Münchens heimliche Liebe

Von Jonas Schützeneder
Wacker München war ein Topverein. Heute ist der Klub Vorbild für Integrationsarbeit
© Wacker München
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Die Tendenz blieb auch in der Neuzeit: Der Verein pendelte durch Bayerns Amateurligen, konnte sich aber trotzdem über große Namen freuen. Mit Adolf Kunstwadl lief der ehemalige FC-Bayern-Kapitän in den 1960er Jahren für Wacker auf. Später spielten Nationalspieler Dietmar Hamann und St-Pauli-Kultfigur Thomas Meggle auf der Anlage in der Demleitnerstraße.

Kurz danach stand Wacker vor dem Aus. Die Vorstandschaft hatte den Klub 1994 in die Zahlungsunfähigkeit getrieben. Wacker war pleite und musste den Spielbetrieb einstellen. Dramatische Szenen spielten sich ab, die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen Teile der Vorstandschaft wegen unterschlagener Vereinsgelder.

Fußball und Sprachunterricht

Heute ist der Klub finanziell stabil. Das jährliche Budget liegt bei etwa 65.000 Euro. Die Spieler erhalten kein Gehalt, der Großteil geht in die Infrastruktur und die vielen Projekte. Und da lässt sich Wacker einiges einfallen.

Bestes Beispiel: Unter dem Motto "Lernen kickt" kommen Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund zum Verein und absolvieren während der Ferien kostenlos ein ganz besonderes Trainingscamp. Neben Fußball bekommen sie Sprachunterricht und Alltagshilfe.

Die Unterstützung bindet die Wacker-Spieler automatisch eng an den Verein. Viele Jugendspieler sind nebenbei als Schiedsrichter aktiv oder trainieren jüngere Teams. Schulen und Ministerium fragen regelmäßig an und wollen weitere Kooperationen mit Wacker. Als "Münchens heimliche Liebe" bezeichnet sich der Klub auf der Homepage angesichts des großen Zuspruchs aus Bevölkerung und Medien. Soviel Engagement muss belohnt werden.

Platini kommt mit Geschenk

Im April 2012 leuchteten die Kinder-Augen der Wacker-Junioren. Niemand Geringeres als UEFA-Boss Michel Platini kam nach Sendling und übergab zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge einen von der UEFA gesponsterten Miniplatz.

Und es kam noch besser: Als Präsi Marcus Steer vor einem Jahr beim heutigen FCB-Präsident Karl Hopfner anfragte, ob er mit einem kleinen Sponsoring für ein weiteres Projekt rechnen dürfe, hatte der damalige Finanzvorstand der großen Bayern eine Überraschung parat.

Hopfner mit Zugabe

"Nein, kein Sponsoring. Viel besser: Wir kommen für ein Spiel zu Euch", versprach Hopfner dem völlig verdutzten Wacker-Vorstand. Seitdem laufen die Planungen. Für das Wochenende um den 12. Juli bekommt der Amateurverein auch Besuch vom Nachbarklub aus Unterhaching, mit dem TSV 1860 laufen ebenfalls Gespräche über ein Spiel.

Bei aller Vorfreude: Ein Problem bleibt. Beim vielleicht ersten Auftritt von Robert Lewandowski im FCB-Trikot werden 1600 Tickets natürlich viel zu wenig sein. "Wir werden zuerst unseren 400 Vereinsmitgliedern die Chance auf Karten geben. Der Rest im freien Verkauf wird wohl sofort weg sein", sagt Steer und bleibt sich seiner Linie treu: Statt groß abzukassieren gibt es die Tickets (Erwachsene) für zehn Euro, Kinder unter sechs Jahren dürfen gratis zum Spiel.

"Das Leben ist ein Freundschaftsspiel", zitiert der Präsi eines der Integrations-Mottos des Vereins. Angesichts des größten Tags der jüngeren Vereinsgeschichte bleibt außer Fußball und dem FC Wacker derzeit nicht viel Freizeit für die Vorstandschaft. Macht nichts, findet der Präsi.

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