"Club"-Coach Von Heesen kritisiert E-Jugend-Fehler

SID

Stuttgart - Nürnbergs Trainer Thomas von Heesen schüttelte angesichts der haarsträubenden Patzer bei der 0:3 (0:3)-Schlappe beim VfB Stuttgart fassungslos den Kopf.

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"Solche Fehler macht man nicht 'mal in der E-Jugend", attestierte der völlig enttäuschte Coach seinen Schützlingen schülerhaftes Verhalten. "Warum Javier Pinola den Ball zurückgeköpft hat, kann ich mir nicht erklären", meinte der als "Retter" verpflichtete, aber glücklose Nachfolger von Kult-Coach Hans Meyer und führte den zum frühen Rückstand führenden Blackout des argentinischen Verteidigers als ein Beispiel für dilettantisches Abwehrverhalten an.

Man kann verlieren, aber nicht so

Von Heesen hätte aber auch Jan Kristiansen, Torhüter Jaromir Blazek, der sich bei einem slapstick-reifen Querschläger zu allem Übel noch verletzte, oder einen x-beliebigen anderen an den Pranger stellen können.

"Verlieren kann man in Stuttgart, aber nicht so", konstatierte Innenverteidiger Andreas Wolf nach der abstiegsreifen Vorstellung. "Wir müssen sogar froh sein, dass es nur 0:3 ausging."

Von Heesen fordert Aussprache

Nach dem herben Rückschlag beim Noch-Meister droht dem Noch- Pokalsieger ein trauriger Rekord: Nur durch ein kleines Fußball-Wunder kann der Tabellenletzte den siebten Abstieg aus der Bundesliga noch vermeiden. Manager Martin Bader griff angesichts der prekären Lage zu Durchhalteparolen: "Wir werden versuchen, uns so lange wie möglich am Leben zu halten, das ist doch klar."

Für Angelos Charisteas steht fest: "Wenn wir die nächsten zwei Spiele zu Hause nicht gewinnen, haben wir keine Chance." Von Heesen kündigte eine glasklare Aussprache an und forderte für das richtungweisende Nachholspiel gegen den VfL Wolfsburg eine Trotzreaktion: "Am Sonntag muss jeder Spieler Farbe bekennen. Da können sie beweisen, dass sie einen Hintern in der Hose haben."

Mitleid habe ich nicht

Selbst zwei Stuttgarter zeigten Mitgefühl mit ihren am Boden liegenden Ex-Kollegen. "Ich hoffe, dass sie noch die Kurve kriegen, damit sie in der ersten Liga bleiben. Mitleid habe ich nicht, das ist ein schlechtes Wort dafür", sagte Cacau, der beim 1:0 (4. Minute) den ersten Schnitzer nutzte.

Vor seinem Wechsel zum VfB 2003 stürmte der Brasilianer für den "Club". Antonio da Silva (13.) und Fernando Meira (31.), der wenig später wegen einer Schultereckgelenkssprengung ausgewechselt werden musste, profitierten von weiteren haarsträubenden Fehlern der verunsicherten Franken.

Schäfer hat souverän gehalten

Für Schlussmann Raphael Schäfer war das Spiel sogar in doppeltem Sinn hochemotional. "Ich habe da sechs Jahre gespielt. Es macht mich traurig. Aber ich sehe noch nicht ganz schwarz für Nürnberg", versuchte er, seinen alten Kameraden Mut zu machen.

Ausgerechnet gegen Nürnberg hatte VfB-Trainer Armin Veh Schäfer nach 73 Tagen Verbannung auf die Bank begnadigt. "Von der nervlichen Belastung her war es sehr anstrengend", räumte der 29-Jährige ein, auch wenn er sportlich nicht ernsthaft gefordert war.

"Ich habe das Spiel genossen. Es sah ja nicht so aus, als ob ich diese Saison noch eine Chance bekomme." Ludovic Magnin forderte nun eine Job-Garantie für seinen Kumpel: "Raffa hat super gehalten. Wenn er nicht drinbleibt, dann verstehe ich Fußball nicht mehr."

Auch für Veh dürfte die leidige Torwart-Debatte nun überstanden sein. "Schäfer hat souverän gehalten", bescheinigte er der neuen alten Nummer 1 eine tadellose Leistung. Sportdirektor Horst Heldt pflichtete bei: "Er ließ nichts anbrennen." Noch mehr freuten die Verantwortlichen aber "die sehr gute Leistung und mannschaftliche Geschlossenheit" sowie die gewahrte Chance auf die Champions League.