Hans Meyer, das nächste Missverständnis?

Von Daniel Börlein
Die Zusammenarbeit von Hans Meyer und Christian Ziege war nur ein kurzes Vergnügen
© Getty

Bei Hans Meyer weiß man nie so recht, woran man ist. Der 66-Jährige liebt das Spiel mit Ironie und Süffisanz und führt Menschen gerne mal in die Irre.

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In den ersten Wochen seiner zweiten Amtszeit in Mönchengladbach nannte Meyer Borussias Youngster Marko Marin beharrlich "Markus". Ignoranz, Unkenntnis oder Witz? Keiner weiß es, nur Meyer selbst.

Gerne würde man bei der Borussia schmunzeln, zum Scherzen ist rund um den Borussia-Park derzeit allerdings niemandem zumute. Die Fohlen stehen zur Saisonhalbzeit auf dem letzten Tabellenplatz und haben auch nach dem Trainerwechsel von Jos Luhukay zu Meyer nur selten die Erwartungen erfüllt.

Auch der neue Borussen-Coach konnte der Mannschaft keine Impulse verleihen, keine Leidenschaft einimpfen und keine Strategie vermitteln. Sechs von neun Heimspielen wurden verloren, darunter gegen die Mitkonkurrenten Frankfurt, Cottbus und Köln.

Meyer zweifelt an der Qualität des Kaders

Dabei hat Meyer viel probiert. In jedem Mannschaftsteil tauschte der Borussen-Coach kräftig durch, gab quasi jedem Spieler die Chance, sich zu beweisen. Am Ende der Vorrunde hatte Gladbach 28 Spieler eingesetzt, von denen die meisten allerdings oft enttäuschten. Einen Vorwurf kann man Meyer deshalb nicht machen.

Bereits vor Saisonbeginn wurde über die Qualität des Kaders diskutiert und daran gezweifelt, dass das vorhandene Spielermaterial in der Lage ist, sich von den Abstiegsrängen fernzuhalten.

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Das wusste auch Meyer. Dennoch übernahm der ehemalige Trainer des 1. FC Nürnberg bei der Borussia - und ließ von Beginn an keine Möglichkeit aus, öffentlich auf die fehlende Qualität hinzuweisen.

Effenberg: "Mannschaft muss stark geredet werden"

"Das geht nicht. Ich muss meine Mannschaft doch jeden Tag stark reden, wenn sie am Boden liegt und ihnen immer wieder sagen, wir steigen nicht ab", sagt Ex-Borusse und Premiere-Experte Stefan Effenberg zu Meyers Vorgehen.

Öffentlich hinter die Mannschaft gestellt hat sich Meyer in der Tat nur selten, vielmehr ständig betont, dass neue Spieler her müssten. Nun lässt er seinen Worten auch Taten folgen und mistet den Kader kräftig aus.

Sascha Rösler, Sharbel Touma und Soumaila Coulibaly wurden schon im Laufe der Vorrunde verbannt. Alexander Voigt, Christofer Heimeroth, Roel Brouwers, Marcel Ndjeng und Sebastian Svärd haben ebenfalls keine Perspektive mehr unter Meyer.

Den Kader auszudünnen ist die eine Sache. Spieler zu finden, die in der jetzigen Situation weiterhelfen, eine andere. Noch dazu in der Winterpause, wo meist nur bei anderen Klubs ausgemusterte Akteure zu bekommen sind. Oder welche, die viel kosten.

Königs: "Sind weit weg von unseren Zielen"

"Eine Größenordnung von acht Millionen können wir uns nicht leisten", sagte Klub-Präsident Rolf Königs zwar in "Bild", machte aber gleichzeitig deutlich: "Wir sind weit weg von unseren Zielen - das müssen wir reparieren!"

Und zwar mit einigen Neuverpflichtungen. "Hans Meyer wünscht sich die Neuen zu Weihnachten auf den Gabentisch. Wir werden unser Bestes tun", sagt Königs. Zumindest ein klein wenig erinnert das an die Zeit, als Dick Advocaat Fohlen-Coach war.

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Alle Macht dem Trainer hieß es damals, und alle Wünsche wurden erfüllt. Die Advocaat-Ära gilt jedoch als größtes Trainer-Missverständnis in der glorreichen Geschichte von Borussia Mönchengladbach.

Nach diesem Motto darf nun auch Meyer bei der Borussia werkeln, denn längst ist der 66-Jährige der starke Mann im sportlichen Bereich bei der Borussia. Einer mit viel Ahnung und Fußballsachverstand zwar, aber auch einer ohne Perspektive.

Galasek-Verpflichtung umstritten

Das belegt Meyer selbst durch die Verpflichtung des 35-Jährigen Tomas Galasek. Mit dem Tschechen gewinnt die Borussia an Erfahrung für den Abstiegskampf, blockiert andererseits aber auch die Entwicklung junger Talente wie Tony Jantschke.

Beim Boulevard ist Meyer schon wieder in die Schusslinie geraten. Dort listet man fast täglich die Verfehlungen des Trainers Meyer auf und macht sich teilweise gar über den Menschen Meyer lustig.

Die Intention, mit der der Borussen-Coach seit seinem Amtsantritt handelt, ist klar und durchaus legitim: Er will den Klassenerhalt und damit zunächst den kurzfristigen Erfolg. Für die langfristigen Ziele war in Gladbach ohnehin Christian Ziege angedacht. Der ist mittlerweile aber weg.

Ziege warf nach dem 17. Spieltag als Co-Trainer hin, offiziell aus persönlichen Gründen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es jedoch, dass der 36-Jährige nicht länger mit Meyer zusammenarbeiten wollte. Ziege wusste vielleicht ganz genau, woran er bei Meyer war.

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