"Ich weiß nicht, ob ich glücklich sein soll"

SID
Stajner sorgte mit seinem Anschlusstreffer für die Wende
© Getty

Die 90-minütige Achterbahnfahrt hatte die Protagonisten in ein wahres Gefühlschaos gestürzt. "Mit dem einen Auge lache ich, mit dem anderen weine ich", meinte Trainer Dieter Hecking vom Bundesligisten Hannover 96 und Teamchef Markus Babbel vom VfB Stuttgart sagte: "Ich weiß nicht, ob ich glücklich oder unglücklich sein soll."

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Nach einer turbulenten Partie hieß es am Ende 3:3 (2:2) - für beide Mannschaften eigentlich zu wenig. Der VfB will ins internationale Geschäft, Hannover kämpft gegen den Abstieg.

Dabei schienen die Fronten bereits nach 22 Minuten geklärt. Nationalstürmer Mario Gomez (7.) und Martin Lanig (22.) hatten die Stuttgarter gegen in der Defensive völlig indisponierte Hannoveraner scheinbar uneinholbar in Führung geschossen.

"Doch danach ist uns das Spiel entglitten und wir haben den Sieg hergeschenkt", meinte VfB-Kapitän Thomas Hitzlsperger nach seiner 100. Bundesligapartie. Gomez ergänzte: "Was dann passiert ist, war einfach nur sehr, sehr ärgerlich."

Doppelschlag vor der Pause

Jiri Stajner (43.) und Jacek Krzynowek (45.+2) schafften noch vor der Pause den Ausgleich für die Platzherren. Fünf Minuten vor dem Ende gelang Mikael Forssell dann sogar Hannovers 3:2.

Aber das Gefühl des sicheren Sieges schien vor 31.127 Zuschauern niemandem wirklich gut zu tun. Auch der VfB konnte durch Hitzlsperger noch einmal zurückschlagen (87.). So blieb einzig ein Lob an die Moral.

"Wenn man 2:0 führt, muss man eigentlich gewinnen. Dass wir noch einmal zurückgekommen sind, macht mich aber schon ein wenig stolz. Wir haben Charakter gezeigt", sagte Babbel, der auch im sechsten Ligaspiel in verantwortlicher Position ungeschlagen blieb und mit seinem Team am Mittwoch im UEFA-Cup bei Zenit St. Petersburg antritt.

Jobgarantie erneuert

Auch Hecking sparte trotz des späten Gegentores nicht mit Lob: "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie lebt. Ich hätte ihr gewünscht, dass sie sich die volle Belohnung abholt."

Doch auch so geht vor allem Hecking selbst gestärkt aus dem Spiel hervor. Nach dem bisher enttäuschenden Saisonverlauf war der Coach zuletzt in die Kritik geraten. "Man hat gesehen, dass Dieter Hecking die Mannschaft noch erreicht", sagte 96-Boss Martin Kind und erneuerte seine bereits vor der Partie abgegebene Jobgarantie für den Trainer: "Er passt zu Hannover und leistet hervorragende Arbeit. Er hat mein volles Vertrauen. Es gibt keine Trainerdiskussion."

Auch aus Sicht der Spieler wäre ein Infragestellen des Coaches überflüssig. "Es ist gut, dass Martin Kind die Ruhe bewahrt hat und weiterhin bewahrt", sagte 96-Kapitän Robert Enke.

Auswärtssieg ist Pflicht

"Eine Mannschaft, die nicht hinter dem Trainer steht, hätte sich gegen den VfB abschlachten lassen. Das sagt alles", ergänzte Christian Schulz, der nach gut einer halben Stunde zum wichtigen Stabilisator in der Innenverteidigung avanciert war.

Zuvor hatte sich der bereits nach 34 Minuten ausgewechselte Mario Eggimann immer wieder überfordert gezeigt. "Wir alle sind in diesem Spiel durch alle Gefühlswelten gegangen. Nach einer halben Stunde wollten wir uns einbuddeln, nach 85 Minuten war dann schon fast Weihnachten und am Ende ist man doch wieder etwas enttäuscht", meinte Schulz.

Hecking will derweil mit seinem Team auf der Leistung gegen den VfB aufbauen und am nächsten Samstag bei Borussia Mönchengladbach endlich den ersten Auswärtssieg der Saison einfahren: "Wenn wir wieder so auftreten, können wir unsere Auswärtsserie durchbrechen." Der Abstiegsplatz ist weiterhin nur vier Punkte entfernt.

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