Harder, Better, Faster, Crash!

Von Alexander Maack
Die Lotus-Piloten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean wurden in Monaco von Daft Punk begleitet
© imago

Auch in der Formel-1-Saison 2013 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Maack nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 6: Monaco-GP.

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Super. Da freut sich der Formel-1-Redakteur an einem Wochenende im Jahr darauf, dass die Reifen überhaupt keine Rolle spielen und dann testet Mercedes mit Pirelli in Barcelona, obwohl das sportliche Reglement das verbietet.

Hier soll es dennoch weiter um das Fahrerische gehen. Und da haben drei Deutsche mehr überzeugt als alle anderen. Der Monaco-GP bot einige Überraschungen, allerdings auch das Comeback des Leichtsinns. Zeit für eine Abrechnung!

Platz 1, Nico Rosberg: Schon in Barcelona hatte der Mercedes-Pilot einen Masterplan für sein Heimrennen in Monaco entwickelt: Im Qualifying auf Startplatz eins fahren, danach als Lokomotive das Feld anführen und die Waggons hinter sich halten.

Gesagt, getan. Rosberg sicherte sich in allen Trainingssession und dem Qualifying die Bestzeit. Wieder starteten beide Silberpfeile in Reihe eins. Doch dieses Mal ging die Reise nicht nach hinten, stattdessen kontrollierte der Deutsche das Feld.

"Wir haben sie sehr schnell erwartet und dann sind das zwei silberne Reisebusse auf Ausflugsfahrt", scherzte Vettel später. Rosberg setzte die Mercedes-Taktik perfekt um. Er fuhr nur so schnell wie unbedingt nötig, damit er nicht überholt wird. Wer jetzt "langweilig" ruft, dem sei gesagt: So sieht Racing aus, wenn man das schnellste Auto hat.

Platz 2, Adrian Sutil: Gestatten? Weltmeister-Killer mit Feingefühl. Nachdem der Gräfelfinger am Start noch einen Platz zurückfiel, hielt er sich lange zurück. Anstatt wie manche Mexikaner bei Tempo 290 mit offenem Visier so viel Fahrtwind einzusammeln, dass er den Bremspunkt dauerhaft vefehlt, tuckerte der Force-India-Pilot auf Platz neun dem langsamen Reisebus hinterher.

In der Pause vor dem Restart fand Sutil dann Zeit, um sich etwas genauer zu orientieren. "Ich habe gemerkt, dass die Haarnadelkurve eine Chance zum Überholen bietet", erklärte Sutil. In Runde 51 schnappte er sich den 2009er Weltmeister Jenson Button. "Adrian hat mich überrascht, weil ich nicht geglaubt habe, dass dort jemand rumkommt", gab der Engländer zu.

Sechs Runden später überholte Sutil an derselben Stelle auch Fernando Alonso. Der Comebacker ist einer der schnellsten Piloten der Saison. Und wenn künftig nochmal jemand behauptet, Überholmanöver sei in Monaco unmöglich, möge er bitte bei Force India anklopfen.

Platz 3, Sebastian Vettel: Der nächste Rekord: Jüngster Pilot mit 50 Podestplatzierungen in der Geschichte der Formel 1. Vettel ist der größte Gewinner des Wochenendes. 21 Punkte trennen den Heppenheimer vom WM-Zweiten Kimi Räikkönen. In Monaco zeigte Vettel was ihn von anderen abhebt: Im Qualifying das Maximale herausgeholt, konstant auf den Führenden Druck aufgebaut und rechtzeitig Absicherung betrieben, als der Sieger feststand.

Wie viel Pace er wirklich hatte, zeigte Vettel, als er in der vorletzten Runde zur eigenen Befriedigung die schnellste Rennrunde fuhr. 0,8 Sekunden schneller als Kimi Räikkönen auf frischen Reifen, 1,6 Sekunden gegenüber dem eigentlich leistungsstärkeren Mercedes von Lewis Hamilton.

Platz 4, Jean-Eric Vergne: Der Franzose bekommt den Sympathiepreis, weil er statt eines Glitzerhelms das Design seines vor 40 Jahren in Watkins Glen tödlich verunglückten Landsmanns Francois Cevert auspackte. Dafür gibt's aber keine Punkte. Die erhält Vergne für seine Leistung im wichtigsten Qualifying des Jahres. Wegen des Regens war Q1 kompliziert. Der 23-jährige Franzose fuhr dennoch auf Rang zwei.

In Q2 legte er sieben Zehntel zwischen sich und Teamkollege Daniel Ricciardo und ging erstmals in dieser Saison von einem Top-Ten-Platz ins Rennen. Durch seinen effektiven Grand Prix ohne Fehler und die schonende Fahrweise brachte Vergne schließlich Platz acht ins Ziel. Vielleicht sollte er seinen neuen Helm behalten. Francois Cevert wurde auf Tyrrell-Ford 1971 immerhin WM-Dritter.

Platz 5, Paul di Resta: Ich hatte bereits bei Adrian Sutil erwähnt man möge bitte bei Force India anklopfen, wenn Erklärungsbedarf zum Überholen in Monaco besteht. Während Ferraris Felipe Massa sich etwa komplett zurückhielt, brauste Di Resta fast unbemerkt durchs Feld.

