DFL startet Lizenzierungsverfahren

SID
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© DPA

Frankfurt/Main - Auf den letzten Drücker kam diesmal niemand, und auch "Schwarze Schafe" sind derzeit nicht in Sicht: Mit der pünktlichen Abgabe aller Unterlagen hat am 17. März um 15.30 Uhr das Lizenzierungsverfahren der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die Saison 2008/09 begonnen.

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Die 36 Vereine aus den beiden Bundesligen stehen in den kommenden Wochen auf dem wirtschaftlichen Prüfstand und hoffen auf positive Bescheide, wenn die DFL am 21. April die ersten Entscheidungen verschickt.

Nach einer sich anschließenden mehrwöchigen Phase, in der die Klubs erteilte Bedingungen und Auflagen erfüllen können, werden die letzten Lizenzen endgültig am 4. Juni vergeben.

"Positive Lage"

Anders als in den vergangenen Jahren muss momentan kaum ein Verein um die Spielberechtigung bangen. Immerhin schrieben in der Saison 2006/07 alle 18 Bundesligisten und zwölf Vereine aus der 2. Bundesliga schwarze Zahlen.

"Ich schätze die Lage als positiv ein. Die meisten Klubs befinden sich in einem sehr ausgewogenen Investitionsmodus. Aber wie die Vereine für die nächste Saison konkret planen, können wir natürlich erst einschätzen, wenn wir die Unterlagen studiert haben", sagte Christian Müller, DFL-Geschäftsführer Finanzen und Lizenzierung.

Trotz der erst vor wenigen Tagen vorgestellten rosigen Bilanz wird die DFL bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Profivereine keine Zugeständnisse machen.

Knallharte Überprüfungen 

"Wir müssen das Lizenzierungsverfahren restriktiv anwenden, denn wir haben für die Einhaltung der Regeln zu sorgen. Nur wenn die Liquidität nachgewiesen ist, gibt es die Spielberechtigung. Und wir müssen dafür sorgen, dass angesichts des sportlichen Wettbewerbs keine Eskalation der Transferausgaben und Spielergehälter in Gang gesetzt wird", kündigte Müller eine knallharte Überprüfung an.

Mit der in dieser Saison erstmals durchgeführten Nachlizenzierung, die sich von Oktober bis Januar erstreckte, hat die DFL vor allem die wirtschaftlich nicht auf Rosen gebetteten Vereine noch besser unter Kontrolle gebracht.

Durch die Neuerung soll unter anderem verhindert werden, dass ein Klub in der Winterpause Transfers tätigt, die er sich eigentlich nicht leisten kann. "Die Sichtweise der Klubs war es, sich dadurch selbst zu schützen. Das ist ein zusätzliches Sicherheitsnetz", sagte Müller.

Mäzen (noch) undenkbar 

Das deutsche Verfahren sieht er daher als beispielhaft an. "Noch nie musste ein Bundesligaverein Insolvenz anmelden. Und einige unserer Regeln sind schon in Europa eingeführt worden", vermeldete Müller.

So werde in den anderen Ligen die Wirtschaftlichkeit der Vereine von dieser Saison an nicht mehr nur rückwirkend, sondern auch vorausschauend bewertet. Dennoch weiß Müller: "Unser System wird nicht von allen als gut angesehen."

Vor allem die Top-Ligen in England und Spanien beschreiten andere Wege. Dort bestimmen oft potente Geldgeber a la Roman Abramowitsch über Wohl und Wehe eines Klubs.

In Deutschland ist dies (noch) undenkbar. "Ein Mäzen könnte einem Verein nicht einfach fünf Millionen Euro zahlen, wenn dieser einen Verlust eingeplant hat. Wir akzeptieren nur Finanzierungszusagen von Banken", erklärte Müller.

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