BVB entzaubert schwachen VfB

Von dpa / Henning Maid
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Noch vor einer Woche gab es beißende Kritik, diesmal überschwängliches Lob. Das souveräne 3:0 (2:0) von Borussia Dortmund über den VfB Stuttgart verblüffte selbst Trainer Jürgen Klopp.

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Seine nach zwei peinlichen Schlappen gegen Udine und Hoffenheim völlig verunsicherten Profis präsentierten erstmals den "Vollgas-Fußball", den der Trainer bei seinem Amtsantritt zu Saisonbeginn versprochen hatte.

Die wundersame Wandlung seiner psychisch angeschlagenen und durch Verletzungen gebeutelten Mannschaft erfüllte ihn mit Stolz: "Man muss bedenken, woher wir kommen. Es ist noch nicht lange her, da wurden uns Selbstvertrauen und Sicherheit genommen."

Drei Tage nach dem 2:1 im DFB-Pokal über Hertha BSC fand die Borussia auch in der Bundesliga zurück in die Erfolgsspur. Doch anders als beim glücklichen und glanzlosen Arbeitssieg über die Berliner überzeugte sie gegen Stuttgart mit hoher Laufbereitschaft und schnellem Kombinationsspiel.

Enttäuschung bei Veh

Tamas Hajnal (11.), Felipe Santana (20.) und Alexander Frei (73.) besiegelten die verdiente Schlappe des zuvor in sechs Spielen unbesiegten Gastes, der ausgerechnet beim möglichen Sprung an die Tabellenspitze den Nachweis seiner Klasse schuldig blieb.

Aus seiner Enttäuschung machte Trainer Armin Veh keinen Hehl: "Wir haben viel vermissen lassen, was ein Spiel in der Bundesliga ausmacht - Laufbereitschaft, Zweikampfverhalten, Ballsicherheit. Und unser Passspiel war eine Katastrophe."

Der BVB hatte deshalb überraschend leichtes Spiel, um den ersten Bundesliga-Heimsieg unter Klopp einzufahren. Stellvertretend für die Trendwende stand Mittelfeldspieler Hajnal: Der zuletzt gescholtene Neuzugang lief zu großer Form auf und trat nicht nur als Vollstrecker, sondern auch als Vorbereiter in Erscheinung.

Der Ungar sah "eine gute Leistung" seines Teams, "wir sind sehr gut in Spiel gekommen, waren aggressiv und es freut mich, dass wir in dieser Höhe gewonnen haben. Ich wurde beim Tor nicht angegriffen, da dachte ich haue mal drauf. Er ist mir ein bisschen über den Spann gerutscht, aber dann schön eingeschlagen", so der Neuzugang vom Karlsruher SC.

Hoffnung für Udine

"Es ist nach den beiden Spielen gegen Udine und Hoffenheim alles schlecht geredet worden. Deshalb wollte die Mannschaft Charakter zeigen", sagte Hajnal.

Urplötzlich erscheint selbst die eigentlich unlösbare Aufgabe bei Udinese Calcio wieder lösbar. Nach der deutlichen Leistungssteigerung seines Teams in den vergangenen Tagen schöpfte Klopp für das UEFA-Cup-Rückspiel neuen Mut: "Ich denke, dass da was geht. Wenn wir ein Tor machen, bevor es die Italiener tun, wird es noch einmal richtig spannend."

Angesichts der deutlichen Überlegenheit des Gegners hielt sich die Kritik der Stuttgarter an der Fehlentscheidung von Felix Brych in Grenzen. Beim Treffer zum 2:0 übersah der Schiedsrichter aus München ein Foul des Torschützen Santana an Jens Lehmann.

Brych zeigte sich nach Spielende teilweise einsichtig: "Häufig monieren die Spieler, dass zu früh abgepfiffen wird. Ich bin ein Schiedsrichter, der mehr laufen lässt, um den Spielfluss nicht zu unterbrechen, mehr die englische Linie. Beim 2:0 hätte ich vielleicht abpfeifen sollen, bei grenzwertigen Entscheidungen ist das eben zum Nachteil des Betroffenen. In England würde so etwas auch nicht gepfiffen werden."

Boulahrouz verletzt

Anders als die meisten seiner Mitstreiter wertete der VfB-Torhüter diesen Lapsus des Referees als spielentscheidend. Mit deutlichen Worten machte er seinem Ärger Luft: "Ich selber habe mich dafür ausgesprochen, dass die Schiedsrichter nicht so kleinlich pfeifen sollen, aber wenn ein Spieler den Ellbogen in das Gesicht eines Anderen schlägt, dann ist es einfach ein Foul. Der Schiedsrichter ist leider sehr uneinsichtig gewesen. Es ist schade, dass man mit solchen Leuten konfrontiert wird. Der Mann gibt sein Bestes - wie ich. Wenn es bei mir nicht reicht, bin ich irgendwann weg. Das sollte auch für Schiedsrichter gelten."

Zudem muss Stuttgart muss mindestens zwei Wochen auf Abwehrspieler Khalid Boulahrouz verzichten. Der Niederländer zog sich einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zu. Boulahrouz werde daher frühestens nach der Länderspiel-Pause im Oktober wieder zur Verfügung stehen.