Fußball bald an Weihnachten?

SID
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© Getty

Stuttgart - Bei zunehmend kühleren Temperaturen wird das Thema Winterpause im deutschen Profifußball bald wieder heiß diskutiert. Die sechswöchige Auszeit beibehalten - oder doch abschaffen?

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"Das ist keine heilige Kuh mehr, darüber kann man nachdenken", sagt nicht nur Erwin Staudt, der Präsident des deutschen Meisters VfB Stuttgart, in einer dpa-Umfrage.

Bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist das Thema aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. "Ein paar Parameter haben sich verschoben", räumt ein DFL-Sprecher ein. Man sei mit den Clubs im ständigen Austausch.

Der Vorstand des Ligaverbandes der DFL hatte bei seiner Sitzung Mitte August die Neuregelung der Sommer- und Winterpause nach eingehender Diskussion verschoben.

Bei den DFL-Verantwortlichen gab es bereits Gedanken, die Winterpause von der Saison 2009/2010 an zu streichen. Gespielt werden könnte - wie auch in Englands Premier League - sogar am zweiten Weihnachtsfeiertag, was viele Fernsehzuschauer und somit hohe Werbeeinnahmen verspricht.

In diesem Jahr sechs Wochen Pause

In dieser Saison rollt in der 1. und 2. Bundesliga vom 17. Dezember bis 31. Januar wieder kein Ball. Die Clubs nutzen die Zeit wie gewohnt, um ihre Profis erst in den Urlaub und dann in die Trainingslager zu schicken. Hansa Rostocks Kapitän Stefan Beinlich, der Anfang der 90er drei Jahre bei Aston Villa unter Vertrag stand, hätte hier zu Lande gerne britische Verhältnisse.

"Ich wäre für die Abschaffung der Winterpause, wenn dadurch die Sommerpause länger wird. Das Wetter im Dezember und Januar ist ist oft besser als im Februar, das würde Sinn machen", sagt der 35-Jährige, der nur eines vermissen würde: "Der Ski-Urlaub mit der Familie würde ausfallen. Aber das ist ja nicht entscheidend."

Alle Bundesliga-Vereine mit Rasenheizung

VfB-Präsident Staudt verweist darauf, dass die Pause zur Saisonhälfte ursprünglich eingeführt worden war, weil die Plätze vereist waren. Dieses Witterungsproblem stellt sich bei Rasenheizungen, über die alle Erstligisten verfügen müssen, nicht mehr.

Den Vereinen machen - wenn der Winter richtig hereinbricht - eher verschneite Ränge und Stadiondächer zu schaffen. Doch der Klimawandel könnte die Situation in den nächsten Jahren weiter entschärfen.

Für Ex-Bundestrainer Rudi Völler gibt es beim Thema Winterpause "keine absolute Wahrheit, keine Ideallösung".

Der Sportchef von Bayer Leverkusen gibt zu bedenken: "Andere Länder sagen, die Deutschen sind clever, weil die Spieler in dieser Phase regenerieren und nochmal durchatmen können." Schade sei es andererseits, dass ein "toller Fußball-Monat wie der Juni" nicht genutzt wird."

Stevens gegen Abschaffung

Huub Stevens, der Trainer des Hamburger SV, findet die Idee, die Winterpause abzuschaffen "nicht so gut". Der Terminkalender sei so eng, "dass die Spieler die Regeneration im Winter gut gebrauchen können. Sollte die Pause wegfallen, müssten sie ein Jahr durchspielen."

Sein Kollege Jürgen Klopp vom FSV Mainz 05 sieht es nicht nur pragmatisch: "Wir brauchen dieses Break, um uns sammeln zu können. Zudem ist Weihnachten die Zeit der Besinnung, die Zeit für die Familie."

Die Vorbereitung auf die Rückrunde, argumentiert hingegen Staudt, würde zwar de facto flachfallen. "Aber die Engländer, die insgesamt viel mehr Spiele haben als wir, kriegen das ja auch hin. Außerdem könnte man dadurch die Sommerpause verlängern, was für die Regeneration der Spieler gut wäre."