Sie wollen nur spielen - nicht gewinnen

Von Benny Semmler
Oben ist weit weg: KSC-Trainer Becker steckt tief im Abstiegskeller
© Getty

Zahlen lügen nie: 13 Punkte, 13 Pleiten, 15:34 Tore. Der Karlsruher SC steckt nur sieben Tage nach dem Fußballauftakt mitten in der Krise. Denn: Das Pokal-Aus gegen Wehen war peinlich. Der Untergang im Abstiegskrimi in Bochum war bitter. Und eine gefährliche Anhängerschaft macht Ärger. Was ist los beim KSC?

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Die 65. Minute im Spiel zwischen Bochum und Karlsruhe. Diego Klimowicz sorgt für die Vorentscheidung. Doch nicht irgendwie. Der neue Hoffnungsträger beim VfL macht es eiskalt, umkurvt ganz lässig den herausstürmenden Keeper Markus Miller. Der Rest ist Jubel.

Der neue Torjäger in Bochum funktionierte sofort. Und bei KSC-Trainer Edmund Becker muss dieser Mann gleichzeitig viele Fragen aufgerufen haben.

Mensch, warum haben wir den Klimowicz nicht geholt? Warum treffen Freis, Timm und Kapllani nicht? Wieso sind wir schon wieder 180 Minuten ohne Tor?

Ex-KSC-Stürmer Edgar Schmitt bemängelt gegenüber SPOX: "Es fehlt der klassische Stürmer, der Stoßstürmer, der Knipser."

Mahir Saglik als Last-Minute-Lösung

Die Antwort wurde am Montag vorgestellt. Mahir Saglik. Der 26-Jährige kommt als Last-Minute-Lösung vom VfL Wolfsburg. "Einer mit Torgarantie", sagt Becker.

Sagliks größter Erfolg: Torschützenkönig der Regionalliga Nord. Gegen Grafite und Dzeko hatte der Türke keine Chance. Jetzt soll er das Karlsruher Sturm-Problem lösen.

Doch kann dieser Saglik sofort helfen? Schmitt: "Saglik hat in der dritten Liga gezeigt, dass er Tore schießen kann. Und als Joker in Wolfsburg hat er auch funktioniert. Aber er alleine kann nicht der Retter für den KSC sein." Schmitt weiß aber auch: "Wenn man einen Top-Torjäger hat, dann ist das die halbe Miete."

Neben Saglik holte das Gespann Becker und Manager Rolf Dohmen auch die KSC-Rückkehrer Giovanni Federico und Marco Engelhardt in den Wildpark. Der Kroate Dino Drpic kam als Franz-Ersatz.

Knapp 700.000 Euro investierte der angeschlagene KSC in das Trio, das als Retterhoffnung vorgestellt wurde.

Timm, Kapllani, Kennedy stehen heftig in der Kritik

Doch beim besten Aufsteiger der Vorsaison steht vor allem der Sturm in der Kritik. Die neueste Lieblingsstatistik der lokalen Zeitungsmacher: Christian Timm, Edmond Kapllani und Joshua Kennedy trafen bei gemeinsamen 41 Einsätzen nicht ein einziges Mal.

Und Beckers 5-Tore-Stürmer, Sebastian Freis, hat offenbar nicht die Klasse, um dauerhaft zu treffen. Beim peinlichen Pokal-Aus gegen Wehen vergab der 23-Jährige zwei Großchancen. Gegen Bochum setzte er diese Harmlos-Statistik fort.

Dabei konnten sich einige Kombinationsbemühungen sehen lassen. Nur am Ende des Angriffs musste man stets feststellen: Der KSC will nur spielen - aber nicht gewinnen!

Ein Klimowicz hat die Qualität

Es fehlt eben diese Kaltschnäuzigkeit, die Manager Dohmen noch so umbeschreibt: "Klimowicz macht aus einer Chance ein Tor. Wenn wir nicht treffen, spricht man über die Qualität."

Doch wie schießt der KSC wieder Tore? "Zu meiner Zeit hat man im Training die Bälle auf die Linie des Fünf-Meter-Raums gelegt, den Torwart rausgenommen und die Bälle rein geschossen - um Erfolgserlebnisse zu sammeln", so Trainer Becker gegenüber "Bild". Ernstgemeinte Lösungen klingen anders.

Fans wollten da Silva verprügeln

Trotzdem: Der gegenwärtige Relegationsplatz wird vorerst keine Trainerdiskussion auslösen: Dohmen: "Becker bleibt unser Trainer."

Aber in Karlsruhe haben sie noch ein ganz anderes Problem. Welches vor allem nach dem Pokal-Aus gegen Wehen Wiesbaden deutlich wurde. 30 KSC-Fans prügelten sich durch das Wildparkstadion, ein Ordner wurde mit einer Pylone beworfen und schwer verletzt. Es folgten sieben Festnahmen.

Unglaublich: Die Randalierer drohten Antonio da Silva sogar mit Prügel. Coach Ede Becker: "Das Spiel war inakzeptabel. Aber das geht eindeutig zu weit."

Die Stimmung und der Tabellenplatz sind nach der verkorksten Woche im Keller. Und am Samstag kommt Bayern-Bezwinger HSV ...

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