Italienischer Fußball trauert um "grande Helmut"

SID
Helmut Haller starb am Donnerstag im Alter von 73 Jahren
© Getty

Nach dem Tod von Helmut Haller ist die Anteilnahme in Italien groß. Weggefährten, Medien und Fans trauern um den früheren Serie-A-Legionär, den italienische Gazetten am Freitag als "den ersten großen Deutschen in Italien" würdigten.

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"'Grande Helmut' war mein Idol. In Italien gab es fast keinen Ausländer, der seine Klasse besaß", sagte sein ehemaliger Teamkollege Franco Causio, der mit ihm bei Juventus Turin zwei Meisterschaften feierte.

Auch bei Hallers Ex-Verein FC Bologna war die Betroffenheit groß. "Bewegt nehmen wir am Schmerz von Helmuts Familie Anteil. Mit ihm verlässt uns ein wahrer Champion und ein Teil der Bologna-Familie. Die Welt hat eine herausragende Sport-Persönlichkeit verloren", sagte Präsident Albano Guaraldi.

Der gebürtige Augsburger und 33-malige deutsche Nationalspieler hatte als einer der ersten deutschen Fußballer den Erfolg in Italien gesucht - lange vor Karl-Heinz Rummenigge, Lothar Matthäus oder Rudi Völler. Er wechselte 1962 im Alter von 23 Jahren aus Augsburg nach Bologna und wurde dank seiner Kreativität, Technik und Eleganz schnell zum Publikumsliebling. "Mit der Kugel konnte er alles machen", sagte Uwe Seeler einst über seinen Teamkameraden, mit dem er 1966 gemeinsam im WM-Finale stand und in der legendären Partie in Wembley England nach Verlängerung unterlag.

"So spielt man nur im Paradies"

Im Ausland hatte Haller schon vor Wembley für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. Er führte den FC Bologna 1964 zur ersten und bislang letzten Meisterschaft der Nachkriegszeit und wurde im gleichen Jahr als erster Ausländer zum "Spieler des Jahres" in Italien gewählt. "Er war Deutscher, doch wir haben ihn immer Neapolitaner gerufen, weil er im Teamquartier vor den Heimspielen stets als Erster versuchte auszubüchsen - ein ungemeiner Schlingel", erinnerte sich einst sein ehemaliger Bologna-Mannschaftskamerad Ezio Pascutti. Über die im Meisterjahr von Haller erheblich mitgeprägte Spielweise sagte Trainer Fulvio Bernardini damals: "So spielt man nur im Paradies."

So wurde aus "Il Biondo" (der Blonde) schnell "grande Helmut". Seine Popularität ging so weit, dass ihm der Papst eine Privataudienz gewährte, bevor er zu Juventus Turin wechselte und 1972 und 1973 zwei weitere Meistertitel in der Serie A gewann. Entsprechend bestürzt reagierte auch der italienische Rekordmeister auf die Nachricht, dass Haller nach Jahren der schweren Demenz am Donnerstag im Alter von 73 gestorben ist. "Juventus weint um ein Symbol seiner Klubgeschichte. Der Verein steht der Familie Haller nah und trauert mit ihr", teilte der Klub mit.

"Eine Fußballlegende ist von uns gegangen"

Nach über zehn Jahren in Italien kehrte Haller 1973 nach Augsburg zurück, wo ihn die Fans des FC mit "Haller-Haller-Hallerluja"-Chören begrüßten. Anschließend ließ der Stürmer seine Karriere in Augsburg ausklingen. In der Stadt, die er für immer ins Herz geschlossen hatte. Doch auch Italien war mehr als eine glanzvolle Erinnerung für ihn. Erst kurz vor seinem 70. Geburtstag hatte er gesagt: "In Italien bin ich heute noch bekannter als in Deutschland."

So würdigte ihn die Tageszeitung "La Repubblica" am Freitag mit den Worten: "Er war in antiken Zeiten schon ein moderner Spieler - glänzend in Bologna, phänomenal bei Juventus. Sein Gesicht war stets rot, als käme er gerade vom Oktoberfest und er hatte ein unwiderstehliches Lächeln, das seine Popularität zementierte. Eine Fußballlegende ist von uns gegangen, addio Helmut."