Herber Rückschlag bei den Vorbereitungen

SID
Stadion, Kiew, EM 2012
© Getty

Kiew/Wien - Die Organisatoren der Fußball-EM 2012 in Polen und der Ukraine haben bei ihren Turnier-Vorbereitungen einen weiteren herben Rückschlag hinnehmen müssen.

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Die ukrainische Regierung kündigte den umstrittenen Vertrag mit einem taiwanesischen Baukonsortium zur Renovierung des Olympiastadions in Kiew. In der Arena mit dann 80 000 Plätzen soll in vier Jahren das Finale stattfinden.

Bis zum 26. Juni sollen Angebote anderer Firmen geprüft werden, teilte der stellvertretende ukrainische Sportminister Rostislaw Karandiew mit. Bis zum 27. Juni müssen die Osteuropäer der UEFA eine Liste mit fünf möglichen EM-Stadien vorlegen. "Wir hoffen, dass wir diese Frist einhalten können", sagte Karandiew.

Ultimatum von Platini 

UEFA-Präsident Michel Platini hatte den EM-Organisatoren beim Kongress im Januar in Zagreb ein generelles Ultimatum bis Juli gestellt, um Lösungen für die gravierenden Infrastrukturprobleme zu finden. Eine erstmalige Neuvergabe der EM-Gastgeberrolle gilt längst nicht mehr als ausgeschlossen. Spanien soll heißer Ersatz-Kandidat sein.

Platini und die Administration der Europäischen Fußball-Union (UEFA) geben für die Dauer des laufenden EM-Turniers in Österreich und der Schweiz keine offiziellen Statements zur nächsten EM ab. Anfang Juli wird eine Delegation mit ranghohen UEFA-Mitgliedern um Platini zu einer Inspektionstour in beide Gastgeberländer reisen.

Die polnische Regierung beschloss unterdessen ein mehrjähriges Programm zur Vorbereitung der EM. Wie das Pressebüro der Regierung in Warschau mitteilte, sollen von 2008 bis 2012 die Gesamtkosten des Programms rund 3,5 Milliarden Zloty (rund eine Million Euro) betragen.

Etwa die Hälfte davon (1,8 Milliarden Zloty) sollte aus dem Staatshaushalt kommen. Die Regierung will unter anderem die Finanzierung des Baus des Nationalstadions in Warschau komplett übernehmen. Die Modernisierung der EM-Stätten in Gdansk, Poznan, Wroclaw, Chorzow und Krakow solle mitfinanziert werden.

Vergabe der Baugenehmigung nicht transparent 

In Kiew hatte es seit Monaten Diskussionen um die Vergabe an das taiwanesische Baukonsortium für das größte Stadion gegeben. Die Firma hatte Angebote von 14 anderen Unternehmen aus Österreich, China, England, Deutschland und der Ukraine selbst ausgestochen. Sogar Premierministerin Julia Timoschenko hatte die Vergabe als nicht transparent genug bezeichnet. Die veranschlagten Kosten waren nicht veröffentlicht worden.

Die ukrainischen EM-Vorbereitungen werden seit Monaten von bürokratischen Streitereien begleitet, die sich speziell um das Kiewer Olympiastadion ranken. Ein Einkaufszentrum, das einem heimischen Baukonsortium gehört, muss für die Umbaumaßnahmen abgerissen werden. Damit hätte eigentlich bereits am 23. Juni begonnen werden sollen.

Die ständigen Verzögerungen in beiden EM-Ländern und die ungewöhnlich klar geäußerten Sorgen seitens der UEFA hatten Versicherungen bis zur höchsten politischen Ebene zur Folge gehabt. Polen und die Ukraine hatten im April 2007 völlig überraschend den Zuschlag für die Ausrichtung der EM erhalten. Eigentlich galt Italien als Favorit. Platini hatte bei seiner Wahl zum UEFA-Chef knapp drei Monate zuvor viele Stimmen osteuropäischer Länder erhalten.