Fußball in seiner einfachen Komplexität

Die Spieler des FC Bayern kennen und spielen das Rondo bestens
© getty
Cookie-Einstellungen

Irgendwann verfehlt die Bezeichnung Rondo allerdings ihre Berechtigung. Positionsspiele sind es dann, die allerdings stets auf dem altbekannten Rondo aufbauen. Dazu zählen Spielformen mit Feldwechseln oder einfache Überzahlspiele wie das 6-gegen-4. Ein Rechteck, indem neutrale Spieler an den kurzen Seiten stehen ist beispielsweise ein gern eingesetztes Mittel von Andre-Villas Boas, um die schnelle Verlagerung aus kurzen Kombinationen heraus zu suchen.

"So gibt es immer das Rondo, diese Übung gibt es jeden Tag, in allen unterschiedlichen Varianten. [...] Er hat immer bei diesen Rondos bestimmte taktische und technische Ziele, die er umgesetzt haben möchte", berichtete Marti Perarnau bei spielverlagerung.de über die Trainingsgestaltung von Pep Guardiola beim FC Bayern.

Die Auffassungen können hier durchaus auseinander gehen. Thomas Tuchel lässt beim BVB gerne auf engstem Raum agieren, lange Passstafetten erzielt seine Mannschaft dabei selten. Für ihn geht es hier um die "Überforderung" der Spieler und der damit einhergehenden leichteren Übertragung auf den Spielbetrieb. Viele Reize, schnelles, ständig neues Denken - das kann in Übungsformen mit festgelegten Abläufen nur schwer umgesetzt werden.

"Dann kriegst du auf die Socken"

Peter Hyballa, Trainer der U19 in Leverkusen, definierte gegenüber dem Rund-Magazin: "Letztendlich ist entscheidend, wie du als Spieler Spielsituationen löst. Es ist schön, wenn du im Training ein Männchen aufstellst, das sich nicht bewegen kann. Aber im Spiel hast du einen Gegenspieler." Das Rondo setzt genau hier an.

"Wenn du keine Lösungen hast, keinen guten Pass spielst, kein gutes Dribbling hast, dann kriegst du auf die Socken und hast einen Ballverlust", so der Jugendtrainer, der wie viele Kollegen von einer Kommunikation durch Pässe spricht: "Warum spielen alle Fußballer auf der Welt gerne fünf gegen zwei? Weil es ein verbindendes Element ist, die Bedeutung ist ja auch in dem Wort 'Pass' schon enthalten."

Das Rondo kann also die Grundbausteine einer jeden Mannschaft schulen. Durch bestimmte Vorgaben nimmt der Trainer gezielt Einfluss auf die Ausführung und kann dabei technisch-taktisch schnelle und vor allem gute Fortschritte erzielen. Die Übertragung in das Spiel fällt umso leichter, denn es wird bereits spielnah trainiert.

Übertragung in eine Grundordnung

Für mobile Nutzer: Die Möglichkeiten einer 4-3-3-Grundordnung

Ein Beispiel mit Passlinien macht schnell klar, worauf die Rondos abzielen. Im Spiel kann stets ein 3-gegen-1 (schwarze Linien) oder ein 4-gegen-2 (ohne leicht transparente Linien) aufgezogen werden. Das beginnt im Spielaufbau über das Einbeziehen des Torwarts oder einen kurz kommenden Mittelfeldspieler, das passiert auch mit einer falschen Neun, die ins Mittelfeld zurückfällt.

Überzahl herstellen ist das große Ziel des gezielten Ballbesitzspiels und das kann jederzeit und überall auf dem Platz geschehen. Im folgenden Beispiel (Barcelona - Valencia) eroberte der defensive Mittelfeldspieler den Ball, die nächsten Möglichkeiten in der Spielfortsetzung über ständige Überzahlsituationen im 3-gegen-1 oder 4-gegen-2 sind sofort zu erkennen.

Für mobile Nutzer: Das Rondo in einer Spielsituation

Extrarunde!

Die Schule des Rondo setzt bei der Individualtaktik an, spinnt sich dann aber weiter bis zum Spiel elf gegen elf. In den ballfernen Fuß anspielen, sich aus dem Deckungsschatten lösen oder direkt über den dritten Mann weiterspielen - die Elemente des Rondo sind stetig wiederzuerkennen. Das ständige Dreiecksspiel wird in der einfachsten Form aufgebaut, muss aber früher oder später in größeren Spielformen als dem Kreisspiel weitergeführt werden.

Aber selbst eine Mannschaft, die ihren Fokus nicht auf eigenen Ballbesitz legt, kann seine Schlüsse aus den kleinen Spielformen ziehen. Schnelle Felderwechsel, kurz/lang-Kombinationen, die Gestaltungsmöglichkeiten gehen ebenso ins Unendliche wie die Themenschwerpunkte. Ob Rondo oder Positionsspiel, am Ende kann jedes Team die Ballsicherheit, Individualtaktik und die Gedankenschnelligkeit gebrauchen, die vermittelt werden.

Kein Wunder also, dass inzwischen auf jedem Trainingsplatz der ganz eigene Thomas durch den Kreis gejagt wird. Ob es nun die Bundesliga ist oder die Kreisklasse, kaum jemand wird eine Saison überstehen, ohne mindestens einmal eine Extrarunde einlegen zu müssen, weil der Ball 15 Mal um ihn kreiselte.

Seite 1: Das Kreisspiel und seine Variationen

Seite 2: Die Entwicklung bis ins Elf gegen Elf