Absage an Plan B

Von Stefan Moser
benitez, mourinho, liverpool
© Getty

München - Bayerns Plan B für den Trainerposten im Jahr 2008 heißt doch nicht Rafael Benitez. FCB-Manager Uli Hoeneß dementierte das in englischen Medien kolportierte Interesse der Münchner am Trainer des FC Liverpool.

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"Da ist nichts dran, gar nichts", sagte Hoeneß der "Süddeutschen Zeitung". 

Am Samstag berichteten englische Medien übereinstimmend von ersten Kontakten der Münchner mit Liverpool-Coach Benitez, der Hitzfeld im Sommer angeblich ersetzen soll, falls dieser seinen Vertrag nicht verlängert. 

Hitzfelds Kontrakt in München läuft am Saisonende aus. Eine Fortsetzung seines Engagements schließt der 58-Jährige zwar nicht aus, er liebäugelt aber auch damit, nach der EM 2008 die Schweizer Nationalmannschaft zu übernehmen. Sein erster Ansprechpartner seien jedoch die Bayern, versicherte Hitzfeld bereits.

"Wir haben eine Vision" 

Erster Ansprechpartner für Benitez ist aber der FC Liverpool. In einem Interview mit "CNN" erörterte der Spanier am Sonntag in aller Ausführlichkeit seine Zukunftspläne - der FC Bayern spielte dabei keine Rolle.

"Wir haben eine Vision: Wir wollen erfolgreich sein, ein neues Stadion bauen, und Stück für Stück wollen wir die komplette Infrastruktur des FC Liverpool verbessern. Und wir sind auf einem guten Weg", sagte Benitez.

Eindrucksvolle Erfolgsbilanz

Mit "wir" meint der 47-Jährige sich selbst und die amerikanischen Klubbesitzer George Gillett and Tom Hicks, die erst im vergangenen Jahr seinen Vertrag bis 2010 verlängert hatten.

"Sieben Endspiele zu spielen und dabei vier Titel zu gewinnen, ist keine schlechte Bilanz in drei Jahren", verweist Benitez auf seine in der Tat eindrucksvolle Erfolgsbilanz beim englischen Rekordmeister.

Allerdings: In der englischen Meisterschaft landete der FC Liverpool in den vergangenen drei Jahren jeweils unter ferner liefen. Seine erste Saison an der Anfield Road beendete Benitez mit satten 37 Punkten Rückstand auf Meister Chelsea. In der vergangenen Saison waren es immerhin 21 Punkte auf  Manchester United.

"So gut wie weg" 

Laut England-Experte und Premiere-Kommentator Wolff Fuss genießt Benitez seit dem Champions-League-Erfolg von 2005 zwar "grenzenlosen Kredit bei den Fans", allerdings zähle in der Führungsriege des Traditionsvereins in diesem Jahr nur die englische Meisterschaft.

"Wenn Benitez diese Saison nicht die Premier League gewinnt, ist er im Sommer so gut wie weg", so Wolff Fuss gegenüber SPOX.com. Aktuell sind es allerdings bereits sechs Punkte Rückstand, die sich die Reds gegenüber Spitzenreiter Arsenal schon eingehandelt haben.

Akribischer Arbeiter und Pragmatiker 

Ins Anforderungsprofil der Bayern hätte Benitez ohnehin nur bedingt gepasst. Laut Fuss ist er zwar zweifellos "ein ausgewiesener Fachmann und akribischer Arbeiter" - allerdings auch "ein Pragmatiker, der nicht gerade für schönen oder spektakulären Fußball steht."

Zudem ist Benitez ein ausgemachter Befürworter eben jenes Rotationsprinzips, das Rummenigge nach dem 2:2 gegen Bolton im UEFA-Cup noch zur Weißglut brachte."Es ist nicht immer nachvollziehbar, wie Benitez seine Mannschaft aufstellt", sagt Fuss, "er rotiert in allen Mannschaftsteilen."

Flirt als Druckmittel

Die "Times" hält es für möglich, dass Benitez das angebliche Interesse der Bayern nutzt, um seinerseits Druck auf die Eigentümer zu machen.

Gillett und Hicks sollen nämlich möglichst im Winter noch einmal den Geldhahn aufdrehen und mindestens zwei internationale Topstars nach Liverpool holen.

Als potentiellen Kandidaten für eine Nachfolge von Ottmar Hitzfeld spekuliert die "Times" indes über einen anderen klangvollen Namen: Jose Mourinho soll angeblich ganz oben auf der bayerischen Wunschliste stehen.

Mourinho und der Plan B

Der Portugiese selbst kokettierte bereits kurz nach seiner Entlassung beim FC Chelsea mit seinem Faible für die deutsche Sprache. Zuletzt allerdings sorgte Mourinho für Unmut, als er mit einer Eigenbewerbung in Barcelona seinem Kollegen Frank Rijkaard in den Rücken fiel.

Vor allem aber ist eine Fortsetzung von Hitzfelds Engagement in München über 2008 hinaus noch völlig offen. Gut möglich, dass der Coach schon im Winter seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Bis dahin allerdings darf weiter über den Münchner Plan B spekuliert werden.

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