Sicherheitsgipfel: Stehplatzverbot möglich

SID
In der Politik werden auch Stehplätze für die Sicherheitsprobleme in den Stadien verantwortlich gemacht
© Getty

Ein Verbot von Stehplätzen für mehr Sicherheit in Fußballstadien ist für Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich offenbar noch nicht vom Tisch. Sollte es weitere Fälle von Fangewalt geben, "dann wird man auch über diese strikteren Maßnahmen nachdenken müssen", sagte der CSU-Politiker am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin".

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Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier, unterstützt diese Überlegungen. Vereinsvertreter wie Union Berlins Präsident Dirk Zingler sind aber dagegen, während die Deutsche Polizeigewerkschaft das Engagement der Sportklubs vermisst.

Friedrich schränkte seine Überlegungen nach einem Stehplatzverbot jedoch ein. Denn er glaube, dass Maßnahmen wie eine striktere Kontrolle von Stadionbesuchern etwa auf Feuerwerkskörper greifen würden. Solche Maßnahmen sind Thema bei einem Sicherheitsgipfel in Berlin, zu dem Verantwortliche aus Politik, Sportvereinen und Verbänden zusammenkommen.

Vor Beginn des Treffens wurden erneut Stimmen nach einem härteren Durchgreifen gegen das Zünden von Bengalos und Rauchbomben laut. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sagte der "Rheinischen Post": "Die Zeiten für einen Kuschelkurs mit den Fußballchaoten sind vorbei."

"Keine Denkverbote in der Stehplatzverbots-Debatte"

Für den Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier aus Mecklenburg-Vorpommern, zeigten die jüngst verhängten Strafen gegen Fußballvereine in die richtige Richtung. "Wir müssen aber auch aufpassen, dass der Fußball nicht nur aus Geisterspielen besteht", sagte der CDU-Politiker im "Tagesspiegel". Spiele vor leeren Rängen drohen kommende Saison Fortuna Düsseldorf und dem Karlsruher SC.

Um der Situation Herr zu werden, schließt auch Caffier das Verbot von Stehplätzen nicht aus: " In einer solchen Situation darf es nicht von Anfang an Denkverbote geben", sagte der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns dem Radiosender WDR5.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft findet die bisher üblichen Strafen für Ausschreitungen in Stadien zu lasch. Sie würden oft "aus der Portokasse" bezahlt, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt. Er forderte die Innenminister der Länder auf, künftig mehr Druck auf Vereine auszuüben, damit diese ihre Ordner professioneller schulen, Videokameras installieren oder Stadionverbote durchsetzen. Fußballvereine sollten zudem für die hohen Einsatzkosten der Polizei zur Kasse gebeten werden.

Union-Präsident will Täter nicht grundsätzlich verbannen

Gegen ein pauschales Stehplatzverbot gibt es Gegenwehr von Vereinen. "Gewalt und Ausschreitungen in Zusammenhang mit Stehplätzen zu betrachten macht keinen Sinn", sagte Union-Präsident Zingler dem "Tagesspiegel".

Er fügte an: "Eine bestimmte Gruppe von Menschen aus den Stadien zu verbannen, verlagert das Problem nur an andere Orte wie Raststätten oder Bahnhöfe." Darum müsse das Problem "gesamtgesellschaftlich" begriffen werden, sagte Zingler, der sich auch für eine bessere Resozialisierung von Gewalttätern aussprach.

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