hocke heraus. Ungefähr von der Strafraumgrenze aus. Und wo wir also schon mal so bewundernd auf den Knien hocken, bleiben wir doch auch gleich da: Makoto Hasebe, Fußballgott!

11. Resterampe: Schalkes Homepage wurde gehackt, Manuel Neuer jubelte zur falschen Zeit am falschen Ort, Kevin Kuranyi hat nicht gespielt und Christian Lell wurde von Mehmet Scholl verhöhnt. Haben wir natürlich alles mitgekriegt. Hat aber nicht mehr reingepasst. Wollten wir nur kurz gesagt haben, Nicht, dass da kommentarmäßig wieder Klagen kommen. Wobei die ganze Jammerei ja eh nix bringt. Denn die nächste AL zum Beispiel wird wieder schlechter als die letzte. Dafür aber auch besser als die übernächste. Jede Wette!

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