Der Kürbis, die Torschlange und eine Prostituierte

Von David Kreisl
Die Torschlange schlängelt leider nicht in der Bundesliga
© Getty

Fredi Bobic jagt die Torschlange, nicht einmal Didi Hamann lässt Peter "Pumpkin" Odemwingie rein und auch im Jahr 2013 scheitern Transfers noch wegen defekter Fax-Geräte. Im Gerüchte- und Wechsel-Wirrwarr gingen die eigentlich schönsten Geschichten der abgelaufenen Transferperiode unter. SPOX blickt auf die außergewöhnlichsten Transferpannen zurück.

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Lost an der Loftus Road: Peter Odemwingie hat in den letzten Stunden des Wintertransferfensters viel geschafft: Er hat sich zum Gespött des englischen Fußballs gemacht, wurde vom "Guardian" zum Kürbis degradiert und bekam Hausverbot bei Didi Hamann. Nur eines blieb dem 31-Jährigen verwehrt: Der ersehnte Wechsel zu den Queens Park Rangers. Aber der Reihe nach.

Dass Odemwingies Klub West Bromwich Albion mit den Queens Park Rangers über einen Transfer des Stürmers verhandelte, war kein Geheimnis. Dass der Nigerianer trotz einer Erklärung seines Vereins, den Spieler nicht abzugeben, an der Loftus Road gesichtet wurde, war dann schon eher eine Überraschung. Entweder wollte Odemwingie den Wechsel selbst mit aller Macht realisieren oder er war sich sicher, dass der Deal sowieso klappen würde. Auf jeden Fall stieg der 31-Jährige am Deadline-Day in sein Auto, fuhr zu seinem vermeintlich neuen Arbeitgeber und gab sogar ein Fernsehinterview, in dem er sich über die Herausforderung im Abstiegskampf freute.

West Brom veröffentlichte daraufhin ein weiteres Statement. Die Verhandlungen der Klubs seien gescheitert und Odemwingie habe keine Erlaubnis erhalten, mit den Londonern über einen Wechsel zu sprechen. Bei QPR nahm man das Verhandlungsverbot des Ligarivalen auch ernst - und verwehrte dem Flügelspieler den Zutritt zum Vereinsgelände.

So blieb Odemwingie nichts anderes übrig, als reumütig den Weg zurück zu WBA anzutreten. Und als ob das Wechselfiasko an sich noch nicht schlimm genug gewesen wäre, hatte Fußballengland ein neues Lieblingsthema. So twitterte Didi Hamann zum Beispiel: "Odemwingie ist gerade bei mir aufgekreuzt... ich habe ihn auch nicht rein gelassen." Der "Guardian" schrieb in seinem Fazit des letzten Transfertags: "The transfer window has closed. David Beckham is a PSG player. Nacho Monreal has just become an Arsenal player. Chris Samba, Jermaine Jenas and Andros Towsend are QPR players. Jack Butland is a Stoke goalkeeper. Peter Odemwingie has turned into a pumpkin."

Über den Wolken (muss die Depression grenzenlos sein): Sauber verarscht vorgekommen sein dürfte sich auch Maarten Stekelenburg. Der beim AS Rom unzufriedene Ersatzkeeper dürfte wohl ziemlich begeistert gewesen sein, als ein Angebot aus der Premier League vom FC Fulham ins Haus flatterte. Die Klubs waren sich auch schon fast einig, und so saß der 30-Jährige laut italienischer Medienberichte am letzten Tag der Transferperiode schon im Flieger Richtung London, um den Deal fix zu machen.

Mit an Bord wahrscheinlich eine Bombenstimmung: Der Wechsel in eine sportlich bessere Liga, ein neuer Vertrag und die Aussicht auf einen Stammplatz - viel besser hätte die Situation von Stekelenburg nicht sein können.

Die ganze Sache hatte jedoch einen kleinen Haken. Den Verantwortlichen der Roma wurde bewusst, dass sie auf die Schnelle keinen Ersatzmann bekommen würden und ließen den Transfer -während der Holländer noch im Anflug auf London war - in letzter Sekunde platzen.

Technische Probleme, Teil I: Unglaublich aber wahr: Auch im Jahr 2013 scheitern Spielertransfers noch an defekten Fax-Geräten. Lazio Rom wäre bereit gewesen, 7,5 Millionen Euro an den FC Santos zu überweisen, um den brasilianischen U-20-Nationalspieler Felipe Anderson in die Ewige Stadt zu lotsen. Doch ein Fax aus Brasilien kam nicht rechtzeitig vor Transferschluss in Italien an und Anderson muss in Brasilien bleiben.

Bayerisch-Schwäbischer Stürmerklau: Was kommt dabei heraus, wenn ein Spieler zwei Berater hat, einer davon mit einem Klub, der zweite mit einem anderen Klub verhandelt, aber Spieler und Berater nicht miteinander reden? Der Wechsel von Somen Tchoyi! Der bei West Bromwich Albion aussortierte Kameruner bekam zu seiner großen Freude kurz vor Ende der Transferperiode noch ein Angebot vom FC Augsburg und wechselte zu den Fuggerstädtern.

Das Problem: Sein zweiter Berater verhandelte zeitgleich mit Jahn Regensburg. Die Gespräche, von denen Tchoyi selbst bis nach der Unterschrift beim FCA nichts gewusst hatte, waren sogar so weit fortgeschritten, dass eine Abordnung des Jahn am Flughafen auf das Eintreffen des vermeintlichen Neuzugangs wartete. "Mit seinem Berater war alles geregelt. Wir haben ihm ein Flugticket bezahlt und ein Visum organisiert. Gestern wollten wir Tchoyi vom Flughafen abholen, aber wir warteten vergebens", äußerte sich der ungläubige SSV-Sportdirektor Franz Gerber.

Tchoyi kam nicht, weil er zu der Zeit bereits bei den Augsburgern mittrainierte. Pikant: FCA-Trainer Markus Weinzierl hatte die Regensburger zu Beginn der Saison in Richtung Augsburg verlassen. Dort zeigte man sich geschockt vom Mitinteresse des Jahn. "Ich habe Franz Gerber bei meinen beiden Kindern versprochen, dass wir davon nichts wussten. Wären wir informiert gewesen, hätten wir Tchoyi niemals verpflichtet. Allein schon aus Verbundenheit gegenüber meines Ex-Vereins", sagte Weinzierl.

In Regensburg nahm man es mit Galgenhumor. Präsident Gerner scherzte: "Wir werden versuchen, das Geld für die Flugtickets zurückzubekommen."

Seite 2: Der kleine Franca, der neue Löwen-Coach und die Torschlange