Coup statt Chaos

Von Daniel Börlein
Felix Magath (55) trainierte schon Hamburg, Nürnberg, Bremen, Frankfurt, Stuttgart und Bayern
© Imago

Es scheint festzustehen: Felix Magath wird der neue mächtige Mann auf Schalke. Mit der Verpflichtung gelingt den Königsblauen nach Wochen des Chaos' ein spektakulärer Befreiungsschlag, der allerdings auch Risiken birgt.

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Den Meistertitel hat sich der FC Schalke 04 zuletzt vor über 50 Jahren geholt. Auch in dieser Saison wandert die Schale nicht nach Gelsenkirchen, so viel steht jetzt schon fest. Und dennoch wollten die Königsblauen diese Runde mit einem echten Hammer abschließen.

Am 23. Mai, dem Tag des letzten Bundesliga-Spieltags, wolle man den künftigen Trainer und Manager präsentieren, ließ der Klub vor einiger Zeit verlauten.

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Magath dementiert nicht

Mit einer großen Überraschung wird es dann allerdings nichts, denn schon jetzt sickerte durch, was eigentlich erst dann hätte bekannt werden sollen: Felix Magath wird der neue mächtige Mann auf Schalke. Der Coach und Manager des VfL Wolfsburg übernimmt die gleichen beiden Posten bei S04.

Bestätigt wurde die Meldung, die am Mittwoch durch sämtliche Medien geisterte, bislang zwar weder von Magath selbst noch von Schalke oder dem VfL, doch bleibt kaum ein Zweifel an deren Richtigkeit.

Magath sagte bisher nur: "Ich frage mich, wer ein Interesse hat, so etwas zum jetzigen Zeitpunkt in die Welt zu setzen. Damit will man mir beziehungsweise meinem Verein schaden. Ich sehe überhaupt nicht ein, mich zu solchen Gerüchten zu äußern."

Würde allerdings nichts dran sein, könnte Magath die Spekulationen mit einem Satz aus der Welt räumen.

Streit mit Aufsichtsrat

Doch wie kommt es, dass Magath Wolfsburg - aktuell immerhin Tabellenführer - für den derzeit eher mittelmäßigen FC Schalke verlässt?

Beim VfL ist der 55-Jährige momentan Trainer, Manager und Geschäftsführer in Personalunion und damit derjenige, der das alleinige Sagen im sportlichen Bereich hat. Eine Konstellation genau nach Magaths Geschmack.

Daran wollten die Wolfsburger allerdings offenbar etwas ändern. Laut der "Wolfsburger Allgemeine Zeitung" soll es bei den Vorgesprächen zu Magaths Vertragsverlängerung zum Streit gekommen sein soll, weil der VfL-Aufsichtsrat forderte, dass sich Magath von einem seiner drei Posten trennt.

Zudem sollen die VfL-Bosse aufgrund der Wirtschaftkrise nicht bereit gewesen sein, Magaths persönliche finanzielle Forderungen sowie die gewünschten Gelder zur Verstärkung des Kaders zu gewähren.

Tönnies: "Magath ist einer der Besten"

Ein Affront für Magath. Und die Chance für Schalke. Bereits vor sechs Wochen berichtete der "Kicker", dass sich Wolfsburg nach neuen Trainern umschaut, weil Magath mit Schalke in Verbindung gebracht wurde.

Gut möglich, aufgrund der aktuellen Entwicklung sogar sehr wahrscheinlich, dass S04 in Person von Clemens Tönnies schon damals mit Magath verhandelte. Seit langer Zeit gilt der  der Schalker Aufsichtsratschef als Fan von Magath, was er nun bestätigt. "Ich stehe dazu: Magath ist einer der Besten, das habe ich gesagt."

Büskens: "Eine gute Lösung"

Damit liegt Tönnies zweifelsohne richtig. Denn schon vor seiner Zeit in Wolfsburg bewies Magath mit dem zweimaligen Double-Gewinn mit den Bayern und bei seinem Engagement in Stuttgart, dass er aktuell einer der besten deutschen Trainer ist.

Den Knappen gelang so die große Lösung, die Schalkes Bosse von vornherein bevorzugten und für die Hauptsponsor Gazprom offensichtlich auch das große Geld bereitstellt, um die Ziele des Klubs zu erreichen. Die interne, "kleine" und sicher auch kostengünstigere Variante ist damit passe.

Das Trio Mike Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck muss wieder Platz machen. Wegen der aktuellen sportlichen Erfolgsserie nur schwer nachzuvollziehen, auf Grund der Chance, einen Top-Mann wie Magath zu verpflichten jedoch durchaus gerechtfertigt.

Büskens selbst sieht das ähnlich. "Eine gute Lösung", wäre Magath für S04 sagt der Interimscoach. "Angesichts von Magaths Vita erübrigt sich diese Frage. Ich habe immer gesagt: Es geht allein um das Beste für Schalke."

Teure Angelegenheit

Magaths Verpflichtung wird für S04 allerdings eine teure Angelegenheit. Derzeit, so heißt es, kassiert Magath beim VfL 2,5 Millionen Euro pro Jahr, gefordert soll der Fußballlehrer allerdings fünf Millionen haben. Schwer vorstellbar, dass er für weniger auf Schalke anheuert.

Und auch ins Personal werden die Knappen kräftig investieren müssen, denn der aktuelle Kader genügt den Ansprüchen der Bundesliga-Spitze nicht. Und damit auch nicht denen von Magath.

In Wolfsburg holte der 55-Jährige in knapp zwei Jahren 33 Spieler - für rund 55 Millionen Euro und formte so aus einem mittelmäßigen Bundesliga-Klub ein Spitzenteam nach seinen Vorstellungen.

Schalke geht Risiko ein

Laut Präsident Josef Schnusenberg wollte Schalke bei Verpassen des europäischen Wettbewerbs die Personalkosten eigentlich um rund 20 Millionen Euro senken. Mit Magath wird das allerdings nicht zu machen sein. Schalke muss also Risiko gehen.

Dazu ist man offenbar bereit. Um die kommende Saison dann womöglich wieder mit einem Hammer abzuschließen - der Meisterschale nämlich.

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