Deutsch-Iranisches Politikum

SID
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© Getty

Frankfurt/Main - Die Absage des Deutsch-Iraners Ashkan Dejagah für das Israel-Länderspiel wird immer mehr zum Politikum. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, forderte den Ausschluss des U-21-Profis aus der Nationalmannschaft.

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Der für den Bundesligisten VfL Wolfsburg spielende Dejagah hatte seine Teilnahme am EM-Qualifikationsspiel in Israel "aus persönlichen Gründen" abgesagt. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla übte ebenfalls deutliche Kritik.

Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, räumte indes Fehler ein und machte es von einem Gespräch mit Dejagah abhängig, ob dieser noch einmal für eine deutsche Nationalmannschaft nominiert werde.

Zentralrat der Juden fordert den Ausschluss Dejagahs

"Wer wie der deutsch-iranische U-21-Nationalspieler Ashkan Dejagah ein Länderspiel gegen Israel verweigert, handelt zutiefst unsportlich, denn gerade sportliche Wettkämpfe werden friedlich, respektvoll ausgetragen und überwinden politische Spannungen", erklärte Knobloch in München.

"Als Nationalspieler repräsentiert der Wolfsburger die Bundesrepublik. Da diese im Bewusstsein ihrer historischen Verantwortung freundschaftliche Beziehungen zum jüdischen Staat unterhält, wäre es ein großer Affront, dieses antiisraelische Verhalten stillschweigend zu dulden. Ich erwarte deshalb, dass der DFB den Spieler aus der deutschen Nationalmannschaft ausschließt", sagte Knobloch.

Zwanziger räumt Fehler ein

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla machte deutlich: "Die deutschen Nationalmannschaften, egal in welcher Sportart, sind immer auch Repräsentanten unseres Landes. ... Wer Deutschland im Nationaldress vertritt, ob gebürtiger Deutscher oder Zugewanderter, muss sich zu unserer durch Geschichte und Kultur geprägten Gemeinschaft bekennen. Wer dies aus persönlichen politischen Gründen nicht will, muss das Trikot der Nationalmannschaft abgeben."

Zwanziger räumte inzwischen Fehler ein. "Wir haben Dejagahs Entschuldigung zu schnell akzeptiert", sagte der DFB-Präsident im hr-Inforadio. "Wir hätten mehr nachfragen und nachbohren müssen." Dies werde der DFB nun nachholen. Er selbst wolle das Gespräch mit dem Spieler suchen.

DFB will Verantwortungsgefühl abfragen

"Ich werde es ihm etwas schwerer machen und versuchen, das Verantwortungsgefühl abzufragen, das er als deutscher Nationalspieler zeigen muss", sagte Zwanziger. Von diesem Gespräch hänge ab, ob Dejagah noch einmal für eine deutsche Nationalmannschaft nominiert werde.

Grundsätzlich müsse sich Dejagah aber entscheiden, für welches Land er spielen wolle. "Heute bin ich Iraner, morgen Deutscher, wie es mir passt, das wird nicht gehen", sagte Zwanziger dem Sender. Als junger Mensch habe Dejagah allerdings auch das Recht, Fehler zu machen und hinzuzulernen.

Dejagah bittet um Verständnis

Zwanziger hatte schon vorher klar gemacht: "Wir werden nicht hinnehmen, dass ein deutscher Nationalspieler aus Gründen der Weltanschauung seine Teilnahme an einem Länderspiel absagt." Zwanziger hatte die Entscheidung von Trainer Dieter Eilts respektiert, "weil er mir vermitteln konnte, dass der Spieler Gründe angeführt hat, die im privaten Bereich liegen".

In einer DFB-Pressemitteilung hatte Dejagah erklärt: "Ich bitte um Verständnis, dass diese Gründe sehr persönlicher Natur sind und in meinem engsten familiären Umfeld begründet liegen."

In der "Bild"-Zeitung war der 21-Jährige so zitiert worden: "Das hat politische Gründe. Jeder weiß, dass ich Deutsch-Iraner bin." Seit der Islamischen Revolution von 1979 lehnt es der Iran ab, Israel anzuerkennen und verbietet seinen Staatsbürgern die Einreise sowie den sportlichen Wettkampf.

Zwanziger legt Gedenk-Kranz nieder

Vor seiner Abreise mit dem U-21-Nationalteam zum EM-Qualifikationsspiel nach Tel Aviv sagte Präsident Zwanziger auf der DFB-Homepage: "Der DFB und der deutsche Fußball fühlen sich seit Jahrzehnten mit Israel und dem Israelischen Fußball-Verband verbunden.Diese Tradition möchten wir gerade mit Blick auf das 60-jährige Bestehen, welches der Staat Israel im nächsten Jahr begehen wird, vertiefen und fortsetzen."

Unmittelbar nach der Ankunft wird der DFB-Präsident die Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Westhügel von Jerusalem besuchen und einen Kranz zum Gedenken an die Opfer des Holocaust niederlegen. Am Donnerstag stehen Gespräche mit Spitzenvertretern des Israelischen Fußball-Verbandes in Tel Aviv auf dem Programm.

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