Zehn Jahre nach Kokain-Affäre: Daum überall

SID
Bei der Pressekonferenz 2001 bekräftigte Daum, er habe ein "absolut reines Gewissen"
© Getty

Zehn Jahre nach Bekanntwerden seiner Kokain-Affäre ist der vereinslose Trainer Christoph Daum verbal wieder an allen Fronten aktiv und bringt sich ins Spiel.

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Mal wettert er gegen seinen Ex-Klub 1. FC Köln, dann wieder bringt er sich beim VfB Stuttgart ins Gespräch: Christoph Daum ist vereinslos, aber in den Medien derzeit allgegenwärtig.

Der frühere Meistercoach zeigt sich zehn Jahre nach Bekanntwerden seiner Kokain-Affäre am 20. Oktober 2000 wieder angriffslustig wie zu besten Zeiten.

"Ich wäre gesprächsbereit"

"Ich wäre gesprächsbereit", sagte der vereinslose Fußball-Trainer zuletzt, als er auf ein mögliches Engagement beim VfB angesprochen wurde. Aber nur nach dem bewährten "Modell Magath" - "alle Fäden müssen bei mir zusammenlaufen". In Schwaben kam die Bewerbung aus der Ferne nicht gut an.

"Daum ist kein Thema bei uns und wird auch keins werden", behauptete Sportchef Fredi Bobic. Allerdings pflegt Daum beste Kontakte zu Stuttgarts türkischem Hauptsponsor Gazi - die er bislang nicht nutzte. "Wir haben hier keinerlei ähnlich geartete Gespräche über eine Zusammenarbeit geführt", sagte Daum "Sport1".

Beim VfB war Daum bereits von 1990 bis 1993 als Trainer im Amt und feierte 1992 seinen bislang einzigen deutschen Meistertitel. Es folgten gute Jahre bei Bayer Leverkusen, ehe die Kokain-Affäre seinen Traum platzen ließ. Eine Haarprobe machte den Drogenkonsum des damals 46-Jährigen vor zehn Jahren amtlich - die bevorstehende Beförderung zum Bundestrainer fiel ins Wasser.

Abtauchen in Florida

"Ich bin aus der Sache gestärkt hervorgegangen", sagt Daum über die schlimmste Zeit seiner Karriere. Er tauchte in Florida ab und traute sich erst Monate später nach Deutschland zurück.

Während Rudi Völler Bundestrainer wurde, war Daum sportlich geächtet und warb im privaten Umfeld für Verständnis: "Ich habe das alles mit meiner Familie und meinen Kindern, die mir die nächsten Menschen sind, aufgearbeitet."

Auf dem Weg aus der Krise machte Daum viele negative Erfahrungen. "Über 90 Prozent meines Freundeskreises sind weggefallen", sagte er. Sportlich ging es wieder aufwärts. Nach Jobs in der Türkei und Österreich kehrte er 2006 für drei Jahre zum 1. FC Köln zurück. Nach einem kurzen Abstecher in die Türkei zu Fenerbahce Istanbul ist Daum, der am Sonntag 57 Jahre alt wird, derzeit ohne Job.

Kölner Grise geht ihm nahe

Die Krise bei seinem Stammverein 1. FC Köln geht ihm besonders nahe. Dort leide man mal wieder unter den hohen Erwartungen des Umfeldes: "In Köln geht es in den nächsten zwei, drei Jahren einzig um den Klassenerhalt", betonte Daum und bescheinigte dem aktuellen Coach Zvonimir Soldo eine gute Arbeit.

Er habe seine Aufgabe mit dem Klassenerhalt im letzten Jahr "einwandfrei erfüllt." Und wenn Soldo den Abstieg erneut verhindere, habe er "hervorragende Arbeit geleistet".

Auch für die Kritik von Nationalspieler Lukas Podolski zeigte Daum Verständnis. Man habe Podolski bei dessen Verpflichtung skizziert, dass man mit Transfertätigkeiten einen weiteren Schritt nach vorne machen wolle. Die wirtschaftliche Situation habe diesen Schritt allerdings nicht zugelassen. "Insofern muss man Lukas auch mitteilen, dass sich die Situation verändert hat", sagte Daum. Dies wiederum kam in Köln nicht gut an.

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