"Kein Kommentar!"

Von Haruka Gruber
bielefeld, stadion, arminia
© Imago

München - Als ob die arbeitslose Trainergilde einen Pakt geschlossen hätte.

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Volker Finke: "Kein Kommentar." Wolfgang Wolf: "Kein Kommentar." Jürgen Röber: "Kein Kommentar." Michael Frontzeck: "Kein Kommentar." Thomas von Heesen, Jürgen Kohler, Petrik Sander, Falko Götz: nicht erreichbar.

Offenbar hat Arminia Bielfelds Geschäftsführer-Sport Reinhard Saftig ganze Arbeit geleistet und jeden Kandidaten auf seiner "Wer könnte Ernst Middendorp folgen und verlangt nicht zu viel Geld"-Liste eingebläut, ja nichts durchsickern zu lassen.

Saftig selbst hält ebenfalls still, ein "ich habe einen Kandidaten kontaktiert. Wir müssen jetzt abwarten, ob er Ja sagt" ließ er sich dann vor dem Hinrunden-Finale gegen Stuttgart und der darauffolgenden China-Reise des Vereins doch entlocken.

Acht Namen, acht Argumente

Aber wer ist der ominöse Kandidat? Zehn Namen sind im Gespräch, jeder mit Vorzügen - aber auch mit Argumenten, die gegen eine Verpflichtung sprechen könnten.

Volker Finke: Die "Neue Westfälische Zeitung" glaubt in dem früheren Freiburger Trainer den Favoriten ausgemacht zu haben. Nach 16 Jahren in Freiburg gilt er als absoluter Fachmann, der zudem die Infrastruktur  beim SC mit aufgebaut hat - unter anderem das hoch gelobte Jugendinternat als Beleg seines Schaffens. 

Der 59-Jährige profitierte davon, dass er sich in Freiburg frei entfalten konnte, ohne dass der Vorstand Einfluss auf Transfers oder ähnliches ausübte. Ein derartiges Szenario ist in Bielefeld jedoch undenkbar.

Der Freigeist müsste sich in der Machthierarchie hinter Präsident Hans-Hermann Schwick und den beiden Geschäftsführern Saftig und Roland Kentsch einordnen - und gleichzeitig hinnehmen, dass sich der für Finanzen zuständige Kentsch immer mal wieder in sportliche Belange einmischt.

Wolfgang Wolf: Zusammen mit Finke der größte Favorit. Wollte schon nach Offenbach, bekam jedoch eine Absage, weil er seinen Trainerstab nicht mitbringen durfte. Aber es zeigt: Wenn für ihn auch ein Zweitliga-Abstiegskandidat in Frage kommt, sollte Arminia keine Probleme haben, ihn zu überzeugen. In Bielefeld könnte er mit Ex-Wolfsburg-Schützling Detlev Dammeier das neue Trainerduo bilden.

Der 50-Jährige genießt seit seiner Zeit in Nürnberg einen guten Ruf, die Engagements in Kaiserslautern und Wolfsburg verliefen hingegen unglücklich. Scheiterte auch daran, dass er sich der Öffentlichkeit gegenüber zu dünnhäutig zeigte. Ein Minus im nervösen Bielefelder Umfeld.

Thomas von Heesen: Als Fachmann top, erarbeitete sich als Arminia-Trainer eine exzellente Reputation. Hinterließ jedoch auch verbrannte Erde, legte sich mit dem Präsidenten an und warf dem Verein vor, nicht ambitioniert genug zu agieren ("konzeptlos"). Ein Wechsel nach Bielefeld macht daher keinen Sinn, denn an der Situation hat sich auf der Alm nicht viel geändert - finanziell wie auch in der Führungsspitze.

Michael Frontzeck: Saftig machte ihn früh als seinen Wunschkandidaten aus - nur um gleich wieder zurückzurudern. Profilierte sich in Aachen als integeres und smartes Trainertalent, scheiterte jedoch an Erfolglosigkeit und am Machtkampf mit Manager Jörg Schmadtke. Ähnliches könnte ihm in Bielefeld blühen.

Jürgen Kohler: Wird ins Gespräch gebracht, wo immer ein Trainer gefeuert wird. Hat noch nicht bewiesen, dass er das Zeug für die Bundesliga hat. Bislang gab es nach eigenen Angaben keine Kontaktaufnahme. Dabei wird es auch bleiben.

Falko Götz: Gilt als mögliche Überraschung. Kann gut mit jungen Talenten, bei 1860 München und in Berlin blieb ihm der Durchbruch als Top-Trainer jedoch verwehrt. Im nervösen Umfeld der Arminia müsste er sich als neuer Coach mehr öffnen, um eine Lobby zu schaffen.

Petrik Sander: Nach der Middendorp-Entlassung war er der Frontrunner. Spielt mittlerweile keine Rolle mehr.

Detlev Dammeier: Der Interimscoach wird zunehmend in die sportliche Belange einbezogen, ist offenbar in der Trainersuche involviert. Schließt sich selber als Middendorp-Nachfolger aus: "Es ist ja nicht so, dass ich nicht irgendwann mal in der Bundesliga sein möchte. Aber jetzt muss es jemand machen, der unbelastet und frisch ans Werk geht. Und vor allem jemand, der über Erfahrung verfügt."

Frank Geideck: Als loyaler Helfer im Hintergrund wertvoll, aber kein Mann für die erste Reihe.

Reinhard Saftig: Ja, richtig gelesen. Reinhard Saftig war ebenfalls auf der Liste. Ein Aufsichtsrat soll laut der "Bild"-Zeitung zu ihm gesagt haben: "Sie haben die Trainerlizenz. Machen Sie den Job."

Der jedoch will sich die Doppelbelastung Manager/Trainer nicht antun. Der Geschäftsführer-Posten ist immerhin sehr gut dotiert - und definitiv sicherer als das Traineramt.

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