"Auf Deutsch gesagt scheiße!"

Von Florian Bogner/Stefan Moser
toni, luca, bayern, münchen
© Getty

München - Was wurde an diesem Spieltag auf Deutschlands Fußballplätzen nicht alles geschimpft, geflucht und persönlich beleidigt! Es gab aber auch wirklich jede Menge Patzer und Pannen zu bestaunen.

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Trotzdem vergriff sich der eine oder andere doch deutlich im Ton. Einer sagte sogar "Mixer". Er und die anderen Droschkenkutscher sind allesamt identifiziert, überführt und dokumentiert in der Alternativen Liste des 15. Spieltags.

1. Torhüter-Roulette: Was ist los mit der Torwartnation Deutschland? Wächter patscht Hanke den Ball vor die Füße, Schäfer stümpert sich den Ball selbst ins Tor, Jentzsch wird von Magath zur Pause wegen chronischer Linien-Lethargie rausgenommen und Vander lädt van der Vaart zum Zaubern ein. Vanders Kommentar, stellvertretend für alle: "Da braucht man nicht diskutieren, ne?"

2. Der dreifache Rangmelow: Bulgarische Nacht in Cottbus, semmelblonde Urgewalt in Berlin. Am Samstag fielen drei Tore von nahezu gleichnamigen Spielern - die Statistikabteilung sagt Danke. In Cottbus trafen Rangelow und Angelow auf Vorarbeit von Angelow und Rangelow, in Berlin jagte Ex-Piefke Ramelow den Ball akkurat in den Giebel. Gibt es nicht alle Tage!

3. Fehleinschätzung, Teil I: Was Arne Friedrich dazu bewog, sich plötzlich wie Ronaldo, Raul oder Kaka zu fühlen, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls hätte er frei vor Leverkusens Tor wohl besser nicht den Außenrist zu Hilfe genommen und seine erbärmliche Interpretation eines Schlenzers direkt in Adlers Arme platziert. Blanker Hohn, dass Sergej Barbarez ihm mit seinem Volleytor kurz vor Schluss auch noch zeigte, wie es richtig geht.

4. Tatort Schalke: Zweikampf Pfertzel gegen Asamoah. Pfertzel stochert, Asamoah fällt, Pfertzel stochert, Asamoah blockt, Pfertzel stochert. Irgendwann wurde beiden das Gestochere und Geblocke zu viel und so artete es schließlich verbal aus. Als Maltritz auch noch Pfertzel zu Hilfe eilte, wurde Asamoah aufbrausend.  Auf den TV-Bildern konnte man klar das Wort "Mixer" oder so ähnlich von seinen Lippen ablesen.

Maltritz dagegen ganz unschuldig: "Dabei bin ich doch nicht mal ausfallend geworden."

5. Schmitz Katz: Boubacar Sanogo ist es hoch anzurechnen, dass er im "Aktuellen Sportstudio" die Fragen von Katrin Müller-Hohenstein auf Deutsch beantworten wollte. Dass er allerdings dazu genötigt wurde, "ich geh' ab wie Schmitz Katz" zu radebrechen, finden wir nicht gut!

6. Hampelmann Toni: Der Luca, der Toni, der kann einem schon leidtun. Was, wenn der Schiedsrichter nicht so pfeift, wie man das will, und man kann sich nicht richtig verständigen? Die Reaktion des Italieners in Bielefeld: Mehrmals hektisch mit ausgestreckten Armen auf und ab schlagen und dabei ganz ungläubig mit großen Augen unschuldig gucken. Hilft nur meistens auch nicht.

7. Fehleinschätzung, Teil II: Nochmal Berlin. In der zweiten Hälfte stürmt Marko Pantelic allein aufs Bayer-Tor zu, nur um sich von Schiri Thorsten Kinhöfer fies den Vorteil wegpfeifen zu lassen. Kinhöfer hinterher selbstkritisch: "Wenn ich gewartet hätte, wäre es für alle besser gewesen. So war es auf Deutsch gesagt scheiße." Dem ist nichts hinzuzufügen.

8. Hellseherische Fähigkeiten: Frage an den Cottbuser Trainer, nachdem er am Samstag dank dreier Punkte gegen den KSC vorübergehend auf Tabellenplatz 17 geklettert war: "Herr Prasnikar, wie fühlt sich es an, nicht mehr Letzter zu sein?" Merkwürdige, vollkommene Leere im Blick des Herrn Prasnikar - bis ihm endlich eine helfende Hand den Ausdruck der Tabelle vor die Nase hält. Er studiert kurz die nackten Zahlen, reißt die Augen weit auf, schaut wieder nach vorne und brummelt: "Ach, ja. Bis morgen." Gelächter allenthalben. Aber woher wusste Herr Prasnikar eigentlich, dass Duisburg am Sonntag gegen Nürnberg gewinnen und wieder an Cottbus vorbeiziehen würde?

9. Industriespionage: Was Fußballprofis so alles in ihrer Freizeit machen. Der Bochumer Danny Fuchs zum Beispiel buchte kürzlich eine private Stadionführung durch die Arena des Ruhrpott-Rivalen aus Gelsenkirchen. Am Samstag schließlich machten sich seine Ortskenntnisse dann beinah bezahlt: Fuchs war auf Schalke der beste Bochumer - die 0:1-Niederlage freilich konnte auch er nicht verhindern. Und warum nicht? Weil er sich schlampig vorbereitet hatte! Hätte er bei seiner Stadiontour nämlich die Torpfosten auf Schalke genauer unter die Lupe genommen, hätte er wissen müssen, dass der Ball, den er in der 59. Minute gegen den Innenpfosten hämmerte, aus diesem Winkel eben nicht hinter der Linie landen würde. Aber genau auf solche Kleinigkeiten kommt es nun mal an!

10. Solidarität unter Profis: Im Dortmunder Trikot hat Nelson Valdez noch nie getroffen, wenn er von Beginn an spielte. Der 24-Jährige leidet ganz erheblich unter seinem Image als Joker.In Stuttgart stand er mal wieder in der Start-Elf, und die VfB-Kollegen Raphael Schäfer und Matthieu Delpierre erkannten sein Problem. Schon nach zehn Minuten erzeugten sie im eigenen Fünfmeter-Raum ein hübsches Durcheinander, legten dabei Valdez den Ball vor die Füße und sagten: "Da, bitte! Hau das Ding rein!" Und Valdez wollte ja auch, er bemühte sich redlich. Trotzdem stocherte und stolperte er so konsequent am Ball vorbei, dass der ohne sein Zutun schließlich von selbst über die Linie trudelte. Klarer Fall: Eigentor Delpierre!

11. Harte Bandagen: Dem MSV Duisburg ist im Abstiegskampf wohl jedes Mittel recht. Den Nürnberger Coach Hans Meyer setzten die Meidericher in eine tiefer gelegte Trainerbank mit extra flacher Abdeckung oben drüber. Der perfide Plan glückte, Meyer sprang tatsächlich kurz vor der Halbzeit von seinem Platz hoch und knallte mit dem Schädel voll gegen das Dach. Völlig benommen musste der arme Mann nun also in der Pause seine Mannschaft neu einstellen, was natürlich gründlich schief ging: Nürnberg verlor die wichtige Partie noch mit 0:1. Gehen sie ruhig mal davon aus, dass das auch richtig fies weh getan hat.

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