Interessant wie beim FC Bayern

Von Jochen Tittmar
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© Getty

Wenige Tage vor dem Start der Bundesliga stellt SPOX alle 18 Klubs in der großen Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Arminia Bielefeld.

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München - Irgendwie schon komisch. Vor jeder Saison zählt die Arminia aus Bielefeld wie automatisch zu den heißesten Abstiegskandidaten. Natürlich spielen die Ostwestfalen auch jedes Jahr konsequent um den Klassenerhalt. Allerdings mit Erfolg - der DSC geht in seine fünfte Bundesligaspielzeit in Folge.

Größter Trumpf im alljährlichen Abstiegssumpf war dabei meist eine Mischung aus Erfahrung, defensiver Kompaktheit und mannschaftlicher Geschlossenheit, dank der die Arminia immer mindestens drei Vereine hinter sich ließ.

Das ist neu

Nun erfolgte jedoch ein Schnitt. Gestandene Spieler wie Mathias Hain, Petr Gabriel oder Jörg Böhme verließen den Klub. Nun muss eine neue Hackordnung her, wie Arminias Sportdirektor Detlev Dammeier im Gespräch mit SPOX bestätigt.

"Natürlich fehlen uns einerseits gestandene Leute, andererseits haben wir mit Kauf, Kucera, Schuler oder Wichniarek erfahrene Leute auf dem Platz. Das sind alles keine 20-Jährigen mehr. Es gibt nun natürlich eine neue Hierarchie, die sich allerdings in den nächsten Wochen herauskristallisieren muss", so Dammeier (Hier geht's zum Kader!).

Das Geld, das man für Christian Eigler (zum 1. FC Nürnberg) einnahm, wurde direkt in Christopher Katongo reinvestiert. Der beidfüßige Kapitän der sambischen Nationalelf kann sowohl im Zentrum als zweite Spitze neben Wichniarek im 4-4-2, als auch auf links- oder rechtsaußen im 4-3-3- auflaufen.

Trainer Michael Frontzeck geht in seine erste "echte" Saison mit der Arminia. Der Klassenerhalt hat Frontzeck, der in seiner von Misserfolg geprägten Anfangszeit unter enormem Druck stand, große Sympathien eingebracht.

Dammeier charakterisiert den 44-Jährigen als "besonnenen Vertreter seiner Zunft." Er sei keiner, "der am Rande herumhüpft. Er plant alles sehr detailliert. Er sagt klar, was er möchte. Wenn er sieht, dass alle mitziehen, gibt es überhaupt kein Problem. Er kann aber auch laut werden, wenn ihm etwas nicht gefällt."

Die Taktik

Das 4-2-3-1 mit Doppelsechs, das Frontzeck zu Beginn seiner Amtszeit spielen ließ, ist "momentan nicht das favorisierte System, weil wir einfach nicht genügend Punkte gemacht haben", nennt Dammeier einen einleuchtenden Grund.

Es werden nun gleich "mehrere Systeme einstudiert, die im Laufe der Saison zum Tragen kommen könnten", freut sich Dammeier über die neue taktische Flexibilität.

Laut Frontzeck bildet die Basis jedoch ein 4-3-3 mit zwei hängenden und einer zentralen Spitze. Dammeier: "Damit kommt die Mannschaft am besten zurecht, auch was die Kompaktheit in der Defensive betrifft."

Als "eine Möglichkeit, die ich nicht so weit wegschieben will" bezeichnet Frontzeck ein 4-4-2 mit Raute, das die Mannschaft vor allem in den Testspielen eingeübt hat. Gegen ernstzunehmende Gegner wie Gladbach, AEK Athen, Hansa Rostock oder RW Ahlen.

Der Spieler im Fokus

Neuzugang Berat Sadik, 21-jähriger finnischer Nationalspieler, machte mit fünf Treffern in den Vorbereitungsspielen auf sich aufmerksam und scheint gut mit dem gesetzten Wichniarek zu harmonieren.

Schon als "kleiner Ibrahimovic" betitelt, ist der 1,92 Meter große Stürmer der "groß gewachsene Spieler, den wir haben wollten, der aber nicht nur ein reiner Kopfballspieler ist. Er hat auch eine gewisse Schnelligkeit und bringt eine gute Ballsicherheit mit. Der Vergleich mit Ibrahimovic wird ihm natürlich nicht gerecht, da ist für ihn noch viel Platz nach oben", urteilt Dammeier.

Nach dem Transfer von Katongo wird für Sadik die Luft aber erstmal dünner.

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Die Prognose

Das Unternehmen Vereinsrekord, sprich die sechste Saison im Oberhaus in Serie, wird - wie jedes Jahr - schwer. "Die vergangene Saison war schwierig für uns. Und dieses Jahr wird es vielleicht noch schwieriger", ahnt Abwehrspieler Andre Mijatovic.

Die Mission Klassenerhalt sei "aufgrund unserer Möglichkeiten das Logischste. Das hat uns auch immer gut getan. Nur deswegen sind wir seit vier Jahren in dieser Liga. Das muss man auch mal sagen", so Dammeier, der seinen Ehrgeiz mit einer gewagten These untermauert: "Es ist auf jeden Fall mindestens genauso interessant, mit Bielefeld die Klasse zu halten, wie mit Bayern München deutscher Meister zu werden." Da wollen wir mal nicht widersprechen.