Zehn Plätze gewann der Schotte im Rennverlauf. Hätten die Safety-Car-Phasen nicht die aggressive Strategie mit einem extrem frühen Boxenstopp zunichte gemacht, wären es sogar noch mehr geworden.

Platz 6, Jenson Button: Probleme mit der Benzinpumpe im Qualifying ließen Button nicht über Startplatz neun hinauskommen. Rang fünf wäre möglich gewesen, ließ der Weltmeister von 2007 verlauten. Der McLaren-Pilot holte im Rennen abermals das Maximum heraus. Er attackierte Fernando Alonso unter anderem in der Loews- und der Rascasse-Kurve mit dem Mut der Verzweiflung, kam aber nicht vorbei.

Platz 7, Mark Webber: Zwei Zehntelsekunden Rückstand auf den eigenen Teamkollegen Sebastian Vettel sind für den Monaco-Experten zu viel. Immerhin legte er ungewöhnlicherweise einen wirklich guten Start hin, von dem er durch die Mercedes-Blockade aber nicht profitieren konnte. Insgesamt ein solides Wochenende des Australiers, bei dem Highlights jedoch spärlich gesät waren.

Platz 8, Lewis Hamilton: Nach Felipe Massas Crash kostete der Doppelstopp von Mercedes Hamilton den sicheren Platz auf dem Podest. Daran war der Brite unschuldig. Fast. Mit seinem aggressiveren Fahrstil hatte er wesentlich mehr Probleme, die Temperatur der Reifen ins optimale Arbeitsfenster zu bekommen als Teamkollege Nico Rosberg.

Im Gegensatz zum Deutschen kämpfte er am ganzen Wochenende mit dem Verschleiß auf der Vorderachse. Besonders in den Trainings überzeugte der 28-jährige Mercedes-Pilot nicht. Aus dem riesigen Potenzial des Silberpfeils hat Hamilton zu wenig gemacht. Deswegen reicht es nur zur Platz acht im Driver-Ranking.

Platz 9, Kimi Räikkönen: Auch der Iceman hatte in Monaco Probleme. Beim traditionellen Ein-Stopp-Rennen kam durch den zusätzlichen Reifenwechsel beim zwischenzeitlichen Rennabbruch seine größte Stärke nicht zur Geltung. Stattdessen hatte Räikkönen Probleme mit der Geschwindigkeit der Spitze mitzuhalten.

Es war dennoch kein schlechtes Rennen des Finnen. Besonders die letzten Runden nach dem zusätzlichen Boxenstopp wegen des aufgeschlitzten Reifens zeigten, wie schnell der Iceman fahren kann, wenn er sich nicht zurückhalten muss. Durch die herausragenden Leistungen der anderen Fahrer reicht es dennoch nur zu zwei Punkten im Driver-Ranking.

Platz 10, Giedo van der Garde: Die Wetterbedingungen ermöglichten dem Niederländer erstmals den Einzug in Q2. Beim Slick-Poker brachte sein Plan eines frühen Wechsel auf Slicks wegen des ausbleibenden Regens jedoch keinen Erfolg, immerhin ließ er Williams-Pilot Pastor Maldonado noch hinter sich.

Das Rennen war dagegen schnell gelaufen: Auffahrunfall mit Maldonado, Reifenprobleme durch den beschädigten Unterboden, zusätzlicher Boxenstopp zum Nasenwechsel. Da zusätzlich auch noch KERS ausfiel, war eine neuerliche Überraschung nicht mehr möglich.

Härtefall, Sergio Perez: Machete! Die spektakulärsten Überholmanöver des Monaco-GP lieferte Sergio Perez. Und schoss damit vollkommen übers Ziel hinaus. Risiko ja. Aber was Perez fabrizierte, wäre zum reinsten Gemetzel ausgeartet, hätten seine Konkurrenten nicht ein ums andere Mal reaktionsschnell gehandelt und in der Hafenschikane den Notausgang genommen. Eine kleine Siesta zur Beruhigung würde dem 23-Jährigen vielleicht weiterhelfen.

Untauglich, Romain Grosjean: Mit "Harder, Better, Faster, Stronger", begeisterte die französische House-Kombo Daft Punk 2001 ihre Fans. Beim Besuch beim Lotus-Team an diesem Wochenende haben die Musiker Romain Grosjean offenbar einen ordentlichen Ohrwurm verpasst. Der in der Saison 2013 bisher kontrolliert fahrende Franzose fuhr im Fürstentum wieder härter, besser, schneller. Stärke bewiesen dabei nur die Leitplanken.

Der Crash im Training am Donnerstag wäre noch zu verschmerzen gewesen. Der nächste Unfall im Samstagstraining verbaute Grosjean jedoch eine gute Platzierung im Qualifying. Nachdem er im Rennen 60 Runden lang hinter von Daniel Ricciardo festhing, packte der 27-Jährige den Hammer aus und knallte dem Toro Rosso mit größtmöglichen Anlauf aufs Heck. Drei Unfälle an einem Wochenende sind eindeutig zu viel. Zeit für neue Musik. Für den Kanada-GP empfehle ich Celine Dion: Treat Her Like a Lady.

Meine Punkte für das Monaco-Wochenende:

Der Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM