Fohlen beschweren sich beim Boss über Meyer

SID
Gegen Borussen-Coach Hans Meyer begehren inzwischen die Fohlen-Spieler auf
© Getty

Die Spieler von Borussia Mönchengladbach sollen mit einem Brief an Präsident Rolf Königs gegen den Umgang von Trainer Hans Meyer mit seinen Schützlingen protestiert haben.

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Die alte Liebe zwischen Hans Meyer und Borussia Mönchengladbach hat offenbar Rost angesetzt. Der Trainerfuchs hat mit seiner eigenwilligen Linie scheinbar den Unmut in der Mannschaft auf sich gezogen.

Wie inzwischen bekannt wurde, ist im Trainingslager auf Gran Canaria ein Beschwerdebrief aus dem Team über den Coach an Präsident Rolf Königs übergeben worden. Und auch Jung-Nationalspieler Marko Marin hat erneut seine Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht.

Meyers Umgang mit Spielern wird angeprangert

In dem Protestschreiben soll die Mannschaft beanstandet haben, dass die ausgemusterten Spieler weder mittrainieren noch sich mit dem Rest des Kaders in der Kabine umziehen durften. Auch der Umgang des Trainers mit den Profis sei ein Kritikpunkt gewesen.

"Wir wollten mit diesem Brief unsere Solidarität mit den betroffenen Spielern zeigen. Wir haben als Mannschaft immer gut zusammengehalten. Es hätte ja jeden von uns erwischen können", sagte Kapitän Filip Daems der "Bild"-Zeitung.

Später relativierte der Belgier auf der Vereins-Homepage: "Es ging einfach darum, dass wir ein paar Hintergründe zu den personellen Entscheidungen erfahren wollten, die der Klub Ende der Hinrunde getroffen hatte. Für mich war das Thema damit erledigt."

Sportdirektor Eberl bestätigt Brief

Sportdirektor Max Eberl bestätigte den Vorgang am Dienstag im "DSF": Dass etwas mannschaftsinternes an die Öffentlichkeit kommt, ist böswillig und man muss unterstellen, dass dies jemand absichtlich macht, um uns zu schaden. Fakt ist, dass dem Präsidium im Trainingslager im Januar ein Brief vom damaligen Mannschaftskapitän Oliver Neuville übergeben wurde. Darin wurden Themen angerissen, die Spieler betrafen, die nicht mehr bei uns im Kader sind. Es war allerdings ein anonymer Brief, der nur mit "Die Mannschaft" unterzeichnet war."

Konsequenzen für "Maulwurf" angekündigt

Eberl kündigte jedoch an, dass derjenige, der die Interna an die Presse gegeben hat scharfe Konsequenzen zu befüchten hat: "Wir haben uns der Sache angenommen und der Trainer hat gesagt, dass wir das intern klären werden. Ich habe dann einige Gespräche mit Spielern geführt und damit war, auch in Rücksprache mit den Spielern, das Thema erledigt. Dieser Aufstand, der heute in der Boulevardpresse tituliert wird, ist definitiv falsch. Wenn wir den Spieler oder wer auch immer es in die Öffentlichkeit getragen hat, herausfinden würden, würden wir natürlich fristlos kündigen - ganz klar."

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Rolf Königs schweigt

Meyer hatte in der Winterpause sieben Spieler, darunter auch Aufstiegsheld Sascha Rösler, und Physiotherapeut Michael Risse aussortiert. Meyer begründete den Schritt, mit einer kleineren Gruppe arbeiten zu wollen, was bei den Spielern offenbar Unverständnis hervorrief. Präsident Rolf Königs wollte sich zu dem heiklen Thema nicht äußern.

Rund um den Borussia-Park war man am Dienstag offenbar um Schadensbegrenzug bemüht. Der Brief sei nicht von allen Spielern gelesen worden. Außerdem sei die Geschichte in Gesprächen mit den Führungsspielern längst geklärt worden.

Marin freut sich auf Zeit bei der Nationalelf

In wieweit Nationalspieler Marin zu den Führungsspielern zählt, ist fraglich. Der 19-Jährige wiederholte im "Express"-Interview seine Unzufriedenheit. "Mit der jetzigen Situation kann ich nicht zufrieden sein. Ich spiele nicht regelmäßig und werde eben oft vom Trainer kritisiert", klagte der 19 Jahre alte Nationalspieler.

Seine Auswechslung am vergangenen Samstag gegen 1899 Hoffenheim (1:1) habe er nicht verstanden. "Irgendwie hat er seine Gründe, vielleicht werde ich sie noch erfahren", sagte Marin über Meyer und freut sich über seinen derzeitigen Aufenthalt bei der Nationalmannschaft: "Hier kann ich schon vom Alltag abschalten. Der Bundestrainer hat mir auf jeden Fall gesagt, dass ich wichtig für sein Spiel bin. Er glaubt an mich. Das ist schon super, wenn man so das Vertrauen des Trainers spürt."

Löw riet Marin indes, sich "im nächsten Jahr mit Haut und Haaren auf Gladbach und den Abstiegskampf zu konzentrieren". Eine Offerte des Hamburger SV für den Dribbelkünstler hatte der fünfmalige Meister in der Winterpause abgelehnt.

Unter Meyer nur acht Punkte aus elf Partien

Meuterei hin oder her - die zweite Amtszeit von Meyer in Gladbach scheint sich immer mehr als großes Missverständnis zu entpuppen.

Die Borussia steht da, wo sie der 66-Jährige im Oktober übernommen hatte: auf dem 18. und letzten Tabellenplatz.

In den elf Partien unter Meyer, der die Fohlen-Elf 2001 noch zum Aufstieg geführt hatte, sprangen lediglich acht Punkte heraus. Hinzu kamen Unstimmigkeiten hinter den Kulissen, wie der Rücktritt von Co-Trainer Christian Ziege.

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