Angriff auf Europa

Von Florian Bogner
Wolfsburg, Team
© Getty

Wenige Tage vor dem Start der Bundesliga stellt SPOX alle 18 Klubs in der großen Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: VfL Wolfsburg.

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München/Flachau - Für das Foto der Saisonvorbereitung sorgte Felix Magath. Auf der Ostseeinsel Usedom zogen Magaths Spieler barfüßig riesige Autoreifen durch den Sand, während im Vordergrund ein paar Unerschrockene der Freikörperkultur frönten. Bizarr.

Auf den ersten Blick ist Magath immer noch der Medizinballverfechter, der harte Hund, der Disziplinfanatiker. Während in Bremen Spieler in High-Tech-Westen rumhopsen und die Bayern unter Klinsmann den Gummi-Twist tanzen, lässt Magath eben Reifen ziehen. Der Erfolg gibt ihm schließlich Recht. 

13 neue Spieler hatte er in der letzten Saison integriert und das Team auf Anhieb in den UEFA-Cup geführt. Dank der VW-Millionen durften es in diesem Sommer wieder acht Neuzugänge sein. Der VfL Magath steht. Das Hauptproblem ist nur, jetzt den Kader auszusieben und dabei keine Unzufriedenheit oder Störfeuer aufkommen zu lassen.

"Diese Saison wird für uns viel schwieriger, weil die Ausgangslage eine andere ist", gab Magath im Interview mit SPOX zu bedenken.

Wolfsburg ist keine Unbekannte mehr, zumal man mit der Verpflichtung der zwei Weltmeister Cristian Zaccardo und Andrea Barzagli international für Aufsehen sorgte. Dennoch: Hinter vorgehaltener Hand ist die Champions League das Ziel.

Das ist neu

21 Millionen Euro haben Zaccardo und Barzagli gekostet und sollen künftig die Abwehr der Wölfe stärken. Neu sind auch die gestiegenen Ansprüche: "Es ist international kein Geheimnis mehr, dass sich in Wolfsburg etwas verändert hat und dass eine Mannschaft aufgebaut wird, die auch europäischen Ansprüchen genügen soll", meint Magath.

Sein Faustpfand: Bis auf Andre Lenz, Alexander Madlung, Jacek Krzynowek und Jonathan Santana sind alle Spieler im Kader von ihm verpflichtet worden, Magath blieb kaum ein Wunsch unerfüllt.

Und: Sein Kader hat Perspektive. Nicht mal eine Handvoll Spieler hat die 30 überschritten, Magaths Wunschelf kommt auf ein Durchschnittsalter von gerade mal 25,5 Jahren.

Die Taktik

Magaths System ist das 4-4-2. Das bleibt auch nach wie vor so. Vor dem aufstrebenden Schweizer Nationalkeeper Keeper Diego Benaglio ist Barzagli neben Ricardo Costa der neue Abwehrchef.

Rechts ist Zaccardo gesetzt, links streiten sich Neuzugang Rodrigo Alvim und Marcel Schäfer um den Platz in der Viererkette. Sollte Alvim verteidigen, würde Schäfer ins Mittelfeld rücken.

Gentner kann sowohl links, rechts als auch in der Mitte spielen. Den Abräumer gibt der brasilianische Nationalspieler Josue, rechts macht sich Nippon-Import Makoto Hasebe Hoffnungen. Auch Ashkan Dejagah ist eine Alternative für rechts.

Hinter den Spitzen dirigiert Zvjezdan Misimovic, den man vom Absteiger 1. FC Nürnberg holte, und der ein perfekter Ersatz für den abgewanderten Kapitän Marcelinho ist.

Der Spieler im Fokus

Andrea Barzagli. Zugegeben, die EM lief nicht nach dem Geschmack des Italieners. Auch deswegen ist der 27-Jährige in Wolfsburg voller Tatendrang.

Das interessante Projekt mit jungen Spielern und die Perspektiven, die ihm Magath eröffnete, gaben den Ausschlag für den VfL. Magath ist bereits voll des Lobes: "Andrea ist ein Top-Profi und eine Persönlichkeit. Er bewegt sich auf dem Platz, als wäre er schon immer da gewesen."

Barzagli soll den Abwehrchef mimen. Für ihn kein Problem: "Ich bin es gewohnt unter Druck zu stehen, das war in Palermo auch schon so", sagte er gegenüber SPOX.

Die Sprachbarriere soll bald kein Problem mehr sein. Barzagli: "Die ersten Wochen werden sicherlich schwierig werden, deswegen will ich so schnell wie möglich Deutsch lernen."

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Das Interview

SPOX: Sie sind einige Tage vor Andrea Barzagli zur Mannschaft gestoßen. Wer hat Ihnen am meisten geholfen, sich ans neue Umfeld zu gewöhnen?

Cristian Zaccardo: Jonathan Santana und Ricardo Costa waren meine ersten Bezugspersonen. Mit Santana war ich im Trainingslager auf dem Zimmer und als Argentinier versteht er ein bisschen Italienisch. Und natürlich Guido (lacht). (Guido Vicinotti ist der italienische Busfahrer des VfL Wolfsburg, Anm. d. Red.)

Hier das ganze Interview mit dem Neuzugang nachlesen!

Die Prognose

Magaths Ziel ist klar: "Wir wollen unter den ersten Sechs landen und auch im UEFA-Cup den ein oder anderen Großen schlagen." Heimlich schielt man auf die Champions-League-Qualifikation, mehr ist erst später geplant. Magath: "Die Meisterschaft wird wohl erst in zwei oder drei Jahren ein Ziel sein."

Werder, Schalke aufgepasst! Wolfsburg wird im Kampf um die internationalen Plätze ein gehöriges Wörtchen mitreden. Klappt die Integration der Italiener und gibt Magath trotz großem Kader keinen Raum für Animositäten, ist Platz vier für die Wölfe allemal drin.