Bayern-Erfolgscoach Dettmar Cramer wird 85

SID
Dettmar Cramer gewann mit Bayern München 1976 den Weltpokal
© Getty

Ex-Bayern-Coach Dettmar Cramer feiert heute seinen 85. Geburtstag. Der "Fußball-Professor" holte mit dem Rekordmeister in den 70er Jahren zweimal den Europapokal der Landesmeister.

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Dettmar Cramer hat Sepp Maier längst verziehen. Der ehemalige Nationaltorwart hat den Ex-Trainer von Bayern München mal als "laufenden Meter" bezeichnet, "aber der Sepp hat halt einen ganz eigenen Witz. Ich bin 1,65m groß, und nicht kleiner, nicht größer geworden", sagt Cramer vor seinem 85. Geburtstag am Sonntag - und fügt an: "Im Krieg hat das gereicht."

Cramer musste Zeit seiner Trainerkarriere mit Spitznamen leben. Fußball-Deutschland kannte ihn nach einem berühmt gewordenen Foto im Münchner Olympiastadion als "Napoleon", für den früheren Präsidenten der Bayern, Wilhelm Neudecker, war er "der kloane Furz". Die meisten seiner vielen Weggefährten nennen Cramer - wie etwa Franz Beckenbauer - aber noch heute respektvoll den "Professor".

Cramer der Fußball-Philosoph

Kaum einer spricht so geschliffen über seinen Sport wie Cramer es vermag. "Er redet über Fußball, bis auch der letzte Mann am Boden liegt", hat seine Frau einmal gesagt. Cramers Sätze sind dabei aber auch im hohen Alter noch ebenso druckreif wie lebensklug. "Fußball ist ein Spiel aus Raum und Zeit", "der springende Punkt ist der Ball", oder "solange besser möglich ist, ist gut nicht genug", sind nur einige der Sinnsprüche des Fußball-Philosophen.

Cramer spricht den letzten Satz, sein Lebensmotto, in einem Werbespot, der ihn 2009 der breiteren Öffentlichkeit wieder zurück ins Gedächtnis rief. "Dazu gibt es nichts Besonderes zu sagen. Die wollten halt ein Filmchen mit mir machen", erzählt er, getreu einem anderen seiner Sprüche: "Nicht das Reden ist wichtig, wichtig ist, dass man etwas tut." Daran hat er sich immer gehalten - mit Erfolg.

Seine erfolgreichste Zeit hatte er beim FC Bayern, mit dem er zweimal den Europacup der Landesmeister und 1976 auch den Weltpokal holte. Dabei schien seine Zeit bereits abgelaufen, noch ehe sie so recht begonnen hatte. Bayern-Manager Robert Schwan bezeichnete die Verpflichtung des gebürtigen Dortmunders als "schwersten Fehler meines Lebens", Neudecker sagte: "Am Ende haben wir alle Abitur, aber keine Punkte."

Von den Mohikanern zum Häuptling ernannt

Im Rückblick sieht Cramer Parallelen zum aktuellen Bayern-Coach Louis van Gaal. "Wenn so starke Persönlichkeiten aufeinandertreffen, gibt es anfangs Schwierigkeiten. Es muss sich alles erst einstellen, das ist geschehen", sagt er.

Cramer brachte sein Team mit teilweise ungewöhnlichen Methoden auf Vordermann. So soll er etwa dem jungen Karl-Heinz Rummenigge vor dem Finale im Landesmeister-Cup 1976 zwei Beruhigungs-Cognacs eingeflößt haben.

In Deutschland war Cramer zudem bei Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und eine Woche bei Hertha BSC Berlin aktiv, in 90 Ländern lehrte er Fußball. Das brachte ihm zwei Ehrenprofessuren ein, von den Mohikanern und Sioux wurde er ehrenhalber zum Häuptling ernannt. Den vielleicht größten Respekt genießt er in Japan, wo er als Vater des modernen Fußballs gilt.

Millionen von Flugkilometern

Auch Cramer entwickelte sich in Japan weiter. "Ich habe einen ekligen Charakter, keine Geduld und ein hässliches Temperament. Das ist für einen Pädagogen berufsschädigend. Von ihnen habe ich Geduld gelernt", sagt er. Noch heute fliegt er mindestens zweimal im Jahr nach Fernost, bildet Trainer fort. "Ich bin mehrfacher Millionär", sagt er, "aber nicht in Euro, sondern in Flugkilometern."

Er wolle aktiv und dem Fußball verbunden bleiben, "solange ich es kann", sagt Cramer. Um sich fit zu halten, steht er jeden Morgen um halb sechs auf und macht an seinem Trainingsturm in seinem Haus in Reit im Winkl seine Übungen.

Eine große Feier zum 85. hat Cramer nicht geplant. "Wir machen das spontan, es ist ja kein besonderer Tag", sagt er. Aber der Ehrentag eines besonderen Menschen.

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