"Ich weiß, auf was ich mich einlasse"

Von Thomas Gaber
Klinsmann, Pressekonferenz, Hoeneß, Bayern, München
© Getty

München - Jürgen Klinsmann wird neuer Trainer des FC Bayern München. Der ehemalige Bundestrainer löst am 1. Juli 2008 Ottmar Hitzfeld ab und erhält beim deutschen Rekordmeister einen Zweijahresvertrag.

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"Ich fühle mich geehrt, Trainer des FC Bayern zu werden. Es ist eine besondere Konstellation. Der FC Bayern gehört zur Creme de la Creme im Weltfußball. Emotional war die Entscheidung recht schnell gefallen. Nach Absprache mit meiner Frau war dann alles klar", sagte Klinsmann bei seiner offiziellen Vorstellung (Klinsis O-Töne bei SPOX TV).

"Wir wollten vor dem Trainingslager in Marbella Ruhe haben", begründete Manager Uli Hoeneß die überraschende Entscheidung und bestätigte, dass Klinsmann der Wunschtrainer gewesen sei. "Wir haben immer gesagt, den, den wir haben wollen, kriegen wir auch."

Die Entscheidung pro Klinsmann ist aber nicht ad hoc gefallen. Bereits am 17. Dezember 2007 hatte Ottmar Hitzfeld den Bayern-Vorstand informiert, dass er den am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern möchte (SPOX.com berichtete).

 

Kontakt bestand seit geraumer Zeit 

"Wir standen mit Jürgen seit geraumer Zeit in ständigem Kontakt. Wir konnten uns in aller Ruhe zusammensetzen. Wir haben ein Anspruchsprofil entwickelt und uns einstimmig für Jürgen Klinsmann entschieden. Der Aufsichtsrat mit Franz Beckenbauer als Vorsitzender trägt die Entscheidung voll und ganz mit", erklärte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Klinsmann wird mit seiner Familie nach München umziehen.

"Meinungsverschiedenheiten gehören dazu"

"Ich weiß wohl, worauf ich mich einlasse. In der Vergangenheit gab ein paar Meinungsverschiedenheiten mit den Bayern-Verantwortlichen, aber das gehört dazu. Wenn man im Leben weiterkommen möchte, braucht man Reibung, um positive Energie freizusetzen", so Klinsmann.

Bis zu seinem Amtsantritt am 1. Juli will sich Klinsmann zurückhalten. "Ich wünsche Ottmar Hitzfeld viel Glück. Vielleicht bleibe ich bis Samstag zum Testspiel gegen die chinesische Olympiaauswahl, dann fliege ich zurück." 

In den nächsten Monaten will Klinsmann wie bei der Nationalmannschaft ein Trainer-Team aufbauen. "Es wird besetzt sein mit internationalen Leuten, teilweise aus den USA, teilweise aus anderen Ländern. Die Spieler werden fühlen, dass alles auf sie ausgerichtet sein wird."

Kein Konfliktpotential 

Hoeneß erklärte, dass der FC Bayern nach einem "Querdenker" gesucht habe. "Wir wollten jemanden, der eigene Wege geht, mit jungen Leuten umgeht, der progressiv ist - und auch so Fußball spielen lässt. Jürgen verkörpert all diese Eigenschaften. Wir sind stolz, dass wir ihn bekommen haben. Ihn wollten ja auch andere Vereine."

Konfliktpotential sieht Hoeneß nicht: "Ich glaube nicht, dass es fürchterlich krachen wird."

Klinsmann kehrt damit eineinhalb Jahre nach seinem letzten Spiel als Coach, dem Spiel um Platz drei bei der WM im Juli 2006 gegen Portugal (3:1), nach Deutschland zurück.

"Nonplusultra"

Mit Klinsmanns Verpflichtung ist den Bayern-Bossen ein schneller, kaum zu erwartender Coup gelungen. Anfang der Woche hatte Hoeneß bei der Bekanntgabe von Hitzfelds Rückzug zum Saisonende noch erklärt, dass der FC Bayern "keinerlei Zeitdruck" habe bei der Trainersuche und man im Vorstand "kreuz und quer diskutieren" werde.

Klinsmann war zuletzt bei mehreren Vereinen im Gespräch. Unter anderem galt er als Favorit auf den Trainer-Posten beim FC Liverpool. Der deutsche Rekordmeister habe jedoch den Zuschlag bekommen, weil "die Bindung nach Deutschland noch groß ist und der FC Bayern nach wie vor das Nonplusultra auf der ganzen Welt ist".

Traum verwirklicht 

Klinsmann scheint sich mit dem Bayern-Deal soagr einen Traum verwirklicht zu haben. Im Dezember 2006 hatte Klinsmann in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" mit dem Job als Bayern-Trainer geliebäugelt.

"Es gibt durchaus eine gemeinsame Basis mit Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß, vielleicht kann es sogar eine gemeinsame Zukunft geben, irgendwo, irgendwann", so Klinsmann damals. 

Auch seinen frühen Abschied als Spieler beim Rekordmeister bedauerte er: "Wäre ich geblieben, hätte das zu einer richtig festen Verbindung führen können." 

Als Spieler des FC Bayern gewann Klinsmann zwischen 1995 und 1997 den UEFA-Cup (1996) und die deutsche Meisterschaft (1997).

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