EU-Richtlinie bedroht Kunstrasenplätze - Seehofer fordert Übergangsfrist

SID
Die EU will das auf vielen Kunstrasenplätzen verwendete Gummi-Granulat verbieten.
© getty

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich für die Verschiebung einer Richtlinie der Europäischen Union (EU) ausgesprochen, nach der ab 2022 die Verwendung von Gummi-Granulat nicht mehr erlaubt sein soll. Dieses wird unter anderem bei Kunstrasenplätzen im Fußball verwendet.

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"Als Sportminister werbe ich für einen vernünftigen Ausgleich zwischen Umweltschutz und den berechtigten Interessen des Sports. Viele Tausend Sportanlagen in deutschen Kommunen wären sonst von der Schließung bedroht", sagte Seehofer der Welt am Sonntag.

Laut Deutschem Fußball-Bund (DFB) bedroht die Richtlinie rund 5000 Fußballplätze in ganz Deutschland. Da das Granulat einer der größten Verursacher für Umweltbelastungen durch Mikroplastik ist, würden die Mitgliedstaaten verpflichtet, entsprechende Gesetze zu erlassen.

In einem Brief an Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hatte Seehofer für eine Übergangsfrist von sechs Jahren für bestehende Kunstrasenplätze geworben.

Ex-Profi Rietpietsch: "Für viele Vereine wäre das der Genickbruch"

Die Übergangsfrist fordert auch der DFB. Amateurvereine bundesweit befürchten, durch das drohende Verbot ihren Spielbetrieb nicht mehr aufrecht erhalten zu können. Denn die so notwendig werdenden Sanierungskosten für die Plätze, die je nach Umrüstmethode bis zu einer halben Million Euro betragen können, könnten sie sich nicht leisten.

Der ehemalige Fußballprofi Mike Rietpietsch (45), Miteigentümer einer Fußballschule, schlägt ebenfalls Alarm. "Wenn es wirklich darauf hinauslaufen sollte, dass es bald keine Kunstrasenplätze mehr gibt, wäre das für viele Vereine sicher der Genickbruch", sagte er.

Einsatz alternativer Füllmaterialien

Reagiert haben unterdessen bereits mehrere Bundesländer. Sowohl in Baden-Württemberg als auch in Rheinland-Pfalz werden Kunstrasenplätze mit Granulat bereits nicht mehr gefördert. Das Sportministerium in Mainz regt laut SWR dazu an, statt auf Kunststoffgranulat, das immer wieder aufgefüllt werden muss, auf alternative Lösungen wie Sand, Kork, Hybridrasen oder Kunstrasen ohne Verfüllung zu setzen.

Die Stadt Stuttgart hat für die Sanierung von älteren Kunstrasenplätzen laut Stuttgarter Nachrichten bereits Mittel im Haushalt eingeplant. Bei der Interessensvertretung der Stuttgarter Sportvereine hofft man darauf, dass die Hersteller eine Alternative zu Granulat entwickeln. Sobald ein Platz saniert werde, könne das Granulat durch ein anderes Füllmaterial ersetzt werden.