Sicherheitsrisiko Südafrika?

SID
Blatter, Sepp
© Getty

Durban - Die Ermordung des ehemaligen österreichischen Fußballprofis Peter Burgstaller in Durban hat die Sicherheitsdebatte um die WM 2010 in Südafrika neu belebt.

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Der 43-Jährige war unmittelbar vor der WM-Auslosung auf einem luxuriösen Golfplatz nahe der Stadt mit einem Brustschuss entdeckt worden, teilte die Polizei mit.

Burgstaller war nicht Mitglied der österreichischen Delegation, doch sein gewaltsamer Tod sorgte für einen Schock in der versammelten Fußball-Familie. "Es ist tragisch, was da passiert ist, und es wird natürlich mit der WM in Verbindung gebracht, auch wenn es nichts damit zu tun hat", sagte der deutsche Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, der den Toten aus gemeinsamen Zeiten bei Austria Salzburg kannte.

Auch Franz Beckenbauer zeigte sich erschrocken. "Man muss die Gründe kennen, bevor man einen Kommentar abgibt. Wir sind natürlich alle betroffen. Wir sind zusammen hergeflogen. Man muss abwarten, was die genaue Ursache ist", sagte er im "ZDF".

"Das ist ein Wahnsinn", meinte der ehemalige Bundesliga-Profi Andreas Herzog als Mitglied der österreichischen Delegation. Der Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach, betonte in der "ARD", dass Südafrika als Gastgeber weiter großes Vertrauen genieße, auch "wenn es im Moment schwer fällt".

"Er ist ein Tourist"

FIFA-Präsident Joseph Blatter versuchte, den tragischen Vorfall herunterzuspielen und dementierte eine Verbindung zu dem sportlichen Großereignis - das Opfer sei nicht für die Auslosung nach Südafrika gereist. "Er ist ein Tourist. Er ist kein Mitglied der Delegation. Wir beklagen den Tod, so wie wir in unserer Organisation jeden Tod beklagen", sagte der Chef des Weltverbandes.

Man könne das Verbrechen nicht in Beziehung zu den Vorbereitungen auf die erste Fußball-WM in Afrika setzen. "Eine Parallelität herzustellen, wäre eine unzulässige Antwort", sagte der Schweizer. Weltweit gebe es Verbrechen, sagte Blatter und verwies auf einen Überfall auf ein 16 Jahre altes Mädchen in Zürich.

Treffen mit Beckenbauer

Nach Angaben von DFB-Generalsekretär Niersbach hatten sich Burgstaller und Beckenbauer zufällig auf dem Flug nach Durban getroffen. Dabei habe der Österreicher Beckenbauer um Karten für die Auslosung gebeten. "Diese Anfrage wurde auf den Weg gebracht", sagte Niersbach.

Burgstaller befand sich seit Freitag in Südafrika und war nach dem Einchecken im Hotel auf den mit einem Elektrozaun gesicherten Golfplatz gegangen. Als Sicherheitspersonal seine Leiche fand, waren Handy und Golfausrüstung verschwunden. Der zweifache Familienvater hatte nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur "APA" eine Event-Agentur in Salzburg geführt.

Kriminalitätssumpf

Sein Tod ist eine weitere Gewalttat im künftigen WM-Gastland, wo nach der jüngsten offiziellen Polizeistatistik im vergangenen Jahr 19.202 Morde registriert wurden - mehr als 52 Morde pro Tag. Hinzu kommt eine ebenso hohe Zahl versuchter Morde. Die Zahl der schweren Raubüberfälle lag 2006/07 (31. März) bei 126.558.

Auch die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen erreicht mit mehr als 50.000 pro Jahr traurige Rekordwerte. Nach den Erkenntnissen eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses enden gerade mal 30 Prozent aller Straftaten mit einer Verurteilung der Täter.

"Weckruf"

Die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) sprach von einem "Weckruf" für die Polizei. Sie müsse endlich effektiver gegen Verbrechen vorgehen. Der Präsident der südafrikanischen Golfanlage, auf der Burgstaller erschossen wurde, forderte in der Zeitung "Sunday Tribune" angesichts der Unfähigkeit der Regierung bei der Kriminalitätsbekämpfung zum WM-Boykott auf.

Die Organisatoren hatten betont, dass sich kein Auslosungs-Gast Sorgen um seine Sicherheit machen müsse.

Bierhoff ausgeraubt

Oliver Bierhoff erlebte unterdessen eine unangenehme Überraschung. Auf dem Weg zum Frühstücksbuffet wurde ihm im Hotel die Aktentasche geklaut. Darin befanden sich neben Unterlagen für die Auslosung der WM- Qualifikationsgruppen auch der Reisepass und das Mobiltelefon des Ex- Profis. "Wenn man sieht, was heute noch passiert ist, ist das nicht tragisch. Das ist alles ersetzbar", sagte Bierhoff. Seit der Vergabe der WM an Südafrika im Mai 2004 wird die hohe Kriminalitätsrate im Kap-Staat als großes Problem für das Turnier im Jahr 2010 gesehen.

In Durban sind über das Wochenende mehr als 3000 Sportfunktionäre und Journalisten zu Gast, um die in weltweit 200 Ländern übertragene Vorrundenauslosung für die Fußball-WM zu verfolgen. In der Stadt patrouillieren daher mehr als 1000 zusätzlichen Soldaten und Polizisten. Zusätzlich sind diverse Armee- und Polizeihelikopter aufgeboten.