Fußball-Kolumne - Gazprom, Schalke, Hinterzimmer: Was gegen Peter Peters als DFB-Präsident spricht

Peter Peters will DFB-Präsident werden.
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Kritik an Peters: Nachtreten statt Visionen und Konzepte

Zumal Peters letztlich in den vergangenen Wochen bei seiner Werbetour durch Landesverbände und Medien offenbar an sich selbst gescheitert ist. So soll er bei seinen Auftritten weder Visionen noch Konzepte präsentiert, sondern vor allem die aktuelle Verbandsführung schlecht gemacht haben - obwohl er dieser selbst bis zur Übergabe an seinen DFL-Nachfolger Hans-Joachim Watzke im Februar angehörte.

"Er stellt sich als Erneuerer da, dabei geht es ihm wie immer nur um Machterhalt", sagt einer, der ihn lange aus nächster Nähe erlebt hat. "Hinterzimmer kann er, aber eben nicht Vorderzimmer." Damit ist er in DFL und DFB beinahe heimlich, still und leise über die Jahre nach oben geklettert, ehe er 2019 das Amt des DFL-Aufsichtsratsvorsitzenden und 1. DFB-Vizepräsidenten von BVB-Präsident Reinhard Rauball übernommen hatte.

"Wirre und langatmige Vorträge, danach Totenstille"

Doch sein Rückzug beim Ligaverband und seine Bewerbung für die DFB-Spitze sei eher eine Flucht nach vorne gewesen, weil Peters nach seinem Aus bei Schalke im vergangenen Sommer auch sein Amt in der DFL hätte aufgeben müssen. Auch bei seiner damaligen Vorstellungsrede unter den Profiklubs habe er "wirre und langatmige Vorträge" gehalten, schrieb der Spiegel, "danach herrschte Totenstille". Als Peters daraufhin erklärte, er werte das Schweigen als Zustimmung, antwortete ein Teilnehmer demnach: "Da irrst Du Dich, Peter."

Auch sein letzter öffentlicher Auftritt im Aktuellen Sportstudio geriet wenig überzeugend. "Peter Peters wackelt", titelte die Frankfurter Rundschau danach: "Die Nervosität steckte Peter Peters bis hinunter in die Füße. Die schafften es beide nicht, stillzuhalten unter dem Barhocker im Fernsehstudio auf dem Mainzer Lerchenberg, auf den er von der ZDF-Redaktion platziert worden war."

Russlands Invasion in der Ukraine kommt für Peters zur Unzeit

Vor allem ein Thema kommt für ihn zur absoluten Unzeit: Die russische Invasion in der Ukraine. Denn seitdem wird bekanntlich jegliche Zusammenarbeit mit russischen Verbänden und Staatsunternehmen in Frage gestellt und häufig kurzfristig beendet, so geschehen sowohl bei der UEFA als auch bei Schalke 04 mit Hauptsponsor Gazprom. Schon vorher hatte Peters bei seinem TV-Auftritt eine rasche Beendigung der Zusammenarbeit dringend empfohlen. So mancher rieb sich ob der konsequenten Forderungen allerdings verwundert die Augen.

"An dieser Stelle wird das Eis jedoch dünn", schrieb etwa die Welt: "Denn Peters (...) ist mit dafür verantwortlich, dass Schalke den Werbevertrag mit dem Energieerzeuger abgeschlossen und mehrfach verlängert hatte. Das Mastermind hinter dem Deal war zwar der frühere Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, doch Peters steht mit in der Verantwortung."

Tatsächlich verteidigte der S04-Finanzchef den millionenschweren Deal mit Gazprom, auf den die hoch verschuldeten Königsblauen dringend angewiesen waren, sowohl während des russischen Einmarschs in Georgien 2008 als auch der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim 2014. Der staatlich geführte Energiekonzern sei ein "ganz normalen Hauptsponsor", sagte Peters und lobte die Russen als "guten und verlässlichen Partner". Darüber hinaus werde sich "der FC Schalke zu außenpolitischen Themen nicht äußern".

Peter Peters und Gazprom: "Zeichen der Zeit vielleicht nicht richtig erkannt"

"Natürlich fällt ihm das jetzt auf die Füße", erklärt ein Beobachter. Unwahrscheinlich, dass sein öffentlich ausgedrücktes Bedauern daran noch etwas ändern wird. "Wenn man Fehler macht, muss man die einräumen", sagte Peters im ZDF zerknirscht. "Im Nachhinein haben wir die Zeichen der Zeit vielleicht nicht richtig erkannt."

Möglicherweise aber gibt es trotzdem einen Weg für Peters, auch als Verlierer gewinnbringend aus der Präsidentenwahl herauszukommen. Denn Neuendorf hat angekündigt, dass er im Fall seiner Kür die beiden Posten des DFB in den Führungsgremien von UEFA (Koch, bis 2025 gewählt) und FIFA (Peters, bis 2024) unangetastet lassen will: "Bei einer Abberufung würden diese Plätze auch nicht automatisch wieder an Deutschland gehen. Es würde die Gefahr drohen, ausgerechnet vor der EM im eigenen Land international an Einfluss zu verlieren."

Peter Peters: 250.000 US-Dollar Nettogehalt bei der FIFA

Gute Aussichten für Peters: Sowohl was sein jährliches FIFA-Gehalt von 250.000 US-Dollar netto (!) betrifft, als auch seine Anwesenheit auf den Ehrentribünen bei den bevorstehenden Großereignissen, etwa der WM in Katar und der Heim-EM in zwei Jahren.

Vielleicht kommt es sogar noch besser: Da Vertreter in UEFA und FIFA eigentlich auch ein Amt im nationalen Verband innehaben müssen, könnte der DFB Peters als Präsidiumsmitglied kooptieren. Vorbild dafür wäre Franz Beckenbauer, der wegen seinen Posten in beiden Dachorganisationen von 2007 bis 2010 als Vizepräsident für internationale Angelegenheiten firmierte. Zusammen mit ihm im DFB-Präsidium saß seinerzeit übrigens der frisch als DFL-Vertreter berufene Peters.

Mit dem "Kaiser" auf einer Stufe, das würde dem ausgebildeten Journalisten vermutlich gefallen. Wobei so mancher Kritiker die Parallelen wohl ganz woanders suchen und finden würde: Nach seinem Ausscheiden bei DFB, UEFA und FIFA wurde Beckenbauer 2012 "Global Ambassador" des Verbandes russischer Gasproduzenten. "Gazprom kauft Beckenbauer ein", titelte der Focus damals.

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