Warten auf den befreienden Schuss

Von Holger Brizius
diego, pardo
© Getty

München - Das Rennen um die vorderen Plätze läuft, die Gegner sind teilweise schon ordentlich enteilt, doch Werder Bremen und der VfB Stuttgart sitzen immer noch in den Startblöcken und warten auf den befreienden Schuss.

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In der Liga verharren die beiden Titelkandidaten einträchtig und mit gleich wenig Punkten gesegnet im Mittelfeld, in der Champions League verlor die Schicksalsgemeinschaft jeweils 1:2 auf fremdem Platz.

Am Samstagabend um 17.15 Uhr hat sich bei einem Remis im Weserstadion an dieser ernüchternden Situation nichts geändert, ein Sieg von Werder oder dem VfB kann dem Verlierer aber schon ordentlich die Vorrunde verhageln.

Nur Diego bei Werder in Topform 

Richtungweisendes Spiel nennt man so eine Konstellation dann wohl. Aus dem bislang relativ erfolglosen Abschneiden der ambitionierten Königsklassen-Loser eine gewisse Parallelität herzustellen, stellt bei genauerem Hinschauen allerdings einen Trugschluss dar.

Die gastgebenden Werderaner um einen Diego in absoluter Topform kassierten zwar gegen den FC Bayern (0:4) und kürzlich in Dortmund zwei herbe Klatschen, konnten sich aber jeweils dafür rehabilitieren.

Vollbesetztes Krankenzimmer in Bremen 

In der Liga mit zwei Siegen in Serie nach dem Heimdebakel gegen die "Überbayern", in der Champions League nach dem Dortmund-Fiasko mit einer absolut achtbaren Leistung bei Real Madrid, die einen Punktgewinn durchaus gerechtfertigt hätte.

Rehabilitation ist außerdem genau das passende Stichwort für das größte Problem der Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf, denn die meisten seiner Stammspieler befinden sich in derselben: Tim Borowski, Torsten Frings, Carlos Alberto, Aaron Hunt, Sebastian Boenisch (alle Knieverletzungen), Pierre Womé (Leistenverletzung), Clemens Fritz (Baumuskelzerrung), Patrick Owomoyela (Oberschenkelprobleme) und Ivan Klasnic (Aufbau nach Nierentransplantation) fallen noch immer aus.

Zudem ist Leon Andreasen gegen den Titelverteidiger wegen einer Roten Karte gesperrt.

Stuttgart fehlt der nötige Biss 

Stuttgart-Coach Armin Veh muss hingegen lediglich auf Manndecker Mathieu Delpierre (Reha nach Patellasehnenoperation) und Nationalspieler Thomas Hitzlsperger (Mittelfußverletzung) verzichten.

Dafür hat er andere Sorgen, die jedoch eher im psychologischen Bereich zu suchen sind. Ganz abgesehen von der eklatanten Auswärtsschwäche (noch kein Punkt in Bundesliga und Champions League) fehlt ganz offensichtlich der letzte aber umso nötigere Biss.

Zuletzt musste dies Veh leidvoll beim erschreckend harmlosen Auftritt in der Champions League bei den Glasgow Rangers attestieren.

Wo sind die Meisterbrustmuskeln?

Bezeichnend ist, dass die Schwaben gerade nach Siegen wie gegen Cottbus und Duisburg oder auch nach dem ansehnlichen Auftakt gegen Schalke eben nicht ihre Meisterbrustmuskeln spielen lassen, sondern wie in Glasgow oder Karlsruhe trotz spielerischer Überlegenheit viel zu zaghaft zu Werke gehen.

Dennoch sieht Veh den Patient VfB auf dem Weg der Besserung: "In Glasgow Spiel hat man sicher gesehen, dass wir im Moment noch nicht bei 100 Prozent sind, aber es geht stetig aufwärts." 

Was also tun, Herr Veh, um die letzten Prozentpunkte herauszuholen? Vielleicht hilft ja der sprichwörtliche Griff in die Psycho- und Statistikkiste therapeutisch.

Weiter Weg zurück 

Seit fünf Spielen sind die Brustringträger gegen Bremen schließlich ungeschlagen und in der vergangenen Saison fanden sie eben an der Weser am vierten Spieltag nach zuvor drei Punkten und einem frühen 0:2-Rückstand den Weg in die Erfolgsspur, die schließlich auf dem Rathaubalkon ihr Ende fand.

Der Weg zurück dorthin dürfte jedoch auch für den SV Werder ein weiter sein - der Startschuss muss am Samstag fallen.