Krabbeln bis Weihnachten

Von Thomas Gaber
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© Getty

München - Franck Ribery ist ein Genussfußballer. Einer, der den Ball liebt und weiß, wie mit ihm umzugehen ist. Eine Streicheleinheit hier, eine liebevolle Berührung dort. Der Ball gehorcht Ribery.

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So wie beim 1:0-Siegtreffer des FC Bayern in Bielefeld. Nach einem feinen Zuspiel von Luca Toni bat Ribery Mathias Hain zum Tanz, schickte den Arminia-Keeper anschließend ins Kino und schob den Ball ins Tor. So einfach wie genial.

Ribery kann aber auch anders. Er kann auf Zeit spielen, verwendet dabei aber nicht die sonst üblichen Mittel des Simulierens. Er kloppt den Ball auch nicht auf die Tribüne, sondern behandelt ihn wie immer. Charmant und zuvorkommend.

Einen Großteil der 60 sekündigen Nachspielzeit in Bielefeld verbrachte Ribery mit dem Ball an der Eckfahne. Vier Bielefelder versuchten vergeblich, das Spielgerät zu befreien. Dank Riberys erfolgreicher Verteidigung kehrte der FC Bayern zurück an die Tabellenspitze.

Körperlich ausgelaugt 

Zeitschinden ist nicht Riberys Lieblingsbeschäftigung und normalerweise auch nicht die Art des FC Bayern, Spiele zu gewinnen. Aber wie schon gegen Wolfsburg (2:1) und in Braga (1:1) sehnten die Münchner den Schlusspfiff herbei. Erneut wirkten die Bayern körperlich ausgelaugt und mental nicht voll auf der Höhe.

"Wir haben sehr schwer ins Spiel gefunden und lange Zeit gebraucht, die Zweikämpfe anzunehmen", analysierte Trainer Ottmar Hitzfeld. "Die Bielefelder wussten genau, dass mit Kampfgeist eine Sensation zu schaffen wäre. Sie waren spritziger als wir. Wir mussten erst unseren Rhythmus finden, weil wir ein bisschen müde waren."

Klose ein Schatten seiner selbst 

Bayern hechelt auf allen Vieren der Winterpause entgegen. Bis auf wenige Ausnahmen (Ribery oder Oliver Kahn, der seinen 300. Bundesligasieg feierte) gehen die Spieler auf dem Zahnfleisch. Exemplarisch ist Miroslav Klose zu nennen.

Der Nationalstürmer ist seit Wochen ein Schatten seiner selbst. Denjenigen, die sein Mitwirken in Bielefeld berechtigterweise anzweifeln, sei versichert, dass sein Name schwarz auf weiß im Spielberichtsbogen verewigt ist.

Hamit Altintop, in Bielefeld für den emsigen aber glücklosen Toni Kroos eingewechselt, pumpt schon nach zwei Sprints. Ze Roberto erobert die Bälle zwar nach wie vor so elegant wie Ole-Einer Björndalen Berge auf Langlaufskiern hinaufschwebt.

Die Verarbeitung dauert aber mittlerweile deutlich länger als zu Saisonbeginn. Und Christian Lell musste in Bielefeld immer wieder Kroos nach hinten beordern, um mit dem emsigen Jonas Kamper fertig zu werden.

270 Minuten bis Weihnachten

Die Winterpause kann für Bayern gar nicht früh genug kommen. Werder Bremen sitzt im Nacken und drückt auf der linken Spur weiter aufs Tempo. Die lästige UEFA-Cup-Gruppenphase ist an Weihnachten auch vorbei. Dem zickigen Duo Valerien Ismael und Willy Sagnol kann der Laufpass gegeben und die Zukunft von Ottmar Hitzfeld endlich geklärt werden.

Noch aber müssen 270 Minuten absolviert werden. Die drei letzten Gegner im Jahr 2007 dürften auch von angeschlagenen Bayern zu packen sein. Dem Heimspiel gegen den MSV Duisburg folgt der Bundesliga-Kehraus in Berlin. Und am 19.12. gibt Aris Saloniki seine Visitenkarte in München ab.

Ottmar Hitzfeld hat bis Heiligabend nur noch einen Wunsch. "Wir wollen die Herbstmeisterschaft, das wäre psychologisch ein großer Vorteil. Wir stehen schon 15 Runden ganz vorne, da wollen wir auch nach 17 Runden stehen." 

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