Berlin träumt wieder vom Titel

SID
Herthas Brasilianer Raffael (li.) ging erst in Deckung und erzielte später den 2:1-Siegtreffer
© Getty

Die Niederlagen-Serie wurde gestoppt, interne Querelen gerieten in den Hintergrund, und selbst die Sorge um Stürmer Andriy Voronin war kein Thema mehr: Hertha BSC löschte mit dem 2:1 (0:1)-Erfolg gegen Werder Bremen mehrere interne Brandherde und heizte den Traum von der ersten deutschen Meisterschaft seit 78 Jahren wieder an.

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"Wir wollen noch fünf von sechs Spielen gewinnen. Das habe ich den Fans versprochen, und der Glaube daran ist wieder da", sagte Herthas Ersatz-Kapitän Josip Simunic.

Der kroatische Nationalspieler, der mit seinem Kopfball-Tor (71.) Werders Führung durch Per Mertesacker (43.) ausgeglichen und so die Wende eingeleitet hatte, wusste um die Bedeutung des ersten Bundesliga-Heimsiegs gegen Bremen seit siebeneinhalb Jahren.

"Der Sieg war sehr wichtig, um die Lage hier zu beruhigen. Wir haben nicht überragend gespielt, aber wir haben das Glück erzwungen", meinte Simunic, der als Spielführer den verletzten Arne Friedrich (Knie-OP) vertrat.

Lucien Favre: Es war an der Zeit"

Nach zuvor drei Niederlagen in Folge wahrten die Berliner, die fünf Punkte hinter Spitzenreiter VfL Wolfsburg liegen, die Minimalchance auf den Titel und ließen die Misstöne rund um den Hauptstadtklub verstummen.

"Es war wieder an der Zeit zu gewinnen. Mein Team hat nach der schwierigen Zeit Charakter gezeigt und nicht durch Zufall gewonnen", sagte Hertha-Trainer Lucien Favre.

Punkte aus Hoffenheim sollen folgen

Manager Dieter Hoeneß, der in den vergangenen Tagen im Streit mit dem Präsidium gelegen hatte, fiel sogar "eine halbe Zugspitze" vom Herzen.

"Das Team hat gezeigt, was uns über Monate hinweg ausgezeichnet hat. Mit diesem Biss können wir noch einiges erreichen", sagte Hoeneß und forderte gleich aus dem nächsten Spiel am Freitagabend beim Herbstmeister 1899 Hoffenheim "weitere Punkte."

Geld für Woronin?

Schließlich würde das Erreichen der Champions League - Hertha liegt nur zwei Zähler hinter dem zweitplatzierten Rekordmeister Bayern München - dem Berliner Manager wichtige Einnahmen in die Kasse spülen.

Zwar konnte am Montag mit der Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Deutsche Bahn auch ein wirtschaftlicher Erfolg eingefahren werden, aber nur mit den zusätzlichen Millionen aus der Königsklasse könnte die Rückkehr des vom FC Liverpool nur ausgeliehenen Woronin nach England noch abgewendet werden.

Späte Entscheidung durch Raffael

Am Sonntagabend war der gesperrte ukrainische Angreifer lange Zeit vermisst worden. Erst der Brasilianer Raffael (87.) sorgte mit seinem späten Siegtreffer für große Begeisterung untern den meisten der 68.022 Zuschauer.

Während Hertha in Berlin neue Euphorie entfachte, verließen die Bremer nach der verpatzten Generalprobe für das DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwoch beim Hamburger SV (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) das Olympiastadion wie begossene Pudel.

Diego geschont - Tore verschenkt

"Wir haben dumm gespielt und Hertha beide Tore geschenkt", sagte Torsten Frings. Bremens Trainer Thomas Schaaf hatte mit Blick auf das Pokalspiel zwar den angeschlagenen Spielmacher Diego (muskuläre Probleme) geschont. Allerdings lagen die Probleme des UEFA-Cup-Halbfinalisten in Berlin eher in der Defensive.

"Gegen den HSV dürfen wir uns diesen Schnitzer im Abwehrbereich nicht erlauben", forderte daher Werders Sportdirektor Klaus Allofs.

Coach Schaaf demonstrierte dagegen hanseatische Gelassenheit: "Die Niederlage in Berlin bedeute für das Pokalspiel schlicht nichts", sagte Schaaf.

Hertha - Bremen: alle Zahlen und Fakten zum Spiel