Woran lag das?
Ferber: Die VfB-Fans gingen auf die Barrikaden. Der Verein durfte nach ihrer Meinung nicht einmal ein Freundschaftsspiel gegen RB absolvieren. Das war sehr harte Arbeit, da sich der VfB nicht gegen seine Fans stellen wollte. Es hieß, er könne überall hin wechseln, aber Hauptsache nicht nach Leipzig.
Gab es auch einen Transfer, von dem Sie enttäuscht waren?
Ferber: Ja, Hlebs Leihe von Barca zurück nach Stuttgart. Alle Beteiligten waren sportlich gesehen enttäuscht. Es wurden aufgrund seiner Stuttgarter Vergangenheit sehr hohe Erwartungen in ihn gesteckt. Der VfB spielte damals in der Champions League, aber die Mannschaft harmonierte nicht wie in einstigen Zeiten. Hleb wurde teilweise wie eine Diva behandelt, manchmal hat sich Aleks in dieser Zeit auch selbst so verhalten. Das Verhältnis zu Trainer Christian Gross war dazu nicht das beste.
Wie sehr hat sich das Beratergeschäft abgesehen von den Ablösesummen verändert?
Ferber: Es wurde schnelllebiger und die Verlässlichkeit ging verloren. Wenn man früher zum Beispiel mit Uli Hoeneß beim FC Bayern sprach, konnte man sicher sein, dass alles Besprochene und Vereinbarte auch hundertprozentig umgesetzt wurde. Heutzutage haben sehr viele Leute Einfluss auf Entscheidungen und die handelnden Personen werden häufiger ausgetauscht. Sieht man sich ein Jugendspiel an, sind unter 100 Zuschauern vielleicht 70 Berater. Das ist ein Hauen und Stechen. Die Basis für eine richtige Partnerschaft ist nicht mehr wie früher gegeben. Da kommt der Spaß abhanden und der stand für mich immer im Vordergrund.
Haben Sie sich deshalb vor knapp einem Jahr als Berater zurückgezogen?
Ferber: Das war einer der Gründe. Ich habe immer gesagt, dass ich aus dem Tagesgeschäft aussteige, sobald Hleb und Gomez ihre Karrieren beenden. Ich hatte Spieler bei Barcelona, bei Arsenal, deutsche Meister, den teuersten Transfer der Bundesliga - mehr geht fast nicht. Ich begleite heute noch einige Trainer wie zum Beispiel Thomas Letsch, der bei Vitesse Arnheim eine tolle Arbeit leistet, sowie Markus Gisdol oder seit über zehn Jahren auch Rüdiger Rehm. Dazu fungiere ich weiterhin vereinzelt als Netzwerker und besuche gerne Fußballspiele, sofern es meine Zeit zulässt.
Ein kontroverser Aspekt ist heutzutage der Umgang mit und Transfers von minderjährigen Spielern. Wie bewerten Sie das?
Ferber: Ich hatte weder mit Hleb noch mit Gomez einen Vertrag. Mit Minderjährigen schon gar nicht. Mir war wichtig, dass es beidseitig das Recht gibt, sich freiwillig für eine Zusammenarbeit zu entscheiden und ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Das mag ungewöhnlich erscheinen, aber ich denke, dass die bestmögliche Zusammenarbeit und Förderung nicht in einem Vertrag festgehalten werden kann. Für einen jungen Spieler ist es wichtiger, einen Berater zu haben, der als sportlicher Ziehvater fungiert und alle Stärken und Schwächen kennt, als einen, der ihm einen Ausrüstervertrag besorgt und vorschwärmt, bei welchen Top-Klubs er einmal spielen könnte. Von den 16 bis 19-Jährigen fallen den Statistiken zufolge rund 92 Prozent der Spieler durch.
Kam für Sie eigentlich auch einmal eine andere Tätigkeit im Fußball in Frage?
Ferber: Ich hätte bei einigen Bundesligisten als Sportdirektor einsteigen können. Das wollte ich aber nicht, da mein Herz für die SG Sonnenhof Großaspach schlägt und ich mir nie vorstellen könnte, für einen anderen Verein zu arbeiten.
Sie gründeten die SG Sonnenhof Großaspach 1986 mit Freunden und starteten in der Freizeitliga. Zuletzt spielte der Klub sechs Jahre lang in der 3. Liga und kämpft aktuell um den Klassenerhalt in der Regionalliga. Wie sehr war es einst Ihr Ziel, den Verein in den Profifußball zu führen?
Ferber: Das war nie ein Ziel, sondern vielmehr Teil der Entwicklung. Wir können und wollen uns nie mit Vereinen wie dem VfB oder den Stuttgarter Kickers vergleichen. Das wäre vermessen. Wir sind nach wie vor ein Dorfklub, zu dem ich sehr gerne gehe, weil es bei uns noch nach roter Wurst und Bier riecht. Das ist der Fußball, den ich liebe. Bei uns packen die Menschen noch selbst mit viel Herzblut und Leidenschaft an. Das geht der Gesellschaft heutzutage verloren.
Wie genau sah Ihr finanzielles Engagement für den Verein aus?
Ferber: Ich war stets Sponsor, aber immer im vertretbaren Rahmen. Es kam nie in Frage, Geld nur für Aufstiege oder bestimmte Spielerkäufe zur Verfügung zu stellen. Es herrscht hier beim Dorfklub eine gute Vereinsarbeit. Da gehört neben der guten Arbeit und Struktur eben auch Glück oder Pech dazu.
Neben dem Fußball sind Sie auch in der Schlagermusik tätig und kümmern sich um die Belange Ihrer Ehefrau Andrea Berg. Lassen sich beide Geschäfte miteinander vergleichen?
Ferber: Es ist ähnlich, weil viel Geld im Spiel ist und durchaus Dinge geschehen, die nicht gern gesehen werden. Es gibt jeweils absolute Profis, die es nach ganz oben schaffen, aber auch viele, die womöglich nicht gut beraten sind und auf der Strecke bleiben. Neben der musikalischen Qualität muss man auch mentale Stärke an den Tag legen und auf den Punkt da sein. Der Vorteil eines Künstlers ist, dass es für die weitere Karriere unerheblich ist, ob man an einem nicht ganz so guten Tag vielleicht mal nur 95 Prozent der bestmöglichen Leistung liefert. Die zeitliche Begrenzung ist nicht gegeben. Im Fußball muss man dagegen genau in den 90 Minuten eines Spiels alles abrufen, kleine Fehler werden sofort viel mehr bestraft.
Und welches Geschäft macht mehr Spaß?
Ferber: Die Frage erübrigt sich. (lacht) Ich habe ja bereits erwähnt, dass mir der Spaß am Fußball aufgrund seiner Entwicklung außerhalb des Platzes in den letzten Jahren etwas verloren gegangen ist.