Cruyff macht Eltern für Gewalt verantwortlich

SID
Das Verhalten der Eltern bei den Spielen der Kinder ist laut Johan Cruyff "skandalös"
© Getty

Der gewaltsame Tod eines Linienrichters rüttelt die Niederlande auf. Vereine, Profis und Bürger wollen Zeichen setzen. Inzwischen wurde ein vierter möglicher Täter festgenommen.

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Nach der tödlichen Prügelattacke auf einen Linienrichter hat sich nun auch Fußballlegende Johan Cruyff zu Wort gemeldet. Der ehemalige Oranje-Star machte am Freitag vor allem die Eltern für Aggression und Gewalt im Fußball verantwortlich. "Wenn man sieht, wie Eltern sich bei einem Spiel von Kindern zwischen sechs und elf verhalten, dann ist das skandalös", sagte Cruyff in Amsterdam. Die Vereine müssten die Eltern viel stärker anpacken. "Es ist Erziehung. Die Kinder kopieren nur, was sie bei ihren Eltern sehen."

Inzwischen nahm die Polizei einen vierten Tatverdächtigen fest. Ein 16-jähriger Amsterdamer soll an der fatalen Misshandlung des 41 Jahre alten Robert Nieuwenhuizen beteiligt gewesen sein, teilte die Polizei am Freitag mit. Drei Jungen im Alter von 15 und 16 Jahren sind bereits in Haft. "Wir schließen weitere Festnahmen sicherlich nicht aus", betonte Polizeisprecher Thomas Aling. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren.

Beisetzung am Montag

Alle Tatverdächtigen gehörten zum Amsterdamer Club SV Nieuw Sloten. Sie sollen am Sonntag den ehrenamtlichen Linienrichter des Amateurvereins SC Buitenboys in Almere bei Amsterdam mehrfach gegen den Kopf getreten und geschlagen haben. Der 41-jährige erlag am Montag seinen schweren Kopfverletzungen. Er wird am Montag beigesetzt.

Als Reaktion auf die tödliche Attacke begann eine landesweite Kampagne gegen Gewalt im Fußball. Alle überregionalen Tageszeitungen veröffentlichten gratis eine ganzseitige Anzeige des Fußballbundes KNVB mit dem Slogan "Ohne Respekt kein Fußball". Alle Bürger wurden aufgerufen, die Anzeige in Fenster und Clubhäuser zu hängen.

Benefiz-Spiel zugunsten der Angehörigen

Der Verein der ehemaligen Nationalspieler kündigte ein Benefiz-Spiel zugunsten der Angehörigen des Opfers an. Eine Auswahl ehemaliger Oranje-Stars will auf dem Platz der Buitenboys in Almere antreten, sagte der Trainer von Ajax Amsterdam, Frank de Boer. Datum und Gegner stehen noch nicht fest.

Im gesamten Land werden Fußballvereine am Samstag des verstorbenen Linienrichters gedenken. Der KNVB hatte alle rund 33 000 Amateurspiele abgesagt. Vor den Spielen der Profiligen wird eine Schweigeminute abgehalten, Spieler und Schiedsrichter sollen einen Trauerflor tragen. Zahlreiche andere Sportverbände schlossen sich der Kampagne an.

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