Schmadtke: "Bergmann ist eine Option"

Von Interview: Daniel Börlein
Jörg Schmadtke (l.): Seit Mai 2009 ist er Sportdirektor von Hannover 96
© Imago

Sportdirektor Jörg Schmadtke stieg mit Alemannia Aachen nicht nur in die Bundesliga auf. Unter seiner Regie zog das Team über das DFB-Pokal-Finale sogar in den UEFA-Cup ein. Dann wechselte er im Mai 2009 zu Hannover 96. Mit SPOX spricht er nun über die Suche nach einem neuen Trainer.

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Nach der Entlassung von Dieter Hecking hat Interimscoach Andreas Bergmann in Hannover das Team übernommen - eine Lösung mit Zukunft?

SPOX: Herr Schmadtke, Sie sind erst seit drei Monaten Sportdirektor von Hannover 96 und müssen schon einen neuen Trainer suchen. Ging ziemlich schnell.

Jörg Schmadtke: Damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Leider ist es uns nicht gelungen, in der neuen Saison auch eine neue Atmosphäre und einen Stimmungsumschwung hinzubekommen. Das hatte auch mit dem Pokal-Aus in Trier zu tun. Danach hat sich die Sache entwickelt, wie sie jetzt ist.

SPOX: Sie hatten mit Dieter Hecking zuvor bereits in Aachen zusammengearbeitet. Ist Ihnen die Trennung deshalb schwerer gefallen?

Schmadtke: Grundsätzlich ist es natürlich immer schade, wenn jemand den Verein verlässt, mit dem man lange zusammengearbeitet hat. Das ist nie eine angenehme Angelegenheit. Nichtsdestotrotz muss es weiter gehen.

SPOX: Sie nehmen es sehr professionell.

Schmadtke: Das gehört eben dazu. Wir sind im Guten auseinander gegangen, haben das Ganze sehr professionell hinbekommen. Es bleibt nichts hängen zwischen beiden Partien, sodass man auch in Zukunft völlig vorbehaltlos miteinander umgehen kann. Darüber bin ich sehr froh.

SPOX: Ihr Spieler Christian Schulz sagte, der Sieg in Nürnberg seit zu großen Teilen der Verdienst von Dieter Hecking. Hat er Recht?

Schmadtke: Den Grundstock für den Erfolg in Nürnberg hat sicher Dieter Hecking gelegt, keine Frage. Andreas Bergmann ist es in der kurzen Phase gelungen, die Mannschaft mitzunehmen, sie richtig anzusprechen, sie zu treffen. Er hat einen guten Job gemacht. Letztendlich sind allerdings die Spieler dafür verantwortlich, was auf dem Platz passiert. Das haben sie in Nürnberg ganz gut hinbekommen. Dadurch haben wir nun auch etwas Ruhe.

SPOX: Sie sagten, Andreas Bergmann habe einen guten Job gemacht. Was zeichnet ihn aus?

Schmadtke: Er ist ein erfahrener Fußball-Fachmann, der viel erlebt hat, wenn auch nicht auf allerhöchster Ebene. Er ist ein Junge aus dem Leben, der eine klare Ansprache hat. In den ersten Tagen hat er versucht, das Team-Gefühl und den Spaß, den man im Job haben muss, um Leistung zu bringen, ein Stück weit zu fördern. Und das ist ihm ganz gut gelungen.

SPOX: Ihr Präsident Martin Kind meinte nach dem Sieg in Nürnberg, dass Bergmann bei einem Erfolg in Hoffenheim ganz gute Chancen auf eine Weiterbeschäftigung habe. Steht diese Aussage noch?

Schmadtke: Man muss das ein bisschen relativieren. Es geht nicht um einen Sieg gegen Hoffenheim. Wir sollten in der Trainer-Frage nicht ergebnisorientiert denken. Mir ist wichtig: Ist er in engem Kontakt mit der Mannschaft, trifft er den richtigen Ton, folgt die Gruppe ihm, funktionieren die Dinge, die er sich vorstellt? Wenn das alles rund aussieht und Sinn macht, dann würde ich nicht ausschließen, dass Andreas Bergmann - unabhängig vom Ergebnis - über den Samstag hinaus Trainer bleibt.

SPOX: Das heißt, dass Sie jetzt erstmal seine Arbeit und die Reaktion der Mannschaft darauf beobachten und keinen neuen Trainer suchen?

Schmadtke: Es ist so, dass wir das Wochenende erstmal abwarten. Aber man kann ja zwei Dinge auch gleichzeitig tun, das ist gar kein Problem. Fest steht jedoch: Bergmann ist eine Option.

SPOX: Wie muss der zukünftige 96-Coach aussehen?

Schmadtke: Wir haben kein Profil erstellt, das wir der Öffentlichkeit mitteilen werden, damit jeder auf mögliche Kandidaten seine Blaupause legen kann und sagt: 'Der passt, der passt nicht'. Wir werden für uns eine Entscheidung treffen, die Dinge abarbeiten und uns mit verschiedenen Namen befassen. Ganz in Ruhe, seriös und professionell, wie sich das gehört. Wir werden die Öffentlichkeit erst dann informieren, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben.

SPOX: Namen wie Lothar Matthäus oder Mirko Slomka sind allerdings in Hannover schon gefallen.

Schmadtke: Beide Namen sind an uns herangetragen worden, und beide sind gute Trainer, die bei uns auf der Liste stehen.

SPOX: Es gibt also durchaus schon Kandidaten?

Schmadtke: Das mit der Liste muss man mal klarstellen: Matthäus und Slomka stehen auf der Liste. Aber: Alle anderen Namen, die an uns herangetragen werden, stehen eben auch auf dieser Liste. Von daher ist es nichts Ungewöhnliches. Es geht dabei einzig und allein darum, eine tragfähige Lösung für Hannover 96 zu treffen. Und die Entscheidung, welche Lösung für uns die beste ist, treffen wir ganz alleine, unabhängig von der öffentlichen Wahrnehmung.

SPOX: Wie läuft die Suche ab? Sondieren Sie als Sportdirektor den Markt?

Schmadtke: Ich bin Gott sei dank nicht alleine. Wir haben ja Mitarbeiter hier. Die erfassen die einzelnen Namen, die dann aufgelistet und hausintern diskutiert werden. Irgendwann gibt es dann einen Kandidatenkreis, mit dem wir uns zusammensetzen. Und abschließend werden wir eine Entscheidung treffen.

SPOX: Tut sich in Sachen Verstärkungen noch etwas?

Schmadtke: Wie heißt es immer so schön: Wir beobachten alles, aber wir sind auf dem Transfermarkt nicht aktiv und gehen davon aus, dass wir unseren Kader zusammen haben.

SPOX: Bedeutet das, dass auch Robert Enke nach dem 31. August noch in Hannover spielt? Nach dem Patzer von Michael Rensing wird ja in München wieder fleißig spekuliert.

Schmadtke: Ich kann nicht beantworten, ob der FC Bayern einen Torhüter sucht. Das müssen sie in München schon selber tun. Fakt ist: An uns ist niemand vom FC Bayern München bezüglich Enke herangetreten.Von daher ist das auch überhaupt kein Thema.

SPOX: Noch hat das Wechselfenster ja ein paar Tage geöffnet. Würden Sie sich damit befassen, wenn jemand auf Sie zu käme?

Schmadtke: Ich würde Robert Enke gerne weiter im 96-Trikot sehen, weil er für unsere Mannschaft enorm wertvoll ist. Aber wenn jemand an uns herantritt und eine vernünftige Offerte abgibt, werden wir uns damit befassen.

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