"Kompletter Irrsinn": Wie Jürgen Klopp als BVB-Coach mit einer Rocky-Ansprache kläglich scheiterte

Von SPOX
Jürgen Klopp hat im Anschluss an seine Wahl zum FIFA-Welttrainer eine Anekdote aus seiner Zeit als BVB-Trainer preisgegeben.
© getty

Jürgen Klopp hat im Anschluss an seine Wahl zum FIFA-Welttrainer eine Anekdote aus seiner Zeit als BVB-Trainer preisgegeben, in der er einst mit einer Teamansprache scheiterte und sich vor gesammelter Mannschaft blamierte.

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"Wir müssen ins Jahr 2011 zurückgehen. Mein Team spielte gegen Bayern München - es war eine entscheidende Bundesliga-Partie. Wir hatten gefühlt seit 20 Jahren nicht mehr in München gewonnen", beginnt Klopp seinen eigens verfassten Artikel in der US-amerikanischen Internet-Plattform The Players' Tribune.

Jürgen Klopp großer Fan von Rocky Balboa

"Ich lasse mich gerne von Filmen inspirieren. Wann immer ich die Jungs motivieren musste, dachte ich an Rocky Balboa. Meiner Meinung nach sollten alle vier Teile der Rocky-Serie in sämtlichen Schulen dieser Welt gezeigt werden. Wenn man diese Filme anschaut und anschließend nicht selbst bis zum Gipfel klettern will, dann muss etwas falsch gelaufen sein", so Klopp über die Bedeutung der Filmreihe, deren erster Teil 1976 veröffentlicht wurde.

In der Folge beschreibt Klopp die Szenerie vor dem Duell mit dem deutschen Rekordmeister: "Am Abend vor dem Bayern-Spiel beorderte ich all meine Spieler zur Teambesprechung ins Hotel. Die Jungs saßen vor mir, die Lichter waren aus. Ich erklärte ihnen die Situation: 'Als Dortmund das letzte Mal in München gewann, hatten die meisten von euch noch Windeln an.'"

Um die BVB-Spieler zu motivieren, zeigte der Trainer "die Szene mit Ivan Drago aus dem vierten Rocky-Film. Aus meiner Sicht ein absoluter Klassiker: Drago befindet sich auf dem Laufband, wird von großen Computern analysiert und von Wissenschaftlern untersucht. Ich sagte den Jungs: 'Seht ihr? Bayern München ist wie Ivan Drago - der Beste in allem! Die beste Technologie, die besten Maschinen! Er ist unbezwingbar!"

BVB: Nur zwei Spieler kannten Rocky

"Dann sieht man Rocky, wie er in seinem kleinen Blockhaus in Sibirien trainiert. Er fällt Kiefern, trägt Baumstämme durch den Schnee und rennt auf den Gipfel des Berges. Ich sagte: 'Seht ihr? Das sind wir. Wir sind Rocky. Ja, wir sind kleiner, aber wir haben die Leidenschaft und das Herz eines Champions! Wir können das Unmögliche schaffen!'", so Klopp weiter.

Voller Erwartung richtete Klopp den Blick auf seine Spieler - in der Hoffnung, dass diese Ansprache etwas bewirkt hätte. Vergeblich: "Jeder saß nur da, vollkommen ausdruckslos. Sie schauten mich mit großen Augen an, nach dem Motto: 'Was will dieser verrückte Mann uns vermitteln?'"

Was der damalige BVB-Coach völlig außer Acht gelassen hatte, war die Tatsache, dass kaum einer seiner jungen Spieler den Film aus den 1980ern kannte. Klopp fragte schließlich in die Runde, wer überhaupt schonmal von Rocky Balboa gehört hätte und stellte fest: "Lediglich zwei Hände gingen nach oben: die von Sebastian Kehl und Patrick Owomoyela. Meine ganze Rede war kompletter Irrsinn! Es handelte sich um das wichtigste Spiel der Saison und der Trainer verzapft den Spielern zehn Minuten lang irgendwas von sowjetischer Technology und Sibirien! Unglaublich, oder?"

"Wir sind nur Menschen. Manchmal blamieren wir uns - so ist es nunmal. Wir denken, dass wir die größte Rede der Fußballgeschichte schwingen, dabei ist es kompletter Blödsinn. Trotzdem stehen wir am nächsten Morgen wieder auf und versuchen es erneut", resümierte der Coach letztlich über die Moral der Geschichte und seine persönliche Lehre aus der Situation.