Prozess im Fußball-Wettskandal fortgesetzt

SID
Der Prozess um den größten Fußball-Wettskandal wird am Mittwoch fortgesetzt
© Getty

Der erste Prozess um den größten Wettskandal im europäischen Fußball wird am Mittwoch im Bochumer Landgericht mit ersten Aussagen der Angeklagten fortgesetzt. Die Befangenheitsanträge gegen die 13. Strafkammer sowie den Gerichtssprecher Volker Talarowski wurden abgelehnt.

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"Zunächst werden die Entscheidungen über die Ablehnungsgesuche verkündet, dann können sich die Beschuldigten zu ihrem Lebenslauf und eventuellen Vorstrafen äußern", sagte Thorsten Wienecke, stellvertretender Pressesprecher des Gerichts. Für Donnerstag sind die ersten Aussagen zur Sache vorgesehen

Befangenheitsantrag wurde gestellt

Die Verteidiger der Angeklagten Stevan R. und Kristian S. hatten eine knapp zweiwöchige Unterbrechung des Verfahrens erreicht, weil sie nicht nur gegen den Vorsitzenden Richter Carsten Schwadrat und seine Kollegen, sondern auch gegen Talarowski einen Befangenheitsantrag gestellt hatten. Talarowski hatte über die Befangenheit der verhandelnden 13. Kammer mitentschieden, sei aber wegen Interviews als Gerichtssprecher zu dem Prozess selbst befangen, so die Anwälte.

Udo Klaus Duits, Verteidiger von Kristian S., hatte sogar Einsicht in alle Bild-, Ton- und Schriftaufzeichnungen der Interviews von Talarowski gefordert. Dem kam das Gericht nicht nach. "Herr Talarowski hat eine dienstliche Erklärung abgegeben. Daraufhin wurde über den Befangenheitsantrag entschieden", sagte Wienecke.

Gericht steht unter Zeitdruck

Neben Stevan R. und Kristian S. sind im ersten Wettskandal-Prozess Nürettin G. und Tuna A., die von der Staatsanwaltschaft zum Führungskreis der Wettmafia gezählt werden, wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs angeklagt. Die beiden haben durch ihre Anwälte angekündigt, ein Geständnis abzulegen.

Durch die Verzögerung wird der Prozess nicht wie vorgesehen in dieser Woche abgeschlossen. "Es sind weitere Termine notwendig", sagte Wienecke. Dabei steht das Gericht unter Zeitdruck: Wird der Prozess nicht im "beschleunigten Verfahren" fortgesetzt, könnten die Angeklagten aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

Ermittlungen gegen mehr als 250 Personen

Die vier Beschuldigten sollen Spieler und Schiedsrichter bestochen haben, um Spiele in Deutschland und dem europäischen Ausland zu manipulieren, und dann hohe Summe auf diese Partien gesetzt haben. Dabei sollen sie für die Bestechung 370.000 Euro aufgewendet haben. Insgesamt sollen rund zwei Millionen Euro auf die betroffenen 32 Spiele gesetzt worden sein, die Gewinne sollen sich auf 1,6 Millionen Euro belaufen.

Der Prozess ist erst der Auftakt der juristischen Aufarbeitung des Wettskandals. Insgesamt wird gegen mehr als 250 Personen ermittelt. Die Wetteinsätze sollen sich auf rund 12 Millionen Euro, die erzielten Gewinne auf 7,5 Millionen Euro belaufen haben. Die Höhe der gezahlten Bestechungsgelder beträgt nach Angaben der Ermittler etwa 1,5 Millionen Euro.

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