"Kein Problem, gegen Köln nicht zu spielen"

Von Thomas Gaber
Werden wohl keine dicken Freunde mehr: Lukas Podolski (l.) und Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann
© Getty

Am 21. Spieltag der Bundesliga trifft Lukas Podolski mit dem FC Bayern München auf "seinen" 1. FC Köln und hat gute Chancen, wieder im Kader seines Noch-Arbeitgebers zu stehen. Am Mittwoch brach der 23-jährige Stürmer sein Schweigen und verblüffte mit der einen oder anderen Aussage.

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Wenn die Spieler des FC Bayern München das Mediencenter an der Säbener Straße betreten, um den Journalisten den täglichen Stoff für deren Storys zu liefern, tragen sie normalerweise die Trainingsklamotten ihres Arbeitgebers.

Am Mittwochmittag erschien Lukas Podolski. Im grauen Gewand. Weit und breit kein FCB-Logo. Man könnte meinen, Poldi habe bereits mit den Bayern abgeschlossen. Hat er nicht!

"Möchte nicht dauernd über Köln sprechen"

"Ich bin froh, dass mein Wechsel nach Köln geklappt hat. Ich fühle mich befreit. Aber solange ich in München bin, werde ich mich reinhängen. Ich möchte auch nicht dauernd über Köln sprechen. Ich will hier bis zum Ende Gas geben, ein paar Titel holen und dann ist es gut", sagte Podolski.

Das Thema Köln totzuschweigen war an diesem Tag allerdings nicht möglich. Schließlich gastiert der FC am kommenden Samstag in München. Für Podolski freilich "kein normales Spiel".

"Sollte ich ein Tor schießen, werde ich nicht so ausgelassen jubeln, als wenn ich gegen Leverkusen und Mönchengladbach treffen würde", kündigte der Stürmer an.

Nicht überrascht über Klinsis Entscheidung

Ob Poldi überhaupt die Gelegenheit bekommt, Tore gegen seinen ehemaligen und zukünftigen Verein zu erzielen, entscheidet allein Jürgen Klinsmann. Der hatte Podolski für die Partie in Berlin aus dem Kader gestrichen.

"Über diese Entscheidung war ich nicht überrascht. Deswegen habe ich auch nicht gelitten", verriet Podolski. Über die Gründe seiner Vorahnung schwieg er. Das Verhältnis zu Klinsmann bezeichnete Podolski als "normales Spieler/Trainer-Verhältnis".

Klinsmann, der mehrfach betont hatte, dass Landon Donovan in der Stürmer-Hierarchie vor Podolski liege, attestierte dem deutschen Nationalspieler zuletzt gute Trainingsleistungen. "Wenn er so weitermacht, hat er gute Chancen, gegen Köln im Kader zu sein", sagte der Bayern-Coach.

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Löw und Sammer fordern bedingungslosen Einsatz

Manager Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hatten sich in den letzten Tagen für Podolski stark gemacht. "Es ist ein schönes Zeichen, dass die Verantwortlichen hinter mir stehen", sagte Podolski, überraschte aber gleichzeitig mit der Aussage, dass es für ihn "kein Weltuntergang" wäre, gegen Köln nicht im Kader zu stehen. "Ich werde auf jeden Fall im Stadion sein", so Podolski.   

Ob als aktiv mitwirkender Spieler des FC Bayern oder nur als "Tourist" - Podolski sollte in jedem Fall auf Jubelszenen mit dem Kölner Anhang verzichten. Meint zumindest Bundestrainer Joachim Löw.

"Jubeln mit den FC-Fans wie im Hinspiel wäre am Samstag sicher der falsche Weg. Wir erwarten, dass er um seine Chance bei Bayern kämpft, Zusatzschichten einlegt und mehr trainiert als alle anderen Bayern-Spieler. Er will doch in einem guten Zustand nach Köln kommen. Und vor allem auch wieder für Deutschland spielen", sagte Löw nach einem Telefonat mit Podolski.

Auch Premiere-Experte und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer fordert bedingungslosen Einsatz von Podolski. "Er ist sowohl den Bayern als auch sich selbst gegenüber verpflichtet, nach den vielen Blessuren härter zu arbeiten als je zuvor, um wieder Weltklasseniveau zu erreichen - und dann wird kein Trainer der Welt an ihm vorbeikommen", sagte Sammer am Mittwoch in Köln.

Podolski: Bin teilweise selbst schuld

Klinsmann kommt praktisch seit Saisonbeginn an Podolski vorbei. Lediglich viermal stand der 23-Jährige in der laufenden Bundesligasaison in der Startelf. Podolski will sich zwar nicht nachsagen lassen, schlecht trainiert zu haben, gab aber zu, an seiner Situation in München teilweise selbst schuld zu sein.

"Ich habe sicherlich auch schlechte Spiele gemacht. Vielleicht wollte ich es manchmal besonders gut machen und habe etwas verkrampft. Aber ich hatte nie die Chance, über einen längeren Zeitraum Leistung zu bringen", so Podolski.

Nach zweieinhalb Jahren FC Bayern steht unumwunden fest: Podolski hat sich in München nicht durchgesetzt. Dass er bei drei Trainern (Felix Magath, Ottmar Hitzfeld und Jürgen Klinsmann) keine feste Größe beim deutschen Rekordmeister wurde, kann kein Zufall sein.

Wer mit 23 Jahren 60 Länderspiele bestritten hat, muss den Anspruch und den Willen haben, sich bei einem europäischen Spitzenverein durchzusetzen. Podolski sagt, er sei bisweilen mit dem Druck in München nicht zurecht gekommen. Doch eins weiß auch Podolski: Der Druck wird sich in Köln noch erhöhen.

Lukas Podolski im Steckbrief