Favre holt die Spieler auf den Boden

SID
Hertha-Trainer Lucien Favre musste seinem Team gegen den KSC eine Menge Instruktionen geben
© Getty

Die Spieler feierten ausgelassen mit den Fans die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte, doch Trainer Lucien Favre holte seine Profis knallhart auf den Boden der Tatsachen zurück.

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"Einige haben nicht genug für die Mannschaft gearbeitet. Das geht nicht. Der KSC war spielerisch besser, deswegen sollten wir ruhig bleiben", sagte der Schweizer nach dem 4:0 (1:0) von Hertha BSC Berlin gegen den Karlsruher SC.

Favre war nicht anzumerken, dass sich die Mannschaft gerade in die Geschichtsbücher des Klubs geschrieben hatte. Mit 33 Punkten nach 17 Spieltagen überbot Hertha die Bestmarke aus der Saison 1974/75 umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regelung um einen Zähler.

Nicht alles in Butter bei den Berlinern

"Diese Statistik ist nicht wichtig. Aber wir haben das nicht geschenkt bekommen", meinte Manager Dieter Hoeneß und fügte hinzu: "Ob wir unsere Leistung halten können, wird man sehen." Die Zurückhaltung der sportlichen Führung hat gute Gründe.

Angesichts des schwelenden Streits zwischen Hoeneß und Präsident Werner Gegenbauer, dem möglichen Abgang von Stürmer Marko Pantelic und dem drohenden Sparzwang ist die Stimmung bei Hertha vor dem Weihnachtsfest weniger festlich als Tabellenplatz drei auf den ersten Blick vermuten lässt.

So muss der Etat für die kommende Saison aufgrund verminderter Fernseheinnahmen wohl um sieben Millionen Euro gekürzt und damit beim Personal gespart werden. Auf der Präsidiumssitzung am Dienstag stellt die Geschäftsführung um Hoeneß das Konzept vor.

Neuzugänge nur bei Abbau des Schuldenbergs

Das Präsidium wird Winter-Neuzugänge wie den gehandelten Linksverteidiger Junior Cesar nur genehmigen, wenn der Schuldenberg (30 Millionen Euro) nicht weiter anwächst. Um so wichtiger ist das bevorstehende 'Endspiel´ im UEFA-Cup bei Olympiakos Piräus am Donnerstag.

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Nur mit einem Sieg zieht der Bundesligist in die K.o.-Runde ein und darf von Europacup-Millionen träumen. Favre: 'Es wird schwer. Aber wenn wir bereit sind, zu leiden, dann ist alles möglich.´ Finanziellen Spielraum würde auch ein Verkauf von Pantelic schaffen.

Herthas erfolgreichster Spieler der vergangenen Jahre verabschiedete sich emotional mit Fan-Fahne und Hertha-Schal von den Anhängern - es sah nach einem Abschied für immer aus.

"Ich würde gerne noch mindestens sechs Monate bleiben", sagte Pantelic, an dem jedoch mehrere englische und italienische Erstligisten interessiert sein sollen.

Die Aussage von Favre zu Pantelic' Zukunft darf getrost als Bewerbungsanimation für andere Vereine gewertet werden.

Sieg fiel zu deutlich aus

"Ich arbeite mit den Leuten, die unter Vertrag stehen." Beiden wird trotz zwischenzeitlicher Friedensangebote ein schwieriges Verhältnis nachgesagt. Der Sieg gegen Karlsruhe bewies, dass Herthas Abhängigkeit von Pantelic vorbei ist.

Die Treffer erzielten vor 38.421 Zuschauern Maximilian Nicu (8.) sowie die eingewechselten Waleri Domowtschiski (74.), Fabian Lustenberger (86.) und Raffael (88.).

Der sechste Heimsieg in Folge fiel jedoch zu hoch aus, da die Badener zwischenzeitlich dem Ausgleich nahe waren.

Sechste Auswärtspleite en suite für die Badener

"Wir müssen in der Winterpause die Weichen für eine bessere Rückrunde stellen", sagte KSC-Coach Edmund Becker.

Sein Team überwintert mit 13 Punkten auf einem Nicht-Abstiegsplatz.

Doch die sechste Auswärtsniederlage in Serie hat die Schwächen der Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison gnadenlos aufgedeckt.

"Wir waren spielerisch gleichwertig, aber es war die alte Krankheit. Wir machen aus unseren Chancen zu wenig Tore", klagte Stürmer Sebastian Freis.