"Hamburg reizt mich"

Von Interview: Haruka Gruber
Slomka, Mirko, Schalke
© Imago

München - Eineinhalb Wochen ist es her, dass Mirko Slomka vom FC Schalke 04 entlassen wurde.

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Im Interview mit SPOX.com spricht der 40-Jährige über seinen Nachfolger, Scherereien mit Schalke-Präsident Josef Schnusenberg und sein Interesse am Trainer-Job beim HSV.

SPOX: Fred Rutten wurde als Schalkes neuer Trainer vorgestellt. Ihre Meinung?

Mirko Slomka: Rutten hat in Enschede sehr viel geleistet und Twente, das sicher nicht zu den besten Mannschaften in den Niederlanden gehört, in die Spitze geführt. Das zeigt, über welch hohe Qualität Rutten verfügt. Ich hoffe, dass er sie auch auf Schalke einbringen kann.

SPOX: Aber ist Rutten der Coach mit "internationalem Standing", wie es sich S04-Präsident Josef Schnusenberg gewünscht hatte, als Sie noch Trainer auf Schalke waren?

Slomka: Im Nachhinein muss man die Aussagen von Herrn Schnusenberg sicherlich hinterfragen. Hatte er es wirklich ernst gemeint? Oder war es einfach nur ein Spruch, den er da rausgelassen hat? Vielleicht hat er die ganze Thematik nicht richtig reflektiert.

SPOX: Die Scherereien mit Herrn Schnusenberg sind nun Geschichte. Wie sehr hängt die Entlassung trotzdem noch nach?

Slomka: Nach dreieinhalb Jahren auf Schalke, davon über zwei Jahre als Cheftrainer, kehrt nicht nach ein, zwei Wochen die Normalität ein. Ich bin natürlich nach wie vor enttäuscht. Ich frage mich natürlich immer wieder, was man hätte anders machen können. Andererseits: Je mehr Zeit ins Land zieht, desto häufiger erinnert man sich an die schönen Momente.

SPOX: Momente auch mit Manager Andreas Müller, mit dem Sie gut befreundet sind. In wiefern hat die Beziehung gelitten?

Slomka: Wenn man sich im Fußballgeschäft bewegt, muss man das Private vom Dienstlichen trennen. Wir sind sehr gut ausgekommen, und das wird auch so bleiben. Es gibt weiterhin guten Kontakt, wir haben zum Beispiel am Dienstag lange miteinander telefoniert und uns ausgetauscht. Wie es ihm geht, ob bei der Mannschaft alles okay ist, Plauderei eben.

SPOX: Nach Ihrer Entlassung wird Müller kritischer beäugt werden. Wie geschwächt ist seine Position?

Slomka: Grundsätzlich hoffe ich für Andreas Müller und für den Verein, dass es bis Saisonende zu keinen Problemen kommt und Schalke in die Champions League einzieht. Allerdings weiß er auch, dass er sich mit der Entscheidung, mich zu entlassen, unter Druck gesetzt hat. Wenn es mit dem neuen Trainer nicht funktioniert, wird es sicherlich an Andreas Müller festgemacht werden.

SPOX: Sie selbst suchen nach einer neuen Herausforderung, wie Sie sagen bei einem Verein mit Champions-League-Ambitionen. Wie wär's mit dem HSV?

Slomka: Natürlich, selbstverständlich, Hamburg ist ganz sicher eine reizvolle Aufgabe. Es ist doch so: Wenn man als Trainer schon einmal an der Champions-League-Luft geschnuppert hat, lernt man die Atmosphäre richtig schätzen. Die guten Spiele, die man sieht, die tollen Stadien, die ganze Organisation, das ganze drum herum. Man steht einfach im Fokus, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Es ist etwas Besonderes - und das möchte ich wieder erleben.

SPOX: Was sollte dann gegen den HSV sprechen?

Slomka: Ich gehe davon aus, dass die Verantwortlichen in Hamburg zeitnah einen geeigneten Trainer präsentieren werden, und da bislang keiner mit mir gesprochen hat, denke ich nicht, dass ich in Frage komme.

SPOX: Womöglich gibt es aber auch die Option Dortmund...

Slomka: Im Fußball darf man nichts ausschließen - vor allem nicht als Trainer. Gleichzeitig will ich aber auch glaubwürdig bleiben.

SPOX: Das heißt?

Slomka: Die Rivalität zwischen Dortmund und Schalke ist etwas Besonderes, das kann man nicht ignorieren und einfach direkt zum Rivalen rüberwandern. Daher wäre Dortmund im Moment nicht denkbar.

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